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Das Blut Von Brooklyn

Das Blut Von Brooklyn

Titel: Das Blut Von Brooklyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlie Huston
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Mr. Joseph Pitt. Wenn das dein richtiger Name ist.
    Es ist nicht mein richtiger Name. Aber der Graf ist ja schließlich auch kein Graf. Wen interessiert das schon?
    – Klar, keine Verarsche.
    Ich behalte ihn im Auge und deute mit dem Stäbchen über meine Schulter.
    – Phil, hau ab.
    – Abhauen? Richtig verschwinden, oder wie?
    – Geh aufs Klo, halt dir die Ohren zu und sing laut, damit du nicht hörst, worüber wir reden.
    – Äh.
    – Ich mein’s ernst. Los jetzt.
    Ich warte, bis sich die Badezimmertür schließt und Phil anfängt, näselnd und falsch »Sweet Caroline« zu summen.
    Der Graf sieht woanders hin. Er guckt mich erst wieder an, als ich vor seinem Gesicht in die Hände klatsche.
    – Ja. Bring mich um, bring mich um.
    – Gleich, Graf. Erst habe ich ein paar Fragen.
    Ich deute auf die Fachbücher und alten Medizinzeitschriften, die in seinem Kreis aufgestapelt sind.
    – Du hältst dich wohl immer auf dem Laufenden?
    – Ja, ha, gute Frage. Tu ich. Los, los, nächste Frage. Die Schlagader an seinem Hals klopft im Deathmetal-Tempo. Ich spüre die Wärme, die er ausstrahlt, rieche seinen ranzigen Schweißgeruch unter der Scheiße und dem Blut. Sein Stoffwechsel ist völlig außer Kontrolle.
    – Wann hast du das letzte Mal was bekommen?
    Er spitzt die Lippen.
    – Oooooh, schwer, schwer. Gute Frage, Meister. Warte, das krieg ich hin, das weiß ich. Hmm. Zwei Wochen? Länger? Ja, ja, zwei Wochen, bisschen länger als zwei Wochen. Drei?
    Zwei Wochen, vielleicht drei. Scheiße. Zwei Wochen ohne frisches Blut, und er hat die Bude mit seiner eigenen Scheiße bepinselt. Hunger hat der schon lange nicht mehr.
    Ich sehe zur Badezimmertür hinüber. Phil gibt jetzt »Summer Wind« zum Besten.
    – Warum hast du Phil nicht angezapft?
    Er kratzt sich mit seinen dreckigen, brüchigen Fingernägeln die Eier.
    – Phil? Phil? Himmel, Phil anzapfen? Wer würde das denn tun? Der Kerl ist ein Renfield. Ein totaler Renfield. Niemals. Neinneinneinnein.
    – Quatsch. Du bist so weit, dass du sogar mein Blut trinken würdest.
    Er schnuppert an seinen Fingern.
    – Ich würde dein Blut nicht trinken, Joe. Und Phils auch nicht. Niemals.
    – Wann hast du das letzte Mal gefixt?
    Er zittert am ganzen Körper. Seine Eingeweide wollen sich entleeren, obwohl sie schon völlig leer sind.
    Er hustet.
    – Tut mir leid. Ich bin ziemlich eklig, oder? Das war sehr unhöflich. Irgendwie bin ich heute nicht ganz auf der Höhe.
    – Wann hattest du zum letzten Mal Anathema, Phil?
    Er beißt in die Luft, lässt die Zähne aufeinanderkrachen.
    – Hier drin ist es echt schlimm, Mann. Das Anathema, es zeigt dir Sachen. Ich bin jetzt drin, Mann, ich hab den Durchblick. Aber das will ich nicht. Ich will nichts davon wissen. Nur raus. Ich muss hier raus. Ich will nicht mehr drin sein. Kein Blut mehr, kein Blut. Weg! Weg! Nimm es weg!
    Er sticht mit dem Messer ein paar Mal in seinen Oberschenkel. Blut fließt träge aus den Löchern, bevor das Vyrus die Wunden schließt, um wenigstens das letzte bisschen in seinem Körper zu halten.
    Ich packe sein Handgelenk.
    – Komm wieder runter, Mann.
    Er hört auf, sich zu stechen, sieht meine Hand an, sieht die Stelle an, an der ich den Kreis durchbrochen habe, und versucht, sich zu befreien.
    – Du hast ihn durchbrochen! Durchbrochen! Jetzt können sie rein! Nicht! Weg! Ich will raus! Nimm es weg! Weg! Weg!
    – Ich nehme es weg, Graf. Bis zum letzten Tropfen, wenn’s sein muss. Aber jetzt hör zu. Reiß dich zusammen und hör zu.
    Er zappelt und zittert. Seine Bauchmuskeln verkrampfen sich.
    – Zuhören? Zuhören? Ich höre, Mann, ich bin ganz Ohr.
    Seine Haut verbrennt meine Hand. Luft zischt durch die Zähne in seine Kehle. Wenn du versuchst, das Vyrus auszuhungern, bringt es dich an den Rand des Abgrunds, treibt dich in die Ecke. Es ist gezwungen, sich zu verteidigen. Bald wird es Amok laufen und zum Angriff übergehen.
    Ich lege die freie Hand auf den Griff der Pistole.
    – Pass auf, Mann. Ich will wissen, ob es möglich ist, ein Heilmittel zu entwickeln. Wenn jemand über die nötigen Ressourcen verfügt, kann er es schaffen?
    Er hört auf zu zappeln. Nur die Eingeweide zucken noch unter seiner Haut.
    – Ein Heilmittel? Ein Heilmittel? Ja, ja, leichte Frage, die alte Frage. Man muss nur alles rausnehmen, das ganze Blut.
    Ich ziehe die Waffe und zeige sie ihm.
    – Bald erlöse ich dich, aber sag mir erst, ob ein Heilmittel möglich ist. Ein richtiges Heilmittel.
    Er sieht mich an, sein

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