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Das Blutgericht

Das Blutgericht

Titel: Das Blutgericht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Hilton
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es zu viel leeren Raum und zerbrechliche Bauteile, als dass der Motor sämtliche Kugeln abhalten könnte. In Wahrheit bietet ein Auto einfach keine gute Deckung vor Schüssen. Ebenso wenig gilt das für Bäume oder Betonwände. Eine großkalibrige Kugel lässt sich höchstens aufhalten, wenn sie auf massive Backsteine oder Stahl von mindestens fünfzehn Zentimeter Dicke trifft. Kaufman hatte das beste Versteck. Dagegen war meine Deckung, die gerade mal dafür sorgte, dass mich der Schütze nicht richtig ins Visier nehmen konnte, bestenfalls drittklassig.
    Als ob er meine Gedanken gelesen hätte, schoss der Mann im Haus erneut. Er feuerte ein ganzes Magazin seiner Halbautomatik leer. Und das nicht ohne System: Er schoss auf die Front des Wagens, bewegte die Waffe ein kleines Stück weiter, schoss, bewegte die Waffe, schoss wieder und so weiter. Manche Kugeln blieben im Motor stecken, aber mindestens eine durchschlug ihn. Die Motorhaube bäumte sich auf, angehoben von Querschlägern, die darunter umherspritzten. Der Kotflügel direkt neben mir wurde durchlöchert. Ich hatte keine andere Wahl, ich musste rückwärts flüchten. Ich hielt den Kopf geduckt, als die Kugeln den Wagen durchsiebten und hinter mir den Dreck vom Boden hochschleuderten.
    Kaufman – Kompetenzgerangel hin oder her – hatte nicht vor, mich sterben zu lassen. Er sprang auf und feuerte auf das Haus. Er konnte sein Ziel nicht sehen, hoffte nur, mir genügend Feuerschutz zu geben, damit ich zum Audi rennen und dahinter Deckung suchen konnte. Das tat ich dann auch, die letzten Meter rutschte ich darauf zu wie ein Baseballspieler auf die First Base.
    Die Schussgeräusche änderten sich. Der Schütze setzte nun ein kleineres Kaliber ein, aber tödlich blieben die Geschosse trotzdem. Ich hatte es bis zum Heck des Audi geschafft, dessen Frontpartie in Richtung des Schützen zeigte und der mir deshalb eine bessere Deckung bot als der andere Wagen. Trotzdem durchbohrten Kugeln die Aluminiumkarosserie und rissen die Sitzpolster auf. Ein lautes »Popp« – ein Reifen war getroffen. Jetzt schoss er wieder mit der Halbautomatik. Mir blieb nur, mich auf dem Boden so flach wie möglich zu machen.
    Dann war plötzlich Ruhe. Schnell wagte ich einen Blick über den Kofferraumdeckel. Die Tür öffnete sich einen Spalt. Mein erster Gedanke war, durch die Tür zu schießen. Aber ich entschied mich dagegen und signalisierte Kaufman, ebenfalls nicht zu schießen. Nur jemand ohne Sinn und Verstand würde bei einer Schießerei direkt hinter der Tür stehen. Zwar hielt ich Dantalion für genauso verrückt wie jeden anderen Psychopathen da draußen, aber vom Umgang mit Waffen schien er etwas zu verstehen.
    Die Tür ging ganz auf, und dann stand da Bradley Jorgenson.
    Er schwankte, als ob er eine besonders heftige Partynacht hinter sich hätte. Sein Mund stand offen, und ich konnte sehen, wie sich zwischen seinen gebleckten Zähnen die Speichelfäden zogen. Seine Augenlider standen auf Halbmast, und selbst aus der Entfernung wirkte sein Blick unkoordiniert. Er stand unter Drogen.
    Bradley war ziemlich groß gewachsen. Vielleicht so groß wie ich, aber schwerer. Sein Körper bot dem schlanken Mann, der sich hinter ihm bückte, mehr als genug Deckung. Ich konnte nur eine helle Haarsträhne, ein Ohr und einen Handschuh ausmachen, der sich unter Bradleys Achsel durchgeschoben hatte. Platz genug für eine .38 Special. Über Bradleys Schulter erkannte ich die Mündung einer Glock.
    »Wenn sich jemand rührt, töte ich Bradley«, schrie der Schütze.
    »Legen Sie die Waffen nieder und gehen Sie langsam zur Seite«, schrie Kaufman als Antwort. Er hatte sich wieder auf das Mäuerchen gestützt. Aber nie im Leben würde er von dort aus treffen können.
    Der Schütze riss Bradley an sich heran. Feuerte einmal mit der Glock. Die Kugel verfehlte Kaufman, gab ihm aber hinreichenden Grund, wieder in der Versenkung zu verschwinden.
    Ich sah nur zu und wartete auf meine Chance.
    »Es gibt hier nur zwei Möglichkeiten«, brüllte der Schütze, »Sie lassen Ihre Waffen fallen, oder Bradley stirbt.«
    Eigentlich gab es drei Möglichkeiten. Ich könnte durch Bradley durchschießen und den Schützen auch noch treffen. Gestern, bevor ich die Wahrheit kannte, hätte ich es wahrscheinlich so gemacht. Und wenn er, was Gott verhüten mochte, Bradley tatsächlich erschoss, dann würde ich es immer noch so machen.
    »Was wird denn jetzt, FBI-Mann? Wollen Sie, dass ich diesen unschuldigen Jungen

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