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Das Blut des Skorpions

Das Blut des Skorpions

Titel: Das Blut des Skorpions Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Massimo Marcotullio
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nicht gleich erkannte.
    Der Großmeister legte ihr beruhigend eine Hand auf die Schulter und wandte sich an den falschen Mönch. »Ist alles gut gegangen?«
    Zane nickte, schlug sich mit der flachen Hand auf den Bauch und grinste schief.
    »Gab es irgendwelche Schwierigkeiten?«, fragte Melchiorri weiter.
    Der Slawe schüttelte den Kopf.
    »Sehr gut. Aber jetzt müssen wir uns beeilen. Folgt mir.«
    Der Großmeister ging zurück zu der Tür, aus der sie gerade gekommen waren, griff nach einer bereits brennenden Laterne und stieg die Treppe hinunter. Unten angekommen bogen sie nach links in einen schmalen Gang ein, den Beatrice bei ihrem vorherigen Aufenthalt nicht bemerkt hatte. Am Ende des Gangs gelangten sie in einen großen Raum mit einer niedrigen, gewölbten Decke, der mit allem möglichen Hausrat vollgestopft war.
    Mit der Trittsicherheit eines Mannes, der seinen Weg genau kennt, schlängelte sich Melchiorri zwischen kaputten Stühlen, Kommoden mit durchgebrochenem Boden, wurmstichigen Betten und umgekippten Schränken hindurch und führte die Freunde zu einem großen Kleiderschrank an der hinteren Wand, dessen Türen er aufzog. Er bewegte einen Hebel, der als Kerzenleuchter getarnt war, worauf die Rückwand des Schranks sich quietschend auftat und einen niedrigen, engen Stollengang dahinter freigab, der direkt in das feuchte, schwere Erdreich gegraben worden war. Seine Wände und die Decke wurden durch mit Keilen und Spanneisen befestigte Balken abgestützt. Der Großmeister leuchtete in den Gang hinein und bedeutete den beiden anderen, ihm zu folgen.
    »Passt du da durch?«, fragte er den umfangreichen Mönch.
    Zane musterte die schmale Öffnung, nickte dann aber.
    Die drei drangen in den Bauch der Erde ein, nur geführt von der Laterne, deren Schein in dieser feuchten, stickigen Umgebung schwächer geworden zu sein schien, als fürchtete sich die Flamme vor den gewaltigen Erdmassen, die auf die Stützbalken drückten.
    »Wohin gehen wir?«, fragte Beatrice.
    »Si vis pacem, para bellum« , zitierte Melchiorri und drehte sich mit einem schlauen Grinsen zu ihr um. »Wenn man vom wetterwendischen Wohlwollen der Mächtigen abhängig ist, sollte man sich immer einen Fluchtweg offenhalten. Sobald ich in den Palast eingezogen war, habe ich diesen Gang graben lassen, der direkt zum Fluss führt. Christine ist eine edle und großzügige Herrscherin, aber man weiß nie, was in ihrem Kopf vorgeht. Außerdem ziehe ich es vor, dass gewisse meiner… sagen wir… Geschäfte nicht vor aller Augen abgewickelt werden. Halten wir uns ran, der Tunnel ist zwar sicher, aber mir ist nie so ganz wohl hier unten.«
    Der Gang machte eine Biegung und wurde noch niedriger und enger, sodass der arme Zane praktisch vornübergebeugt gehen musste, wobei seine breiten Schultern die Stützbalken an der Seite streiften.
    »Bisher hat mir noch niemand erklärt, warum Zane in dieser Aufmachung herumläuft«, hakte Beatrice nach.
    »Hab noch ein bisschen Geduld, mein Kind. Deine Neugier wird bald befriedigt werden. Aber ich kann dir bereits verraten, dass ich eine brillante Lösung für unser kleines Problem gefunden habe.«
    »Welches Problem genau, Baldassarre? Soweit ich weiß, haben wir einen ganzen Haufen davon.«
    »Dein Problem, um genau zu sein. Sagen wir, ich habe einen Weg gefunden, die Differenzen zwischen einer gewissen Kartenlegerin und dem Gericht des Heiligen Offiziums zu beseitigen. Kommt, wir sind gleich da.«
    Nach einer letzten, abrupten Kurve standen die drei vor einer Mauer aus Laubwerk und Dornenbüschen. Melchiorri bewegte einen Hebel an einem schlichten Gerüst aus grobem Holz, und die Pflanzenmauer öffnete sich und entließ sie ins Freie.
    »Einfach, aber genial«, bemerkte Beatrice.
    »Das hält die Neugierigen fern«, sagte der Großmeister, »und im Spätsommer kann man hier die köstlichsten Brombeeren ernten. Folgt mir.«
    Sie gingen etwa hundert Schritt an dem grasbewachsenen Ufer entlang und kamen schließlich zu einer flachen Mole aus Stein, an der ein kleiner Lastkahn mit drei dunkel gekleideten Männern darin festgemacht war.
    »Hallo, Giovanni!«, rief Melchiorri und hob die Hand zum Gruß. »Wie ich sehe, bist du pünktlich.«
    »Pünktlichkeit ist die Höflichkeit der Geschäftsleute«, antwortete eine der dunklen Gestalten, die dabei ihren breitkrempigen Hut abnahm und sich als Giovanni da Camerino zu erkennen gab, das Oberhaupt der Compagnia degli Sbasiti. »Hast du die Ladung dabei?«
    »Die Ladung ist

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