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Das Blut des Teufels

Titel: Das Blut des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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das er tags zuvor getragen hatte, und wälzte sich auf die Beine. »Das muss an der Höhe liegen«, entschied er laut.
    Er suchte nach seinem Gewand, fand es in einer Ecke und schlüpfte hinein. Dann setzte er sich den Stetson auf und ging zur Tür. Denal und Norman waren bereits auf und davon. Ihre Betten waren leer.
    Er schob die Schilfmatte vor dem Eingang beiseite und blinzelte, da ihn das Sonnenlicht des späten Vormittags in den trüben Augen schmerzte. Es war viel zu hell. In den nahen Baumkronen sangen Vögel und ein Duft nach Lavendel überdeckte fast den allgegenwärtigen Gestank aus den Fumarolen. Stöhnend begrüßte er den Morgen.
    »Wird aber auch Zeit«, sagte Maggie ganz in der Nähe. Norman und Denal standen neben ihr. »Es wird dich freuen zu erfahren, dass die Inka auch so eine Art Kaffee entwickelt haben.«
    Sam hob beide Hände und schlenderte auf ihre Stimme zu. »Gib mir was davon!«
Langsam gewöhnten sich seine Augen an die Helligkeit und er fand seine drei Gefährten, die ähnlich aussehende Gewänder trugen, neben zwei Frauen, die an einem kleinen Herd aus Ziegelsteinen mit einem offenen Backofen darunter zugange waren. Sie lächelten über seinen erbärmlichen Zustand.
Er humpelte zu ihnen hinüber. Dicke irdene Töpfe, in denen warmer Brei und Eintopf brodelten, ruhten in kleinen Öffnungen auf dem steinernen Herd. Der Duft nach gebackenem Brot entströmte dem Ofen, dazu noch ein anderer Geruch, den er nicht einordnen konnte.
Sam beugte sich herab, sog die Luft aus dem Ofen ein und bekam dadurch den Kopf etwas klarer.
»Lamamist«, sagte Maggie.
Sam richtete sich auf. »Was?«
»Sie benutzen Lamamist zum Heizen ihrer Öfen.«
Stirnrunzelnd wich Sam einen Schritt zurück. »Köstlich.«
Die beiden jungen Inkafrauen am Herd plapperten miteinander und warfen den Fremden dabei rasche Seitenblicke zu. Eine von ihnen war schwanger. Ihr Leib war mächtig geschwollen. Wie Sam wusste, herrschte bei den Inka eine strenge Arbeitsmoral. Jedermann arbeitete. Sie hatten ein Motto: Ama sua, ama lulla, ama quella. Niemals stehlen, niemals lügen, niemals träge sein. Das einzige Zugeständnis an die Schwangerschaft der Frau war ein niedriger Holzschemel oder duho , auf den sie bei der Arbeit ihr Gewicht stützen konnte, eines der wenigen Möbelstücke, die die Inka herstellten.
Sam nahm einen Becher mit einem zähflüssigen, sirupartigen Gebräu von Maggie entgegen und sah zweifelnd hinein.
»Es hilft«, meinte Maggie mit einem matten Lächeln. Anscheinend war auch sie den Nachwirkungen des bösartigen Gebräus nicht ganz entkommen.
Sam nippte an dem Inka-Kaffee. Er schmeckte nussartig mit einer Spur Zimt. Zufrieden darüber, dass der Kaffee besser schmeckte, als er aussah, ließ Sam sich mit seinem Getränk nieder. Wenige kostbare Augenblicke lang nippte er schweigend daran. Maggie hatte Recht. Der Inka-Kaffee half dabei, wieder einen klaren Kopf zu bekommen, aber an den Rändern blieben seine Gedanken verschwommen. Er schwor dem chicha auf ewig ab. Schließlich hob er das Gesicht von dem dampfenden Becher. »Also, was haben wir heute Morgen vor?«
Es war Norman, der antwortete: »Morgen? Es ist fast Mittag, Sam. Ich bin schon wieder reif für eine kurze Siesta.« Seine Worte sollten neckisch klingen, doch sein bleiches Gesicht straften sie Lügen. Sam hatte es zuerst gar nicht bemerkt, doch die Haut des Fotografen hatte sich ins krankhaft Grünliche verfärbt. Er sah, wie schwer sich Norman auf Denal stützen musste, während er von der Mauer weghumpelte.
»Was macht das Bein?«, fragte Sam.
Norman hob den Saum seines Gewands hoch. Sein Knie war verbunden, aber offensichtlich geschwollen.
Eine der Frauen beugte sich näher heran und betrachtete sich das Knie genau, dann plapperte sie etwas in der Inka-Sprache. Drei Augenpaare richteten sich auf Denal.
Er übersetzte. Es war ein Glück, dass sein Quecha dem einheimischen Dialekt der Inka, von dem es abstammte, so ähnlich war. Ansonsten hätte die Gruppe mit der Verständigung einige Schwierigkeiten gehabt. »Sie sagen, Norman müssen zum Tempel gehen.«
»Tempel?«, fragte Sam.
»Ich werde keinen Hexendoktor an mich ranlassen«, meinte Norman und ließ den Saum seines Gewands los. »Ich steh’s durch, bis Hilfe kommt. Apropos, hast du versucht, Philip im Lager zu erreichen?«
Sam schüttelte den Kopf. Aus Sorge um den Fotografen hatte er Falten um die Augen. »Ich tu’s jetzt. Wenn bis heute Abend kein Helikopter hier raufkommt, konsultierst du

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