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Das Blutgericht

Das Blutgericht

Titel: Das Blutgericht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Hilton
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er konnte die alte Dame sehen, die mit dem Rücken zu ihm saß. Das bedeutete, dass der FBI-Mann sich zu seiner Rechten und Bradley links von ihm befinden musste. Der FBI-Agent war der gefährlichste Gegner im Raum. Deswegen wäre es richtig, ihn zuerst zu töten. Aber Dantalion hatte seine eigenen Vorstellungen von richtig und falsch. Er feuerte einen einzelnen Schuss auf den Rücken der alte Dame, noch bevor er die Küche betreten hatte. Das 9mm-Geschoss ging direkt durch sie hindurch und zerschmetterte irgendeinen Gegenstand an der gegenüberliegenden Wand. Die Frau fiel vorwärts auf den Tisch. Im Fallen drehte sich ihr Gesicht zur Seite – Dantalion hätte schwören können, dass sie immer noch genauso gutmütig lächelte.
    »Hallo«, stellte er sich auf seine übliche Art vor, »ich bin Dantalion.«
    Bradley und der FBI-Agent waren zu beschäftigt, um auf seine Worte zu hören. Sie waren aus ihren Stühlen aufgesprungen, Bradley drehte sich weg, der Agent suchte die Heckler & Koch in seinem Jackett.
    Dantalion feuerte einen Schuss aus der Taurus, einen aus der Glock. Die Kugel Kaliber .38 traf den Agenten knapp über der rechten Hüfte. Einen Sekundenbruchteil später schlug das 9mm-Geschoss direkt zwischen seinen Augen ein. Die entgegenwirkenden Kräfte der beiden Einschläge ließen den Mann auf der Stelle zappeln wie eine Puppe mit zerbrochenen Gliedern. Dann fiel er zu Boden und riss den Stuhl um, auf dem er gerade noch gesessen hatte.
    Bradley torkelte um das Tischende herum, auf der Suche nach einem Fluchtweg. Er hatte beide Arme zum Kopf hochgerissen und gab einen Laut von sich, der wie der eines geschlagenen Stiers klang, dem der Matador den Todesstoß versetzt.
    Mit der linken Hand feuerte Dantalion die Taurus ab. Die Kugel schlug direkt vor Bradley in der Wand ein, der sich zu Boden fallen ließ und mit beiden Händen seinen Kopf bedeckte. Er rief etwas, aber in Dantalions Ohren klingelte das Echo seiner eigenen Schüsse.
    »Überrascht, mich zu sehen, Bradley?«, fragte Dantalion. »Sie dachten, ich wäre tot, was? Muss Sie ja mächtig ankotzen, dass der große, starke Hunter mich nicht aufhalten konnte. Stehen Sie auf.«
    Bradley konnte nur noch stöhnen.
    »Aufstehen, Bradley!«, befahl Dantalion.
    Bradley tat es nicht. Die Todesangst ließ ihn genau da verharren, wo er lag.
    »Aufstehen, habe ich gesagt!«, brüllte Dantalion. »Sonst erschieße ich Sie an Ort und Stelle. Wie kann man nur so jämmerlich auf dem Boden herumkriechen wie ein Hund?«
    Bradley bemühte sich, aber er hatte nicht die Kraft, sich ganz aufzurichten, seine Knie knickten weg. Dantalion ging zu ihm hinüber, trat dabei den toten FBI-Mann aus dem Weg. Er presste die heiße Mündung der Taurus direkt unter Bradleys Ohr. »Stehen Sie jetzt auf. Das ist die einzige Wahl, die Sie haben. Sie sollten es besser tun!«
    Wimmernd und unterwürfig wie ein verwundetes Tier kam Bradley auf die Beine. Er schützte sich weiterhin mit den Armen. Dantalion schlug ihm gegen die Unterarme und schob die Hände zur Seite. Dann stieß er Bradley von sich weg, bis der gegen die Küchenarbeitsfläche prallte und sich wegen des Drucks der Pistole nach hinten überbeugen musste. Dantalion schob die Glock in seine Tasche und zog etwas heraus. Eine Injektionsspritze. In der gleichen Dosis verabreicht, würde Ketamin Bradley so schnell töten wie den Piloten, aber in dieser Spritze war kein Ketamin. Er hatte aus dem Minivan eine Ampulle mitgebracht – Amobarbital, das er noch von den Auftragsmorden an den Moores übrig hatte. In kleinen Dosen gespritzt, wurde das Opfer gefügig. Eine höhere Dosis verursachte Bewusstlosigkeit. Eine zu hohe Dosis den Tod. Dantalion verabreichte ihm so viel, dass Bradley willenlos werden würde, aber immer noch laufen konnte. Er hatte keine Lust, ihn zu tragen.

36
    Der Leitende Special Agent Taylor Kaufman war nicht gerade erfreut, mich zu sehen. Er streckte mir die Hand entgegen, aber sein Händedruck war hektisch und trocken. So trocken wie seine Worte: »Walter Conrad hat gesagt, Sie seien der Beste im Geschäft.«
    »Kommt darauf an, von welchem Geschäft wir reden«, antwortete ich.
    Der grauhaarige Special Agent betrachtete mich aus Augen, die die Farbe von angelaufenem Messing hatten. Er schien nicht besonders beeindruckt. Und an meinem Akzent schien ihn auch etwas zu stören. Vermutlich, weil er schon mit der Polizei von Miami und dem Sheriff’s Department von Martin County einige Kompetenzkämpfe ausgefochten

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