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Das Blut des Teufels

Titel: Das Blut des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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Sie unseren Anordnungen Folge leisten, wird ihr nichts geschehen.«
»Scheiß drauf! Ich bleibe!«, sagte Henry hitzig.
Auf ein Nicken des Abts hin handelte Carlos so rasch, dass Henry nicht mehr reagieren konnte. Er schlug Joan laut schallend ins Gesicht. Sie fiel mit überraschtem Aufschrei zu Boden.
Sofort kniete Henry sich neben sie.
Sie nahm die Hände von ihrem bleichen Gesicht. Ihre Finger waren blutig – die Lippe war aufgesprungen.
Henry wandte sich Ruiz und Carlos zu. »Ihr gottverdammten Scheißkerle! Dazu bestand keine Notwendigkeit!«
»Und es besteht auch keine Notwendigkeit für Gotteslästerung«, sagte Ruiz ruhig von der Türschwelle aus. »Die Lektion hätte bei weitem schlimmer ausfallen können. Also wiederhole ich meine Einladung, Professor Conklin. Kommen Sie mit! Widersetzen Sie sich nicht noch einmal, sonst wird Carlos beim nächsten Mal nicht mehr so nachsichtig sein.«
Joan stieß Henry weg. »Geh!«, sagte sie zitternd und unter Tränen. »T… tu, was sie dir sagen.«
Er beugte sich näher heran. Er wusste, dass er gehen musste. Dennoch … »Ich kann dich nicht hier zurücklassen.«
Sie hob sich auf ein Knie und wischte sich das Blut vom Kinn. »Du musst«, sagte sie fast schluchzend und mit bebender Stimme. Dann fiel sie ihm in die Arme, drückte ihn fest an sich und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Ihre Stimme bebte nicht mehr erschrocken, sondern war fest: »Geh, Henry. Hilf Sam!«
Zunächst war Henry verdutzt über die plötzliche Veränderung, aber dann ging ihm auf, dass sie die Rolle des schüchternen Mädchens nur für ihre Kidnapper spielte.
»Wenn die Scheißkerle Recht haben«, fuhr Joan fort, »und die Hauptader tatsächlich dort oben liegt, bist du der Einzige, der von Franciscos Warnung weiß. Also geh! Ich tu von hier aus, was ich kann.«
Henry wusste nichts zu erwidern, das in etwa der Stärke dieser Frau entsprochen hätte. »Aber …?«
Sie umarmte ihn fester, täuschte ein Schluchzen vor und zischte ihm dann ins Ohr: »Jetzt hör schon mit diesem chauvinistischen Getue auf! Da hätte ich dir mehr zugetraut.« Sie legte ihre Wange an die seine. Wegen Carlos und Ruiz sagte sie etwas lauter: »O bitte, tu … tu, worum sie dich bitten! Um meinetwillen. Kehr einfach nur zu mir zurück!«
Selbst unter den gegebenen Umständen konnte Henry ein knappes Grinsen nicht unterdrücken. Er begrub es in ihren dichten, rabenschwarzen Haaren. »Na gut, jetzt trägst du aber ein bisschen zu dick auf.«
Sie küsste ihn sanft aufs Ohrläppchen. Ihr Atem war heiß auf seinem Hals und sie hatte die Stimme wieder zu einem Flüstern gesenkt. »Ich habe jedes Wort so gemeint. Du kehrst besser zu mir zurück, Henry. Du sollst nicht wieder aus meinem Leben verschwinden, wie du es im College getan hast.«
Ein paar schweigende Sekunden lang hielten sie einander fest. Dann schob sie ihn brüsk weg. »Geh!«
Henry stand auf. Die Haut an seinem Hals war noch immer warm von ihrem Kuss. Er sah frische Tränen in Joans Augen und hatte den Verdacht, dass sie echt waren. »Ich komme zurück«, sagte er leise zu ihr.
Carlos packte ihn am Ellbogen. »Komm schon!«, fauchte er und riss ihn weg.
Diesmal widersetzte sich Henry nicht. Er wandte sich zur Tür, bekam allerdings noch mit, wie Joan mit dem Mund eine letzte Warnung formte, wobei sie mit den blutigen Fingern ihre Brusttasche berührte.
Als er weggeführt wurde, hallte ihm Joans letzte Botschaft durch den Kopf – gleichermaßen Rätsel und Warnung:
Hüte dich vor der Schlange!
    Zweierlei überraschte Sam, als er am folgenden Morgen erwachte und aus seinem Strohlager kroch. Zum einen erstaunte es ihn, dass er überhaupt hatte schlafen können. Schließlich war er von zahllosen Beispielen für die Handwerkskunst der Inka in dem steinernen Zimmer umgeben: verzierte und glasierte Töpferwaren, gewebte Wandteppiche mit Abbildungen von Göttern in der Schlacht, einfache Holzgerätschaften und Steinwerkzeuge. Er hielt sich wirklich und wahrhaftig in einem lebendigen Inkadorf auf! Es war kaum zu fassen, dass der Traum der vergangenen Nacht nach wie vor real wahr.
    Zum zweiten wurde ihm klar, dass das chicha -Bier der Inka ihm den heftigsten Kater mit den schlimmsten Kopfschmerzen aller Zeiten eingebrockt hatte. In seinem Kopf hämmerte es wie eine der Trommeln von vergangener Nacht und seine Zunge fühlte sich so pelzig an wie ein Affenschwanz. »Mein Gott, so viel habe ich doch gar nicht getrunken!«, stöhnte er. Er streckte sich, richtete das Lendentuch,

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