Das Blutband: Der 11. Handyman Jack Thriller (German Edition)
denn?«
»Das kann ich ihn doch nicht fragen. Aber er hat mir gesagt, ihm bliebe nicht mehr viel Zeit und er würde glücklich sterben, wenn er vorher noch die Lilitonga von Gefreda oder das Kompendium von Srem sehen könnte.«
»Na ja, bei der Lilitonga kann ich ihm nicht helfen – das kann niemand mehr – und was das Kompendium angeht …« Jack schüttelte den Kopf. »Vermutlich ist es am besten, wenn ich das unter Verschluss halte.«
»Du willst es vor einem alten, sterbenden Mann verstecken? War er nicht derjenige, der dich erst darauf gebracht hat? Wenn ich mich recht entsinne – wenn du es nicht gefunden hättest, dann hättest du nie in Erfahrung gebracht, wie man …«
Jack hob die Hand. »Ich sehe es ja ein.« Er kratzte sich am Kiefer. »Du glaubst, er kann den Mund halten?«
»Er wird still wie eine Auster sein. Er schweigt wie ein Stein. Er will es nur sehen, vielleicht auch mal anfassen. Das ist nur für ihn, nicht für die Nachwelt.«
Jack überlegte. Er schuldete dem alten Mann etwas …
»Na gut. Vielleicht gehe ich heute Nachmittag mal bei ihm vorbei und gestatte ihm einen Blick.«
Abe klatschte in seine pummeligen Hände und grinste.
»Hervorragend. Das ist ein gutes Werk, das du da tust. Du wirst es nicht bereuen.«
Jack hatte immer ein unangenehmes Gefühl, wenn jemand so etwas sagte.
4.
Jack betrat seine Wohnung und schnüffelte. Es roch etwas muffig. Nicht ungewöhnlich, nachdem so lange nicht gelüftet worden war. Das alte Holz und der alte Lack seiner viktorianischen Eichenmöbel verströmten unterschwellige, aber angenehme Gerüche. Das Muffige kam von dem anderen Kram, der an den Wänden aufgereiht war – in seinen Augen Schätze, auch wenn die meisten anderen das als Ramsch ansehen würden. Oder, wenn sie höflich wären, als Krimskrams.
Er drückte den Finger in die Erde des rosa Schmoo-Blumentopfs, als er daran vorbeikam. Es blieb nichts kleben. Der kleine Farn darin war durstig. Er durfte nicht vergessen, ihn zu gießen, bevor er wieder ging. Sein Blick fuhr über die gerahmten offiziellen Mitgliedsausweise der Doc-Savage- und The-Spirit-Fanclubs und auf dem Weg zu seinem Eichenschreibtisch rückte er das Werbeposter zurecht, auf dem Don Winslow Reklame für eine Karriere beim Militär machte.
Er zog den Schreibtisch von der Wand weg und löste die Rückwand. Eine ganze Anzahl Pistolen schmückten den Deckel, die Seiten und die hintere Wand des versteckten Geheimfachs. Ein aufgerolltes schreibmaschinenblattgroßes Stück Haut lag auf der linken Seite, neben dem Kompendium von Srem . Darauf lag eine Ruger Super Redhawk, die für .454-Casulls ausgelegt war.
Jack zog das Buch heraus. Es war groß und schwer. Der Deckel und der Rücken bestanden aus einer Art gestanztem Metall.
Nachdem er den Sekretär wieder geschlossen und an seinen ursprünglichen Platz gerückt hatte, legte er das Kompendium auf den Eichentisch mit den Klauenfüßen, schlug es aber nicht auf. Irgendwas an der Art, wie die Buchstaben zu verschwimmen und sich zu verändern schienen, sobald er hineinsah, verursachte ihm ein mulmiges Gefühl.
Stattdessen zog er ein Prepaid-Handy zusammen mit einem Zettel aus einer Tasche. Er rief die Nummer an, die Christy P. ihm hinterlassen hatte. Sie nahm nach dem dritten Klingeln ab.
»Hallo?«
»Christy? Hier ist Jack. Sie haben diese Nummer auf meiner Website hinterlassen.«
Eine Pause, dann: »Ach ja, Handyman Jack.« Sie klang zögerlich. »Interessanter Name. Hat Ihre Mutter den ausgesucht?«
»Nein, und ich auch nicht. Aber er tut seinen Job. Sie erwähnten etwas von Ihrer Tochter und einem Fehler?«
»Ich glaube, ich habe es mir noch einmal überlegt, jemanden über das Internet für diese Aufgabe anzuheuern.«
Gar nicht so dumm.
»Sie können sich das auch noch zwei- oder dreimal überlegen, wenn Sie schon dabei sind. Aber meine Seite gehört nicht zu denen, auf die man durch Zufall stößt. Jemand muss Sie darauf verwiesen haben. Wer?«
»Jeff Levinson. Sagt Ihnen der Name etwas?«
»Das tut er.«
Jack hatte vor ein paar Jahren die Aufgabe übernommen, sich um ein wiederkehrendes Problem mit Hakenkreuzen an Jeffs Schnellrestaurant zu kümmern.
»Er spricht nur in den höchsten Tönen von Ihnen. Trotzdem …«
»Sie haben mich angerufen, Lady.«
»Ich weiß nicht …«
Er konnte fast hören, wie sie auf ihrer Unterlippe herumkaute.
»Vielleicht kann ich Ihnen bei der Entscheidungsfindung helfen, wenn Sie mir sagen, um was es da geht, worum ich
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