Das Blut Von Brooklyn
Atem wird schwächer, und er versteift sich.
Ich höre, wie sein Herz aufhört zu schlagen.
Scheiße.
– Phil!
Die Badezimmertür bleibt verschlossen, aber das Summen hört auf.
Ich stehe auf und richte die Waffe auf den Grafen.
– Philip! Komm da raus!
Die Tür bleibt zu.
– Äh, ich bin grad beschäftigt.
Ich trete einen Schritt zurück.
– Philip, schwing deinen Arsch hierher!
Die Tür öffnet sich, und Phil kommt raus. Er zieht sich die Hose über seinen mageren Hintern. Ein Stück Klopapier klebt an seiner Schuhsohle.
– Was, was? Himmel, Mann, wenn du jemand zum Meditieren aufs Klo schickst, kannst du ihm keinen Vorwurf machen, wenn er dem Ruf der Natur folgt.
– Komm her, Phil.
Er durchquert den Raum und bemerkt, dass ich die Waffe auf den Grafen gerichtet habe.
– Mann, hast du auf ihn geschossen oder wie? Nicht, dass ich was gehört hab. Ich weiß gar nichts, ich war ja auf dem Klo.
Er stellt sich neben mich.
– Warum steckst du die Kanone nicht weg, wenn er hinüber ist?
Ich höre, wie sich etwas in der Brust des Grafen bewegt.
Er richtet sich auf, als wäre er eine Marionette, die man an den Schnüren gezogen hat.
Phil tritt zurück.
– Oh, oh, scheiße, ich muss weg.
Ich strecke den Arm aus, packe die Lederriemen seiner Schnürsenkelkrawatte und ziehe daran, bis er auf den Zehenspitzen steht.
Er keucht und würgt.
Der Graf fängt an zu zittern. Seine Nasenlöcher blähen sich auf. Seine Augen wandern zu Phils gestrecktem Hals und verweilen dort. Blitzschnell macht er einen Schritt auf uns zu. Sobald sein Fuß den Kreis verlässt, heult er auf. Er macht einen weiteren Schritt, so schnell, dass die Bewegung vor meinen Augen verwischt. Dann heult er wieder. Er zittert am ganzen Körper, weil das Vyrus eine unglaubliche Menge an Adrenalin ausgeschüttet hat.
Ich zerre an der Krawatte. Sie ritzt Phils Haut auf, und der Geruch von Blut erfüllt die Luft.
Der Graf stürzt sich auf ihn.
Er ist viel zu schnell für mich, also versuche ich erst gar nicht, ihn aufzuhalten. Stattdessen richte ich die Waffe auf einen Punkt, an dem er vorbei muss, um an Phils Blut zu gelangen, und drücke ab.
Er fängt sich zwei Kugeln ein, dann hat er Phil gepackt und ihn aus meinem Griff befreit. Die dünnen Riemen der Krawatte schneiden in meine Handfläche.
Phil schreit nicht mal. Er hat die Augen weit aufgerissen, den Mund geöffnet und die Zunge herausgestreckt.
Der Graf beachtet die Löcher in seinem Bauch nicht weiter und öffnet seinerseits den Mund, um sich in Phils Zunge zu verbeißen.
Ich schieße ihm zweimal in den Rücken. Er lässt von Phil ab und wirft sich auf mich, will mir die Augen auskratzen, schlingt seine Beine um meine Hüfte und drückt zu. Alles passiert viel zu schnell, als dass ich etwas dagegen tun könnte.
Aber gegen manche Dinge ist selbst das Vyrus machtlos. Es hat ihn stark und schnell und verzweifelt gemacht. Trotzdem ist er nach wie vor ein lausiger Kämpfer.
Sein Ellenbogen prallt gegen meine Schulter und lässt sie auskugeln. Blut läuft über mein Gesicht. Er leckt daran, merkt, dass es Gift für ihn ist, heult und spuckt. Ich lege meine linke Hand um seine Kehle und drücke zu. Dann lasse ich mich vornüberfallen, so dass ich auf ihm lande und mein Knie in seinen zerschossenen Bauch rammen kann. Atemlos krümmt er sich zusammen, zappelt und reißt mir das halbe Ohr ab. Ich höre nicht auf, ihn zu würgen. Immer weiter, bis er sich endlich nicht mehr bewegt. Dann stehe ich auf und schnappe mir meine Waffe.
Phil setzt sich hin und reibt sich die Kehle.
– Scheiße! Was, zum Teufel, war das denn? Das war nicht cool. Überhaupt nicht cool.
Ich entdecke das Messer des Grafen auf dem Boden und hebe es auf.
– Tja, ich brauchte einen Köder, um ihn abzulenken.
Jetzt ist Phil auf den Beinen.
– Ohne Scheiß? Soviel hab ich auch kapiert. Aber rein zufällig war ich der Köder. Und das war echt nicht cool. Das war so ziemlich das Gegenteil von cool, wie man auch immer das nennt.
Ich stecke die Pistole in meinen Gürtel.
– Uncool.
Phil deutet auf den Grafen.
– Völlig uncool!
Der Graf gibt ein schmatzendes Geräusch von sich. Blut blubbert aus seinem Mund.
Phil geht einen Schritt auf ihn zu und starrt ihn an.
– Der Arsch lebt noch, Mann.
Er sieht mich an, während ich zu ihm rübergehe.
– Jag ihm ein paar Kugeln in den Kopf, Mann. Der Arsch lebt noch.
Ich besehe mir die Löcher im Bauch des Grafen, die nicht verheilen wollen.
– Noch.
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