Das Blut des Skorpions
Skorpion hat uns mal wieder an der Nase herumgeführt, Monsieur«, antwortete der Offizier mit hängendem Kopf und untröstlicher Miene.
Dann setzte er den Bischof über das Vorgefallene in Kenntnis.
»Wir müssen eine Durchsuchung organisieren, Monsignore«, insistierte Fulminacci, »solange es noch nicht zu spät ist. Wir sollten fächerförmig ausschwärmen und den Park Zoll für Zoll durchkämmen.«
»Das ist leider nicht möglich, Messer Sacchi. Hier findet ein Fest mit über tausend Gästen statt, die wir nicht in Panik versetzen dürfen. Außerdem soll die Königin unter keinen Umständen von diesen Ereignissen erfahren. Was aber nicht heißt, dass wir nichts unternehmen werden. Teilen wir uns in kleine Gruppen zu zweien oder dreien auf, die weniger auffallen, und suchen den Park ab. Aber bitte mit höchster Diskretion. Wir dürfen kein Aufsehen erregen. Messer Sacchi, Ihr kommt mit mir. De la Fleur, nehmt zwei Männer und begebt Euch zu Melchiorris Laboratorium. Nun, da der Skorpion seinen Talisman wiederhat, könnte er versuchen, die beiden überlebenden Jesuiten zu töten. Bruyère, Renard, de la Plessière, Ihr befehligt die anderen Gruppen. Auf, beeilen wir uns!«
KAPITEL LXVIII
Die kleine Versammlung löste sich schnell auf. Sobald sie aus dem Saal kamen, holten die Musketiere ihre Degen und Schwerter aus den Verstecken.
»Versucht, die Waffen unter den Mänteln zu verbergen«, legte ihnen der Bischof ans Herz, »und vermeidet es, falschen Alarm zu schlagen. Wir bewegen uns hier auf ganz dünnem Eis. Ein falscher Schritt, und der gesamte Einsatz schlägt fehl.«
Die Männer teilten sich auf und gingen in verschiedene Richtungen davon.
Fulminacci trottete hinter de Simara her.
»Verflixt, das ist wie eine Nadel im Heuhaufen zu suchen«, klagte er. »Außerdem hätte ich lieber meinen eigenen Degen mit diesen dummen Zahnstochern hier fühle ich mich überhaupt nicht wohl.«
»Der französische Stahl ist nicht schlechter als der Mailänder, Messer Sacchi. Ihr seid ein guter Fechter und werdet Euch ohne Probleme daran gewöhnen.«
»Wohin gehen wir jetzt?«
»Der Skorpion sucht nach den Jesuiten. Er ist kein Mann der halben Sachen.«
»Aber er hat sie vergiften lassen. Vielleicht denkt er, die Aufgabe ist damit erledigt, und haut ab.«
»Er kann sich des Erfolgs nicht gewiss sein. Gift ist keine so zuverlässige Waffe wie zwei Spannen gehärteter Stahl. Sperrt gut die Augen auf, Ihr und de la Fleur hattet als Einzige die zweifelhafte Ehre, dem Skorpion persönlich zu begegnen. Ich baue darauf, dass Ihr ihn erkennt, auch wenn er maskiert sein wird.«
Sie kehrten in das Festgetümmel zurück und schlenderten unter den Gästen umher, wobei sie sich bemühten, möglichst unbekümmert zu wirken. Das gelang dem Bischof perfekt, dem Maler aber weniger, dessen Nerven zum Zerreißen gespannt waren, sodass er beim geringsten Geräusch und der kleinsten unerwarteten Bewegung zusammenzuckte.
Das große Feuerwerkfinale war von höflichem Applaus begleitet worden, wie es sich für Damen und Herren dieses Rangs gehörte. Ihr bewunderndes Raunen war jedoch noch nicht ganz verstummt, ein Zeichen dafür, dass das Schauspiel den Panzer der Gleichgültigkeit durchdrungen hatte, mit dem sich die Reichen und Mächtigen gewöhnlich umgaben.
Zumindest in dieser Hinsicht fiel es Fulminacci nicht schwer, distanzierte Gelassenheit zur Schau zu stellen, denn bei der Jagd nach dem ungreifbaren Mörder hatte er nur einen schwachen Widerschein des prächtigen Lichterzaubers mitbekommen.
Sein angestrengtes Ausschauhalten nach dem Skorpion minderte seine Sorge um Beatrice nicht, die immer noch in Gefahr schwebte, auf Befehl des tückischen Muti entführt zu werden.
Melchiorri war ein kluger, mit allen Wassern gewaschener Mann, der Beatrice keiner Gefahr aussetzen würde, aber Fulminacci hätte es trotzdem bei weitem vorgezogen, selbst an ihrer Seite zu sein, um sie zu beschützen.
Angesichts all dieser Bedenken und Ängste ließ er irgendwann in seiner Wachsamkeit nach, doch sobald er es merkte, verbot er sich jede Ablenkung und konzentrierte sich wieder auf die Personen in seiner Umgebung.
Genau in diesem Moment fiel ihm etwas auf.
Melchiorri und Beatrice kamen gerade aus dem Keller heraufgestiegen, als Zane eintrat, der sich mit beiden Händen den schweren Bauch hielt.
Angesichts seiner gewaltigen Erscheinung fuhr Beatrice erschrocken zusammen, weil sie den Gefährten so vieler Abenteuer unter der Maskierung
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