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Das Blut des Teufels

Titel: Das Blut des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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Zeichen durch einen Buchstaben zu ersetzen. Also musste sie eine Abfolge von Symbolen finden, die der Abfolge von Buchstaben in el Sangre del Diablo entsprach. Sie hatte darum gebetet, dass der Mönch diesen Namen irgendwo in dem Kryptogramm erwähnt hatte.
Und er hatte es getan!
Mit dieser Hand voll Zeichen, die sie bereits mit Buchstaben ersetzen konnte, war es lediglich eine Sache der Empirie, den Rest des Kryptogramms zu entziffern. Trotzdem war es schwierig. Ihr Spanisch war alles andere als flüssig. Sie hätte gern Henry bei sich gehabt – insbesondere, seit sie beunruhigenderweise entdeckt hatte, dass die bislang entzifferten Bruchstücke offenbar Teil der letzten Worte des Mannes waren, seiner letzten Warnung an die Welt.
Sie hielt das Papier hoch. Ein Schauer überlief sie, als sie las: Hier ist mein letzter Wille. Möge Gott mir vergeben … die Schlange von Eden … Pestilenz … Blut des Satans verdirbt Gottes Werk … Prometheus hält unsere Erlösung in Händen … betet … möge die Schlange niemals freigelassen werden.
Seufzend legte Joan Papier und Bleistift aus der Hand und rieb sich die müden Augen. Mehr konnte sie nicht erreichen. Bruder de Almagro war entweder wahnsinnig gewesen oder hatte vor lauter Angst fantasiert. Andererseits konnte Joan nach den Ereignissen unten in der Gewölbekammer nicht sicher sein, ob sein Geschwätz nicht doch einen wahren Kern in sich barg. Was er auch entdeckt hatte, es hatte ihm einen furchtbaren Schrecken eingejagt.
Das Geräusch näher kommender Schritte hallte draußen durch den Korridor und unterbrach ihre Träumereien.
Rasch faltete sie das gelbe Papier zusammen und steckte es wieder weg. Wenn sie einen Augenblick allein mit Henry zusammen sein könnte, würde sie erfahren, was er darüber dachte … vorausgesetzt, er hörte ihr zu. Sie erinnerte sich daran, wie stur er schon als junger Mann gewesen war, voller verborgener Stimmungen, an die sie nie so richtig herangekommen war. Aber davon würde sie sich nicht abhalten lassen. Sie würde dafür sorgen, dass er ihr bis zum Ende zuhörte, selbst wenn sie ihm dafür den Arm verdrehen müsste. Francisco hatte etwas oben in den Bergen gefürchtet, das mit dem rätselhaften Metall zu tun hatte. Wenn sein Neffe da mittendrin steckte, sollte Henry die Ohren lieber aufsperren.
Ein scharfes Klopfen ertönte an der Tür, anschließend eine Stimme: »Der Abt wünscht Sie beide zu sehen.« Die höfliche Stimme gehörte Carlos. Joan fuhr herum, als ein klirrender Schlüssel ihre Tür aufsperrte.
Was jetzt?
    Wieder einmal saß Henry im Studierzimmer des Abts. An den Wänden zogen sich Reihen von Büchern entlang und die breiten Fenster standen offen und gestatteten die Sicht auf die Kirche Santo Domingo, deren Kreuz hell im morgendlichen Sonnenschein erstrahlte. Hinter ihm stand ein weiterer Mönch Wache, eine Pistole in der Hand.
    Aber Henry sah nichts von alledem. Er saß zusammengesunken da und stellte sich Sam vor, wie er unter Haufen von Schutt und Tonnen von Granitblöcken begraben war. Er ballte die Hände zu Fäusten. Es war seine Schuld. Was hatte er sich nur dabei gedacht, als er die Grabungsstätte einer Hand voll unerfahrener Studenten überlassen hatte? Er wusste die Antwort. Er war von der Möglichkeit geblendet gewesen, seine Theorie beweisen zu können. Nichts sonst hatte gezählt. Nicht einmal Sams Sicherheit.
    Schwere Türen quietschten und kündigten die Ankunft einer anderen Person an. Henry blickte über die Schulter und sah Joan, die von dem dunkeläugigen Carlos hereingeleitet wurde. Ihre Lider waren geschwollen und aus dem zerknitterten Zustand ihrer Bluse und Hose schloss er, dass Joan ebenso wie er keinen Schlaf gefunden hatte.
    Beim Eintritt lächelte sie ihm nicht zu. Warum auch? Schließlich stand auch ihr Leben dank seiner Dummheit auf dem Spiel. Er war wieder in ihr Leben getreten, nur um es in Gefahr zu bringen.
    »Hinsetzen«, befahl Carlos ihr grob. »Abt Ruiz wird gleich kommen.« Dann murmelte der Mönch dem anderen Wächter etwas auf Spanisch zu. Er sprach zu schnell und zu leise, als dass Henry ihn hätte verstehen können. Daraufhin ging Carlos.
    Joan sank in den anderen Polstersessel vor dem breiten Mahagoni-Schreibtisch. »Wie hältst du dich?«, fragte sie.
Henry war nicht nach Reden zumute, aber zumindest aus Gründen der Höflichkeit verdiente sie eine Antwort. »Geht so. Wie steht’s bei dir?«
»Dasselbe. War eine lange Nacht.« Joan warf einen Blick auf den Wächter und

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