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Das Blut des Teufels

Titel: Das Blut des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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beugte sich dann ein wenig näher heran. Sie berührte Henry am Knie und täuschte die Vertraulichkeit zweier Liebender vor, die einander Trost spendeten. Ihre Worte waren kaum mehr als ein leiser Hauch. »Ich habe den größten Teil des Codes auf dem Kruzifix entziffert.«
Trotz seines verzweifelten Zustands fuhr Henry hoch. »Was?«
Seine überraschte Reaktion lenkte den Blick des Wächters auf ihn. Der Mönch sah ihn funkelnd an und hob die Pistole höher.
Henry streckte eine Hand aus und berührte Joans Wange. Es erforderte keine große Schauspielkunst, den Geliebten dieser Frau zu spielen. »Was willst du damit sagen?«, flüsterte er. »Ich habe das Kreuz doch im Labor weggeworfen.«
Joan griff in eine Tasche ihrer Bluse und ließ die Ecke eines gelben Papiers aufscheinen. »Meine Kopie.«
Henry bekam große Augen. Während er sich die ganze Nacht nur in seinem Schuldgefühl und Ärger gesuhlt hatte, hatte Joan die Zeit genutzt, am Kryptogramm des Kruzifixes zu arbeiten. Scham rötete ihm die Wangen. Aber weshalb sollte ihn ihr Vorgehen eigentlich überraschen? Sie war schon immer so findig gewesen.
Unterdrückt fuhr Joan fort: »Es geht um das rätselhafte Metall. Seine letzten Worte sind eine ziemlich wirre Warnung vor einer Art Krankheit oder Pestilenz, die mit der Substanz Z zu tun hat. Wie ich annehme, hatte sein Orden keine Ahnung davon … und hat sie nach wie vor nicht.«
Henry merkte, wie das Rätsel wieder seine Aufmerksamkeit auf sich zog. Er konnte Sam von hier aus nicht direkt helfen, aber Wissen konnte eine mächtige Waffe sein. »Wovor hatte er Angst?«
Auf Joans Gesicht zeigte sich Ratlosigkeit. »Ich habe nicht alles entziffern können. Es gibt noch einige Lücken und seltsame Hinweise: die Schlange von Eden, der griechische Mythos von Prometheus.« Sie sah Henry durchdringend an. »Um alles rauszukriegen, brauche ich deine Hilfe.«
Henrys Blick flackerte zu dem Wächter hinüber. Er wollte sich ihre Übersetzung gern ansehen, aber das war unter den Augen des Mönchs schlecht möglich. »Die Schlange von Eden ist bestimmt ein Hinweis auf den Versucher in der Bibel, der mit verbotenem Wissen lockte, ein metaphorischer Bezug auf etwas, das gleichzeitig unwiderstehlich ist und ins Verderben führt.«
»Wie die Substanz Z.«
Henry kniff die Augen zusammen. »Möglich …«
»Aber was ist mit dem Hinweis auf Prometheus?«
Er schüttelte den Kopf. »Dieser Bezug ist mir überhaupt nicht klar. Prometheus war einer der mythischen Titanen, die den Göttern das Feuer gestohlen und der Menschheit gebracht haben. Zur Strafe wurde er an einen Felsen gekettet und ein riesiger Adler hat jeden Tag ein Stück seiner Leber gefressen.«
Joan runzelte die Stirn. »Seltsam … warum erwähnt er das?«
Henry lehnte sich in seinen Sessel zurück und sann schweigend über das Geheimnis nach. Das war besser, als sich nutzlos Sorgen um Sam zu machen. Er setzte die Brille ab und rieb sich die Augen. »Es muss einen Grund dafür geben.«
»Vorausgesetzt, der Mann war noch klar im Kopf, als er die Zeichen in das Kreuz geritzt hat.«
»Das weiß ich nicht. Lass mich darüber nachdenken. Abt Ruiz zufolge hat Francisco die Hauptader gesucht, die wahre Quelle für el Sangre . Die Verwandlungseigenschaft kannte er schon, also denke ich, dass deine frühere Annahme zutrifft. Er hat dort oben in den Bergen etwas entdeckt, das ihn veranlasst hat, seine Meinung über das Metall zu ändern.«
»Und das ihm eine Scheißangst eingejagt hat.«
Henry nickte. »Aber er ist am Ende hingerichtet und mumifiziert worden, was darauf hindeutet, dass ihn die Inka gefangen genommen haben, nachdem er diese Sache entdeckt hatte. Wenn er seinem Orden eine Warnung zukommen lassen wollte, war die Botschaft auf dem Kreuz schon ganz clever, ein einkalkuliertes Risiko. Er musste gewusst haben, dass die Schamanen der Inka einen persönlichen Gegenstand auf dem Leichnam des Verschiedenen nicht anrühren würden, erst recht nicht einen goldenen. Es war seine einzige Chance, diese Botschaft weiterzugeben, auch wenn er selbst nicht mehr davonkommen konnte. Er muss darauf gehofft haben, dass die Inka seinen Leichnam den Spaniern zurückgeben würden, statt ihn zu mumifizieren und zu begraben, wie es dann tatsächlich geschehen ist.«
»Was lässt sich daraus also schließen?«
Henry wandte sich Joan zu und in seinen Augen lag Besorgnis. Er hatte keine Antwort parat.
Joan hätte ihrerseits auch nichts erwidern können, denn die Tür öffnete sich erneut und

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