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Das Blutgericht

Das Blutgericht

Titel: Das Blutgericht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Hilton
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müsste schon mit dem Teufel zugehen, wenn eine verirrte Kugel sie dort unten traf. Aber völlig von der Hand zu weisen war es auch nicht.
    Wieder fiel ein Schuss, Funken stoben am Türrahmen neben meinem Ellenbogen auf. Ich konnte das Feuer nicht erwidern, der Schusswinkel war zu ungünstig. Wenn ich mich jetzt umdrehte und schoss, würden wir nur an Geschwindigkeit verlieren, vielleicht sogar die Poller zu meiner Rechten rammen, der Wagen würde ausbrechen, sich überschlagen, und wir würden zerquetscht – schlimmer als alles, was uns die Kugeln des Killers je anhaben könnten.
    Ich konzentrierte mich stattdessen lieber darauf, den Wagen an seine Grenzen zu treiben. Die Werksdaten gaben für den Porsche Boxster eine Höchstgeschwindigkeit von 260 Stundenkilometern an, aber ich sah, wie die Tachonadel erst auf 265, auf 270, dann auf 280 kletterte. Die Nadel des Drehzahlmessers ragte allerdings gefährlich weit in den roten Bereich hinein. Trieb man das Fahrzeug so weit in den Extrembereich, konnte das ungeahnte Folgen für den Motor haben. Aber das hätten die Kugeln auch.
    Die Straße hatte einen Fertigbetonbelag, aus dem immer mal wieder die Anschlussnähte aufragten, wie man an den dumpfen Schlägen unter den Reifen hören konnte. Bei der Geschwindigkeit, mit der wir über die Straße schossen, vereinten sich diese Schläge zu einem regelrechten Trommelwirbel, der nur von den Paukenschlägen der Kugeln, die vom Metall abprallten, und von Mariannes Angstschreien begleitet wurde.
    Als wir uns dem südlichen Ende von Neptune Island näherten, sah ich vor mir die Krümmung der Brücke, die die Straße über den Waterway führte. Es sah aus, als ob aus den Tiefen des Meeres ein Buckelwal aufgetaucht wäre und nun jede Sekunde seinen gigantischen Schwanz erheben und uns in den Weltraum katapultieren würde. Ich trieb den Porsche vorwärts.
    Der Lincoln hinter uns konnte es mit der Beschleunigung des Porsche nicht aufnehmen, aber auf gerader Strecke holte die schwerere Limousine auf. Sie schlingerte leicht von einer Straßenseite zur anderen, aber das hatte damit zu tun, dass der Killer mit nur einer Hand am Lenkrad fuhr. Er schoss weiter auf uns, eine Salve von fünf Kugeln. Zwei davon wirbelten Betonbrocken auf der Straße vor uns auf, drei schlugen im Porsche ein. Keine davon traf mich. Ich sah nach Marianne. Sie blickte mich unter ihrem Kevlar-Schild hervor mit großen Augen an. Ihr war nichts passiert.
    »Festhalten!«, rief ich ihr zu.
    Dann stieg ich in die Eisen.
    Der Lincoln war das wesentlich schwerere Fahrzeug, aber ich zählte darauf, dass die Reaktion des Fahrers mehr Schaden anrichten würde als der Porsche. Genau wie ich es erwartet hatte, brach der Lincoln aus. Seine Vorderstoßstange traf den Porsche und hob uns für sehr lange zwei Sekunden von der Straße. Ich fühlte mich schwerelos. Fast erwartete ich, dass sich der Wagen überschlagen und in Milliarden Blechfetzen zerspringen würde. Aber dann griffen die Hinterräder wieder, ich gab Gas und schaffte etwas Abstand zu dem Killer, der schwer damit kämpfen musste, den Lincoln unter Kontrolle zu bekommen.
    Dieses waghalsige Manöver brachte uns nur ein paar Sekunden Ruhe vor dem Kugelhagel. Aber die Verfolgungsjagd gestaltete sich nun langsamer, wir fuhren höchstens noch 225 Stundenkilometer.
    Die Brücke schwang sich in die Höhe und dann nach rechts. Es gab auf ihr keinen Mittelstreifen, nur aufgeklappte Fahrbahnmarkierungen aus Plastik. Auf der Gegenfahrbahn kam mir ein Mietlaster entgegen. Der Fahrer wich entsetzt aus. Was er wohl erst von dem Lincoln hinter mir hielt, aus dessen Fenster eine Pistole ragte, die mich mit 9mm-Parabellum-Geschossen eindeckte?
    Zu meiner Rechten schützte uns nur eine hüfthohe Sperrmauer davor, ins Meer zu stürzen. Ab und an konnte man sehen, dass sie von Autos touchiert worden war, die allerdings nur etwas Lack hinterlassen, aber keine größeren Schäden erlitten hatten. Allerdings bezweifelte ich, dass sie mit mehr als der doppelten zugelassenen Höchstgeschwindigkeit unterwegs gewesen waren. Ich riss den Porsche nach links, quer über die Markierungen, die uns von den beiden Gegenfahrbahnen trennten.
    Hinter uns sah ich den Lincoln auf unser Heck zudonnern. Vorhin hatte der Killer schwer kämpfen müssen, um die Kontrolle über sein Fahrzeug wiederzuerlangen. Nun wollte er uns in die gleiche Situation bringen. Er rammte den Lincoln in unser Heck, schob uns nach vorne. Er rammte uns noch einmal. Ich spürte,

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