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Das Blut des Skorpions

Das Blut des Skorpions

Titel: Das Blut des Skorpions Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Massimo Marcotullio
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entführen?«
    »Wenn man es mit dem Teufel zu tun hat, muss man zu teuflischen Methoden greifen«, lautete der lakonische Kommentar des Großmeisters. »Die Entführung war in der Tat der komplizierteste Teil. Die entscheidende List stellte ein Abführmittel dar.«
    »Ein Abführmittel?«, fragte Beatrice mit vor Erstaunen geweiteten Augen.
    »Genau. Unter Mithilfe eines Verbündeten ist es mir gelungen, Muti ein Laxativ zu verabreichen. Er musste plötzlich dringend die Latrinen aufsuchen, wo Zane ihn schon erwartete, der ihn schnell überwältigte und in dem Sack fortschaffte. Den Rest hast du selbst gesehen.« »Unglaublich! Muti hat aber doch sicher noch seine Leute im Palast. Um mich zu entführen, meine ich.«
    »Gewiss. In diesem Moment warten sie vermutlich ungeduldig auf ein Zeichen ihres Auftraggebers. Tja, da können sie lange warten.«
    »Werden sie nicht irgendwann auf eigene Faust zuschlagen?«
    »Das kann man nicht ganz ausschließen, ist aber unwahrscheinlich. Muti bedient sich gewöhnlich der übelsten Schurken Roms, die sich vor nichts und niemandem fürchten – außer vor dem Inquisitor, der jagt ihnen Angst ein. Ohne ein ausdrückliches Signal von ihm werden sie nicht in Aktion treten, weil sie wissen, dass ein Fehlschlag durch eigenmächtiges Handeln sie mehr kosten wird als das Leben. Trotzdem sollten wir auf alle Fälle die Augen offen halten.«

KAPITEL LXIX
     
    Der Skorpion strich zum zigsten Mal über den glatten, warmen Bernstein in der Tasche seines Überrocks und fühlte sich gestärkt. Der Schachzug zur Wiedererlangung seines Talismans war ein voller Erfolg gewesen. Die Musketiere waren sofort auf den Trick hereingefallen und hatten blindlings die Verfolgung der beiden Männer aufgenommen, die Fieschi als Komplizen gedungen hatte. Der erste hatte sich heimlich in den Saal geschlichen, die Wachen in die Irre geführt und sich in das hohe, dichte Gebüsch geflüchtet, wo der zweite ihn abgelöst hatte, um die Verfolger vom Palast und dem so gut wie unbewachten Saal wegzulocken.
    Es war nicht schwer gewesen, dem einzigen zurückgebliebenen Musketier die Kehle durchzuschneiden, den Bernstein herauszuholen und zum Fest zurückzukehren, wo er in der Menge der Gäste verborgen darauf wartete, den letzten Teil seines Plans auszuführen.
    Wie erhofft, war die Vergiftung des einen Jesuiten erfolgreich verlaufen. Aus hier und dort aufgeschnappten Gesprächsfetzen hatte er erfahren, dass ein Mönch kurz vor dem Beginn des Feuerwerks von einer plötzlichen Übelkeit befallen worden war. Die Ursache sei offenbar in dem übermäßigen Weingenuss des Jesuiten zu suchen, hieß es; niemand sprach von Gift. Der Zwischenfall schien sogar eine gewisse Heiterkeit ausgelöst zu haben, zumindest unter den zynischeren Gästen, die ihre Gesprächspartner mit den üblichen Scherzen über die besondere Neigung der Kirchenmänner zu den Freuden des Bacchus unterhielten. Aus weiteren Unterhaltungen, die er belauschte, erfuhr der Skorpion, dass der Mönch in das Laboratorium des Großmeisters Baldassarre Melchiorri gebracht worden war. Die Dinge entwickelten sich noch besser als erwartet.
    Der Skorpion hatte damit gerechnet, dass man den Jesuiten in den Palast tragen würde, um ihn zu behandeln, doch dass er nun in dieses Nebengebäude gebracht worden war, stellte einen unverhofften Glücksfall dar.
    In sicherer Entfernung von neugierigen Blicken und der Menschenmenge würde es ihm noch leichter fallen, den Auftrag zu Ende zu führen, den er vor so vielen Jahren übernommen hatte.
    Außerdem bestand nach wie vor die Möglichkeit, dass das Gift, das die ebenfalls von Fieschi engagierte Frau dem Mönch verabreicht hatte, seiner irdischen Existenz ein Ende bereitete. Falls nicht, war das auch kein Problem; Hauptsache, man hatte die beiden Jesuiten vom Gros der Geladenen weggebracht.
    Nun musste er nur noch in den Pavillon eindringen und diese beiden letzten Überlebenden ausschalten.
    Keine einfache Aufgabe, das wusste er.
    Azzolini und de Simara würden ein ansehnliches Wachkorps zu deren Schutz abgestellt haben, aber er baute auf den Überraschungseffekt und auf seine Fechtkunst. Schon früher hatte er das stärkste militärische Aufgebot auf diese Weise überlistet.
    Diesmal würde es nicht anders sein.
    Der Skorpion sah sich um, spähte durch die schmalen Schlitze seiner Maske hindurch. Gruppen von Männern gingen mit verräterisch aufmerksamem Gesichtsausdruck in der Menge herum. Seine Gegner mussten den

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