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Das Blutgericht

Das Blutgericht

Titel: Das Blutgericht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Hilton
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Ding neben der offenen Tür fallen. Ich hörte, wie sie die Tür verriegelte. Nicht dass das nötig gewesen wäre, wo wir doch alle bei ihr waren, aber verstehen konnte ich es schon. Sie versuchte den Horror der letzten paar Tage auszuschließen. Wahrscheinlich erinnerten auch wir sie an diese furchtbaren Ereignisse.
    Die Dusche ging an.
    Harvey schloss die Eingangstür.
    »Hast du was für uns, Harvey?«, fragte ich.
    Er hob eine Tasche hoch, kramte darin herum und warf mir eine Tube antiseptischer Salbe zu. »Das zum Ersten«, sagte er. Dann ging er zum Laptop und drückte ein paar Tasten. »Und das.«
    »Wer ist das denn?«, fragte ich.
    Auf dem Bildschirm war ein Profilfoto eines fetten Mannes zu sehen. Dann eine Aufnahme von vorne. Dann das Profil von der anderen Seite. Polizeifotos, die alle den gleichen Mann zeigten.
    Er hatte dunkles, verschwitztes Haar, das ihm fransig in die Stirn hing. Seine Wangen waren gesprenkelt von geplatzten Äderchen, er hatte den Blick eines Bluthunds. Er lächelte, aber das war nur gespielte Tapferkeit für die Kamera. Seine Augen lächelten nicht – sie waren voller Furcht.
    »Er lebt nicht mehr«, sagte Harvey. »Das ist einer der Typen, die in Petre Jorgensons Haus erschossen wurden.«
    »Hat er einen Namen?«
    »Gabriel Wellborn, genannt Gabe. Nicht die Sorte Mensch, die sich normalerweise in den gleichen gesellschaftlichen Kreisen bewegt wie die Jorgensons.« Er hielt seine Hand auf Schulterhöhe ausgestreckt. »In der gesellschaftlichen Rangliste würde ich die Jorgensons mit einer neun bewerten.« Er ließ seine Hand weit nach unten fallen. »Gabe Wellborn liegt vielleicht bei minus zwei, wenn er Glück hat.«
    »Was hat er also dort zu suchen gehabt?«
    »Offiziell? Er ist Webdesigner. Ein kleiner Fisch, nicht viele Kunden. Nur eine Fassade, wenn du mich fragst.«
    Ich nickte. »Und inoffiziell?«
    »Ein Besorger.«
    Ich kapierte nicht, was er meinte. Jedenfalls nicht gleich. Dann fragte ich: »Besorg mir dieses, besorg mir jenes?«
    »Ja«, sagte Harvey. »Wenn du etwas brauchst, ist Gabe dein Mann. Besonders, wenn das, was du willst, illegal ist. Waffen, Drogen, Sex mit Minderjährigen … du kennst diese Typen.«
    »Dann hat es wohl den Richtigen getroffen. Ich bin froh zu hören, dass er tot ist«, sagte ich. Und dann: »Was er den Leuten besorgt hat, gehörten dazu auch Auftragskiller?«
    »Das ist ein unbestätigtes Gerücht. Aber ja, ich glaube schon. Er stand immer mal wieder unter Beobachtung des FBI, aber man hat ihm nichts anhängen können. Er hat sich seine Leute auf diesen Söldner-Seiten gesucht, die es überall im Internet gibt. Hat sich Söldner gesucht, die auf schnelles Geld aus waren. Es war eine sehr diskrete Operation, alles codiert, um die Anonymität zu wahren. Er hat für jeden gearbeitet, der ihn bezahlen konnte, nicht nur für eine ausgewählte Klientel.«
    »Und wie hat er seine Operationen geführt?«
    »Ich habe mit einem Kontaktmann beim FBI gesprochen. Sie haben nur eine Theorie und konnten sie bislang auch noch nicht beweisen. Es ist so simpel, dass es schon wieder mehr als ausgeklügelt ist.«
    »So ist es doch meistens. Wenn du ihnen direkt vor der Nase herumtanzt, sehen dich die Leute gar nicht. Wie hat er es also gemacht?«
    »Es lief alles über das Internet. Er hat URLs benutzt, die nicht zurückverfolgbar waren, gehosted von Firmen aus dem ehemaligen Ostblock, mit Firewalls, die denen des Heimatschutzministeriums Konkurrenz machen konnten. Bis jetzt war das FBI nicht in der Lage, sie zu knacken. Seine Angestellten benutzten Prepaid-Handys und kommunizierten damit über das Internet. Gabe instruierte sie unter dem Deckmantel eines Fantasy-Rollenspiels über den Krieg zwischen Himmel und Hölle.«
    Mein spöttisches Schnauben war so laut wie die Druckluftbremse eines Sattelschleppers. »Und er ist der Erzengel Gabriel, nehme ich an?«
    Harvey lächelte über meinen Scharfsinn. »Genau. Und die anderen?«
    »Sind nach den gefallenen Engeln benannt?«
    Harvey klopfte mir auf die Schulter. »Siehst du, ich wusste doch, dass es einen Grund haben muss, warum Rink dich als Partner aufgenommen hat.«
    »Hast du schon einen Namen für den Schützen?«
    »Nein. Aber ich habe das hier.« Er drückte ein paar Tasten auf seinem Laptop. Auf dem Bildschirm erschien eine Liste mit Namen. Sie waren allesamt magentafarben markiert und unterstrichen. Wahrscheinlich Links zu irgendwelchen Webseiten. Die alphabetische Liste begann mit Amdusias und endete

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