Das Blut des Skorpions
bereit. Und auch dein Lohn natürlich. In barer Münze.«
»Es ist immer ein Vergnügen, mit dir Geschäfte zu machen, Baldassarre. Gut, beeilen wir uns. Es ist ein weiter Weg, und ich möchte, dass bis morgen früh alles erledigt ist.«
Zane ging dicht an das Boot heran, hob seine Kutte und begann die Schnallen zu lösen, mit denen der Sack um seinen Bauch befestigt war, wobei ihm der Großmeister mit seinen geschickten Fingern half. Mit einem dumpfen Aufprall fiel der Sack ins Gras.
Beatrice beobachtete das Geschehen verdutzt. Sie hatte tausend Fragen, wollte aber lieber warten, bis ihre Gefährten mit der Übergabe der Ladung fertig waren.
Die beiden packten den Sack an den Enden und hievten ihn mit der Unterstützung eines von Giovannis Kumpanen an Bord.
Melchiorri gab dem Anführer der Bettler einen Lederbeutel, der, als er den Besitzer wechselte, unüberhörbar klirrte und seinen metallischen Inhalt verriet.
»Denk daran, dass er auf der Fahrt aufwachen könnte«, sagte der Großmeister.
Zur Antwort zeigte ihm Giovanni wortlos einen dicken Knüppel.
»Gute Reise, und lasst euch nicht erwischen«, mahnte Melchiorri winkend, als das Boot mit einem langen Paddel vom Ufer abgestoßen wurde und in die Strömung glitt. Der flache Kahn erreichte in Kürze die Flussmitte und entfernte sich immer schneller von der Mole in Richtung der Tibermündung.
»So, jetzt habe ich aber genug gewartet«, sagte Beatrice. »Nun erklär mir, was das Ganze soll, und vor allem, was sich in dem Sack befindet, Baldassarre.«
»Dieser Sack stellt die Lösung deiner Probleme mit der Inquisition dar, liebe Beatrice.«
»Könntest du dich vielleicht für einen Moment klar ausdrücken, statt immer in Rätseln zu sprechen?«
»In dem Sack steckt Bernardo Muti. Zane hat ihn… sagen wir… abgeholt, nicht ganz mit seinem Einverständnis, versteht sich. Die Verkleidung unseres großen Freundes hat dazu gedient, den Inquisitor unbemerkt wegzuschaffen.«
»Bernardo Muti!«, rief Beatrice aus. »Tot, hoffe ich!«
Melchiorri schüttelte den Kopf.
»Lebendig und gesund, auch wenn er mit ordentlichen Kopfschmerzen aufwachen wird, fürchte ich.«
»Wäre es nicht besser gewesen, ihn endlich abzustechen und in den Fluss zu werfen?«, sagte Beatrice mit Augen, die Blitze schleuderten. »Ich werde erst Ruhe finden, wenn diese blutrünstige Bestie in der Hölle schmort!«
»Tut mir leid, Beatrice, aber wie ich dir bereits sagte, lehne ich Blutvergießen ab. Du kannst jedoch beruhigt sein, denn auf Bernardo Muti wartet Schlimmeres als der Tod.«
»Wohin bringen sie ihn?«
»In den Hafen von Ostia, wo er auf eine Tartane mit Kurs auf Tunis verladen wird.«
»Ich verstehe nicht…«
»Bernardo Muti wird als Sklave auf dem Markt verkauft werden. An die Türken.«
»Madonna! Dieser Mistkerl wird es noch bitter bereuen, nicht gleich abgemurkst worden zu sein.«
»Darauf könnte ich wetten«, erwiderte Melchiorri. »Auch abgesehen von meiner persönlichen Abneigung gegen Mord wäre es übrigens keine Lösung gewesen, ihm einfach die Kehle durchzuschneiden. Wir hätten die Leiche entweder vernichten müssen, was viel schwieriger ist, als man glaubt, oder sie wäre früher oder später aufgefunden worden. Und einen Mord am stellvertretenden Inquisitor hätte niemand auf die leichte Schulter genommen, egal, wie viele Feinde Muti in Rom hat. Man hätte eine Untersuchung eröffnet, weitreichende Ermittlungen angestellt, und irgendjemand wäre irgendwann darauf gekommen, den Mord mit uns in Verbindung zu bringen. Dann hätten wir wirklich Ärger am Hals gehabt. Auf diese Weise aber löst Muti sich einfach in nichts auf. Man wird trotzdem eine Untersuchung einleiten, das ist klar, aber ohne eine Leiche wird man wahrscheinlich zu dem Schluss kommen, dass der Inquisitor einen Unfall erlitten hat, aus Versehen in den Fluss gefallen ist oder sonst etwas. Muti hat zudem, wie gesagt, viele Feinde, mächtige Feinde. Einer davon wird das Gerücht streuen, dass es sich um eine Flucht handele, und den Namen irgendeiner Frau damit in Zusammenhang bringen. Ich habe bereits dafür gesorgt, die eine oder andere Andeutung in den richtigen Kreisen fallen zu lassen. Die ganze Angelegenheit wird als Burleske enden. Und wir sind ihn los, ohne dass auch nur der Schatten eines Verdachts auf uns fällt.«
»Ein wahrhaft teuflischer Plan«, sagte Beatrice lachend, deren Ärger sich in Bewunderung verwandelt hatte. »Aber wie habt ihr es geschafft, ihn unbemerkt zu
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