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Das Blutgericht

Das Blutgericht

Titel: Das Blutgericht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Hilton
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wie der Porsche an Traktion verlor. Ich schaltete herunter, ging aufs Gas, schoss vorwärts und hatte den Wagen wieder im Griff. Als Antwort tauchte erneut die Pistole im Fenster auf, wieder schlug eine Kugel im Porsche ein. Die Windschutzscheibe quittierte den Dienst. Sie explodierte, kleine, scharfe Glaspartikel fielen mir in den Schoß. Ich schloss die Augen, um mich vor den Splittern zu schützen, die ich auf meiner Haut spürte.
    Es war kaum mehr als ein ausgedehntes Blinzeln, aber als ich die Augen wieder öffnete, war der Lincoln schon links von mir und raste neben dem Porsche her. Fahrbahnmarkierungen fielen um wie Kegel, wurden plattgefahren oder in die Luft geschleudert. Ich rammte den Porsche gegen den Lincoln, konnte ihn aber nicht aus der Bahn werfen. Kreischend schabte Blech auf Blech.
    Jetzt erst konnte ich einen Blick auf den Mann am Steuer werfen. Mein erster Gedanke war, dass ich Recht gehabt hatte mit dem bleichen Streifen an seinem Kinn. Der Kerl hatte das Gesicht eines Geists. Oder einer noch dämonischeren außerirdischen Kreatur. Der Fahrtwind durch das offene Fenster trieb ihm das strähnige blonde Haar ins Gesicht und verdeckte seine Züge. Ich konnte nur die Augen sehen – blassblaue Schlitze. Das reichte mir, um zu konstatieren, dass er genauso ein Psychopath war wie alle anderen Kranken, die zum Vergnügen töteten.
    Er nickte mir zu, wie zur Bestätigung, dass er mich wiedererkannte.
    Hier, dachte ich, vielleicht erkennst du das auch wieder.
    Ich hob meine SIG Sauer mit der linken Hand und feuerte auf ihn, entlud das halbe Magazin, so schnell ich den Abzug betätigen konnte. Der Lärm im Porsche war ohrenbetäubend. Ich konnte nicht hören, wie meine Kugeln in seinem Wagen einschlugen, aber ich sah, wie die Windschutzscheibe des Lincoln zerbarst. Funken und Blechsplitter flogen von der Motorhaube weg. Im Motor platzte etwas, Dampf schoss aus dem Wagen. Aber leider kein Blut.
    Der Lincoln knickte nach vorne ein, er bremste. Dann war er hinter mir und somit außerhalb meines Schussfeldes. Ein schneller Blick auf den Tacho zeigte mir, dass ich fast 65 Stundenkilometer langsamer geworden war. Aber wir hatten immer noch mehr als 160 Sachen drauf. Völlig verrückt! Außerdem hatte unser Zusammenstoß uns wieder in gefährliche Nähe der rechten Fahrbahnbegrenzung gedrückt. Mein Außenspiegel brach ab und verschwand in der Dunkelheit hinter uns. Ich riss den Wagen nach links.
    Jetzt rammte der Lincoln schon wieder mein Heck. Er stieß den Porsche an. Wir kamen ins Schleudern. Fast hätte er mich mit dem patentierten Fahrmanöver zur Strecke gebracht, mit dem die Polizei flüchtende Wagen stoppt.
    Zu seinem Pech – und unserem Glück – hatte er uns nicht an der optimalen Stelle getroffen, um uns gänzlich umzudrehen. Aber das Heck des Porsche brach aus in Richtung Mittelstreifen und riss weitere Markierungen heraus, die Vorderreifen rutschten über den Teer.
    Marianne war nun nicht mehr die Einzige, die schrie – bei mir war es allerdings die Wut. Ich riss das Lenkrad herum und brachte den Porsche wieder unter Kontrolle, aber der Lincoln war jetzt genau neben mir, und dieses Mal hatte der Killer freie Schussbahn. In seiner linken Hand sah ich eine Beretta 92. In den Sekundenbruchteilen, die ich brauchte, um Marke und Modell zu erkennen, berechnete ich auch noch meine Chancen, einem Kopfschuss zu entgehen. Exakt null.
    Seine Lippen formten Worte, die ich nicht verstand.
    In einem dieser ultraklaren Zeitlupenmomente sah ich, wie sich seine Finger um den Abzug krümmten. Reflexartig duckte ich mich weg. Aber selbst in Zeitlupe bemerkte ich nichts von der Kugel.

26
    Er hatte so langsam den Überblick darüber verloren, wie oft er an diesem Tag schon über diese immergleiche Brücke und drunter durchgefahren war, aber Dantalion hatte die Vorahnung, dass es nicht das letzte Mal gewesen war. Selbst wenn er Hunter und seinen unsichtbaren Beifahrer erledigt hätte, würde er wieder zurückfahren müssen, um die Verfolgung des zweiten Wagens aufzunehmen, der entlang der Küste in Richtung Jupiter Island geflüchtet war.
    Er hatte die List sofort erkannt, als die Limousine nach rechts abbog und Hunter nach links. Sie wollten die Zielpersonen aufteilen, in der Hoffnung, dass er die Verfolgung frustriert aufgeben würde. Aber er war nicht der Typ, der so schnell klein beigab, also mussten sie annehmen, dass er die Fährte von Jorgenson und Dean weiterverfolgen würde, wenn er sich erst mal einen

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