Das Blutband: Der 11. Handyman Jack Thriller (German Edition)
verärgert.«
Levy räusperte sich. »Die einzige Methode, Doktor Vecca wirklich zu verärgern, besteht darin, ihre Versuchsanordnungen zu torpedieren. Sie hat viel in diese klinische Studie investiert.«
»Genug, um Gerhard tot sehen zu wollen?«
»Sie hat Gerhard nicht an Bolton ›verpfiffen‹. Ich sagte es Ihnen doch – in der Nacht, als Gerhard Ihnen zufolge ermordet worden ist, war er mit uns zusammen.« Er räusperte sich erneut. »Sie haben gestern Nacht von anDNA gesprochen. Jetzt mal ehrlich: Wo haben Sie davon gehört?«
»Dieses Zeug, das es nicht gibt?«
»Es ist offensichtlich, dass Sie wissen, dass es das tut, also sehe ich keinen Sinn darin, das zu bestreiten. Aber woher …?«
»Machen wir einen Handel. Sie erzählen mir, was das ist, und ich erzähle Ihnen, woher ich davon weiß.«
»Sie wissen das von Gerhard, nicht wahr?«
»Als ich ihn zum ersten Mal gesehen habe, war er tot.« Jack würde vorher nichts ausplaudern. »Sie zuerst.«
Levy sah sich auf dem halb vollen Parkplatz um. Vecca war mit ihrem Schrotthaufen davongetuckert.
»Wechseln wir den Standort.«
»Wohin?«
»Ich zeige es Ihnen.«
Jack beugte sich über die Rücklehne und sah Levys Wanzendetektor auf der Mittelkonsole.
»Haben Sie Angst, dass jemand mithört?«
»Nein, natürlich nicht. Ich hätte nur gern einen Tapetenwechsel.«
Der Detektor zeigte nur normale Hintergrundstrahlung, aber Levy könnte ein Lasermikrofon fürchten – die schickten einen Strahl gegen die Scheibe und damit konnte man alles hören, was im Innern gesprochen wurde. Genauso gut könnte er aber auch etwas arrangiert haben …
Jack griff nach hinten und zog seine Glock. Er hielt sie nach unten und lud durch. Die Patrone in der Kammer wurde ausgeworfen und prallte gegen die Rücklehne des Vordersitzes. Alles nur zur Show, aber die Geräuschkulisse hatte den gewünschten Effekt.
»Sie haben eine Pistole dabei?«
»Natürlich.« Er steckte die ausgeworfene Patrone ein. »Sie etwa nicht?«
»Nein! Ich besitze nicht einmal eine.«
»Sollten Sie aber. Na gut, fahren Sie uns dahin, wo Sie hinwollen.«
5.
Julia sah zu, wie Aarons Wagen vom Parkplatz fuhr. Der Privatdetektiv, John Robertson, saß immer noch auf dem Rücksitz.
Sie war im Kreis zum Supermarkt zurückgefahren, um mit Aaron zu reden, nachdem der Detektiv verschwunden war, aber anscheinend hatten die beiden andere Pläne gemacht. Sie fragte sich, wo die hinwollten und worüber sie sich wohl unterhalten mochten. Sie war versucht, ihnen zu folgen, hatte aber eine bessere Idee.
Vorher, als sie weggefahren war, war ihr klar geworden, dass sie gesehen hatte, wie der Detektiv aus seinem Wagen stieg, als sie gerade auf den Parkplatz fuhr. Zu dem Zeitpunkt hatte sie nicht weiter darauf geachtet, nur jemand, der aus einem schwarzen Auto stieg. Aber dann hatte sich dieser Mann als Robertson entpuppt.
Er war weg, aber sein Wagen war noch da.
Julia fuhr zu ihm hin und schrieb sich die Nummer auf.
Wahrscheinlich hielt er sich für schlau. Aaron hatte ihr erzählt, dass er sich die Identität eines toten Privatdetektivs zugelegt hatte. Ihr war aufgefallen, dass er Handschuhe trug, damit er keine Fingerabdrücke hinterließ. Wahrscheinlich dachte er, er habe sich komplett abgesichert, er habe seine Identität vollkommen getarnt.
Nun, er hatte falsch gedacht. Er hatte es hier nicht mit dem Abschaum von der Straße zu tun. Er hatte es mit einer anderen Art von Ermittler zu tun – einer Wissenschaftlerin, die sich damit beschäftigte, die Geheimnisse des Lebens selbst aufzudecken. Die Geheimnisse des armseligen Lebens eines Mannes auszuforschen, dürfte dagegen ein Kinderspiel sein.
Diese Bemerkung über ihre Unterwäsche störte sie immer noch. Wie peinlich. Hatte er hinter ihr herspioniert? Nun, den Spieß umzudrehen war da nur fair.
Sie würde die Nummer an die Behörde weitergeben, und die würde sie durch die Datenbanken laufen lassen. In ein paar Stunden würden die alles wissen, was es über den Mann zu wissen gab. Sein Leben würde ein offenes Buch sein.
Mit einem Lächeln im Gesicht fuhr sie davon.
John Robertson, oder wer immer er war, hatte seine letzte giftige Bemerkung gemacht. Er würde den Tag noch bedauern, an dem er es gewagt hatte, mit Julia Vecca die Klingen zu kreuzen.
6.
Nachdem sie kreuz und quer in einem großen Bogen gefahren waren, kamen sie an ein neues Baugebiet. Levy parkte in einer Sackgasse zwischen den Rohbauten. Offenbar hatten die Arbeiter ein freies
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