Das Blutband: Der 11. Handyman Jack Thriller (German Edition)
sich in seiner Haut wohlfühlte. Er strahlte etwas aus. Jack konnte es nicht genau beschreiben, aber er hatte definitiv eine Aura.
Die Barfrau begann zu strahlen, als sie ihn sah. Sie grinste und sie wechselten ein paar Worte, während sie ihm ein Budweiser Light einschenkte. Mit dem Bier in der Hand drehte er sich um, lehnte sich gegen die Bar und musterte den Raum.
Jack konzentrierte sich auf das Spiel und stöhnte ein paarmal frustriert auf, während seine Finger auf die Knöpfe drückten. Nachdem er das mehrere Minuten durchgezogen hatte, bemerkte er ein paar bestiefelte Füße, die neben seinem Tisch stehen blieben.
»Was spielste denn da?«, erklang eine Stimme mit einem formidablen Südstaatenakzent.
Jack zuckte ein wenig zusammen, als hätte er sich erschreckt, dann sah er durch seine 3-D-Brille zu Bolton hoch. Die Gläser waren verspiegelt statt des üblichen Rot-Blau, aber trotzdem sah der Raum damit etwas merkwürdig aus. Er nahm die Brille ab und rieb sich die Augen.
»DNA in 3-D. Schon mal gespielt?«
»Wusste gar nicht, dass das schon raus ist. Dachte, du würdest da MG Acid II spielen. Das ist auch in 3-D.«
»Ja, aber nur bei ausgesuchten Szenen. Das hier ist komplett in 3-D.«
»Echt? Ich mache dir einen Vorschlag: Was hältst du davon – ich gebe dir ein Bier aus und du trinkst es, während ich mir das ansehe?«
Jack dachte etwa zwei Sekunden darüber nach: »Abgemacht.«
Bolton schwenkte das leere Bierglas in Richtung Theke: »Laurie, Schatz. Besorgst du meinem Kumpel hier mal ein neues Bier? Geht auf meinen Deckel.«
In diesem Moment kam ein schlampig gekleideter Mann um die 40 an ihren Tisch.
»Braucht ihr Partyzubehör?«
Bolton zeigte ihm über die Schulter hinweg den Stinkefinger. »Hau ab, Danny. Du weißt doch Bescheid.«
Danny sah Jack an. »Und Sie?«
»Verpiss dich!«, sagte Bolton.
Danny verpisste sich.
Jack sah dem davonwieselnden Mann hinterher. »Ich vermute, er handelt nicht mit Papierhüten und Girlanden?«
Bolton lächelte. »Nicht wirklich. Du hast gerade Dirty Danny kennengelernt. Handelt hauptsächlich mit E und so ’nem Zeug. Der Scheiß ist nichts für mich. Was ist mit dir?«
»In letzter Zeit nicht mehr.«
Jack vermutete, dass Bolton nicht mit Stoff erwischt werden wollte, falls Danny geschnappt und ausgequetscht würde.
Er setzte sich Jack gegenüber und griff sich die Playstation. Er setzte die Brille auf und machte sich über das Spiel her. Er sah nicht auf, als Laurie mit Jacks Bier kam. Er gab nicht einmal ein Zeichen, dass er sie bemerkt hatte. Er war total gefangen.
Jack beobachtete ihn bei seinem Spiel und sah zu, wie die Kickmännchen-Tätowierung tanzte, als er die Knöpfe bediente. Durch die Brille hindurch konnte er nicht in Boltons Augen lesen, aber er sah die Zuckungen der Gesichtsmuskeln unter dem Bart, sah, wie ein Lächeln – je nach Lage bedauernd oder triumphierend – dann und wann über sein Gesicht glitt.
Er sah nicht aus wie ein kaltblütiger Mörder.
Schließlich senkte er den Apparat, nahm die Brille ab und schob alles wieder zu Jack hinüber.
»Echt abgefahren. Das muss ich mir auch besorgen.«
Echt abgefahren . Ja, er hing wirklich mit einer 18-Jährigen herum.
Sie tauschten die Namen aus – beide falsch. Jack wusste nicht, wie er auf den Namen Joe Henry kam, aber das war der Name, den er benutzte. Sie blieben beieinander sitzen und fachsimpelten über Computerspiele. Bolton war zweifelsohne ein fanatischer Spieler. Sie tauschten Tipps und Geschichten über MGS, Halo, Grand Theft Auto und andere Spiele aus. Jack hatte sie alle gespielt, aber nicht auf den Stufen, auf denen Bolton sie spielte. Aber andererseits hatte Jack in seinem Leben auch mehr zu tun gehabt, als in einer Zelle zu sitzen und auf Knöpfe zu drücken.
Während sie sich unterhielten, wanderte Jacks Blick immer wieder zu dem Kickmännchen-Tattoo. Bolton musste das bemerkt haben. Er hielt die Hand hoch, die Handfläche zu sich gewandt, und spreizte Daumen und Zeigefinger.
»Gefällt dir das?«
»Ich sehe die immer öfter. Ich schätze, das heißt, du bist ein Kicker?«
»Ein voll ausgegliederter Kicker. Du weißt, was das bedeutet?«
»Nein, aber ich lerne. Ich habe das Buch zur Hälfte durch.«
»Echt? Ja, dann bist du in Ordnung. Computerspieler und Kicker …«
»Noch nicht.«
Er lächelte. »Ach, das wirst du noch. Du wirst ausgegliedert sein, bevor du es merkst.«
Das war jetzt das zweite Mal, dass ihm jemand das sagte. Es war kein
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