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Das Blut Von Brooklyn

Das Blut Von Brooklyn

Titel: Das Blut Von Brooklyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlie Huston
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Aber nicht mehr lange.
    Ich tippe mit der Messerklinge gegen meinen Oberschenkel.
    – Hey, Phil?
    Er ist damit beschäftigt, sich von der verknoteten Krawatte zu befreien.
    – Ja?
    Ich deute mit dem Messer auf ihn.
    – Apropos uncool. Er darf nicht sterben.
    Er ist völlig mit seiner Krawatte beschäftigt.
    – Dann mach doch Erste Hilfe oder was. Blanker Irrsinn, wenn du mich fragst, aber tu, was du nicht lassen kannst.
    Ich tippe mit der Messerspitze gegen seine Brust. Er sieht auf.
    – Ich muss ihn füttern, Phil.
    Er öffnet den Mund und legt den Kopf schief.
    – Keine Chance, Mann. Das ist ernsthaft uncool! Ernsthaft uncool!
    Ich packe sein Handgelenk und wirble das Messer herum.
    – Sei kein Mädchen, Phil. Ich brauch ja nicht alles.
     
    Wenn es nur um Blut ginge, würde ich einfach Phils Handgelenk aufschneiden und es dem Grafen in den Mund stecken, damit er den kleinen Spinner leersaugen kann.
    Phil hat Glück, dass die ganze Sache komplizierter ist.
    Außerdem hat er Schwein, dass ich gestern schon Blut getrunken und einen ordentlichen Vorrat zu Hause habe. Es gab Zeiten, da hätte ich ihn nach so einer Scheißaktion ausbluten lassen. Obwohl ich weder Phils Blut noch das des Grafen trinken will, ist es mit der Höflichkeit schnell vorbei, wenn erst mal Not am Mann ist. Doch für den Moment reicht es, einen leeren Pappbecher zu füllen und ihn dem Grafen in den Rachen zu schütten.
    Es wundert mich nicht, dass es seine Lebensgeister wieder weckt.
    Und es wundert mich auch nicht, dass er mehr haben will.
    Aber in der Zwischenzeit habe ich Phil bereits rausgeschmissen und ihm einen Fünfziger als Dank für seine Mühen gegeben. Ohne eine Nahrungsquelle im Raum flippt der Graf völlig aus, versucht, aus dem Fenster zu springen, weil er das Blut der Nachtschwärmer auf der Straße vor dem Haus wittert. Ich stelle meinen Stiefel auf seinen Hals, würge ihn und schlage mit der Pistole auf ihn ein, bis er sich wieder beruhigt.
    Phils Blut bringt ihn wieder auf die Beine. Die Löcher in seinem Bauch und seinem Rücken bluten nicht mehr. Trotzdem ist er noch längst nicht übern Berg. Und bei dem, was ihm fehlt, würde ihm alles Blut der Welt nicht helfen. Momentan will ich einfach nur, dass er Klartext redet. Dazu muss er geheilt und gefüttert werden, und er braucht einen Schuss. Nur leider kann ich mit dem nötigen Stoff nicht dienen. Und ich hab auch nicht die Zeit, ihn zu besorgen.
    Also bleibt mir nur eine Möglichkeit. Er muss clean werden. Und dafür gibt es nur einen Ort.
     
    – Er ist auf Entzug.
    Daniel besieht sich den Körper des Grafen in meinen Armen. Ich habe ihn in einen Schlafsack gestopft, ihn in den Kofferraum eines Taxis geworfen und bin zur West Side gefahren.
    – Wirklich?
    Er beugt sich vor und betrachtet das dreckverschmierte Gesicht des Grafen. Dann schaut er mich an.
    – Ein Freund von dir?
    – Eher nicht.
    Daniel lässt einen Fuß über den Boden gleiten.
    – Nun gut. Bring ihn herein.
    Seine Finger berühren leicht das Mitglied der Enklave, das gerade Wache hält, woraufhin das Tor aufgeschoben wird. Dahinter öffnet sich die dunkle Höhle des Lagerhauses.
    Ich bleibe auf der Verladerampe stehen.
    Daniel geht auf mich zu.
    – Was bedrückt dich, Simon?
    Ich trete von einem Fuß auf den anderen. Ich hasse es, wenn er meinen richtigen Namen benutzt, habe aber nicht die geringste Lust, wieder mit dieser Diskussion anzufangen.
    – Na ja, es ist so, ich brauche ihn lebendig.
    Seine Haut hebt sich an der Stelle, an der mal seine Augenbrauen waren.
    – Lebendig. In Wahrheit war er nie lebendiger als jetzt.
    – Daniel, ich meine lebendig im üblichen Sinn. Lebendig, wach und bereit, mit mir zu reden. Ich vertraue ihn dir an, aber ich muss sicher sein, dass dir nicht plötzlich einfällt, dass er ein Unberührbarer oder so was ist. Nicht, dass du ihn ausbluten lässt oder ihn verbrennst und dir Tee aus seiner Scheißasche machst oder was.
    Ein Lächeln breitet sich auf seinem Gesicht aus.
    – Ein Unberührbarer ?
    – Wie auch immer. Ich kenn eure Fachbegriffe nicht.
    Seine Miene verfinstert sich.
    – Bring ihn ruhig herein, Simon. Keine Angst, wir werden ihn nicht unseren dunklen Göttern opfern. Jetzt hast du sowieso keine andere Wahl mehr.
    Ich trage ihn über die Schwelle und übergebe ihn einem wartenden Enklavejünger, der ihn in die nur von Kerzenlicht erhellte Dunkelheit trägt. Tief in dieser Höhle aus Stahl und Beton sind weiße Gestalten zu erkennen. Körper, die vom

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