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Das Blutgericht

Das Blutgericht

Titel: Das Blutgericht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Hilton
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Typ war um die siebzig, aber noch gut in Form für sein Alter, klein und untersetzt, sein sonnengegerbtes Gesicht tiefblau in der Dunkelheit. Sein Haar war so weiß wie das von Dantalion, aber kräftiger und voller Locken. Stämmiger Körperbau, dicke Unterarme und O-Beine. Er trug T-Shirt und Shorts. Und Lederhandschuhe. Eine Angel ragte aus dem Bug des Bootes, fand aber nun keine Beachtung mehr.
    »Was machen Sie denn in der Dunkelheit hier draußen?«, wollte Dantalion wissen.
    »Nachtangeln«, antwortete der Mann. »Ist die beste Zeit, wenn Sie mich fragen.«
    Dantalion runzelte die Stirn. Er war wohl nicht der Einzige, der es vorzog, im Dunkeln zu jagen. »Da widerspreche ich Ihnen nicht.«
    »Ihr Glück, dass ich hier war«, fügte der Mann hinzu. »Sonst hätte niemand gesehen, wie Sie ins Wasser stürzten. Keiner hätte Sie mehr rechtzeitig retten können.«
    Dantalion bemerkte, dass die Kleider des Mannes genauso nass waren wie seine.
    »Sie sind ins Wasser gesprungen und haben mich herausgezogen?« Dantalion stand auf und streckte seine Hand aus. »Sie haben mein Leben gerettet?«
    »Ach, das war doch nichts Besonderes«, sagte der Mann und ergriff die Hand.
    »Ich danke Ihnen dafür«, sagte Dantalion. »Ganz im Ernst. Und ich bin untröstlich, dass ich Sie jetzt töten muss.«
    Mitten im Händeschütteln zuckte der Mann zusammen.
    »Was?«, fragte er.
    Dantalion riss den Mann an der Hand zu sich hin, senkte die Stirn und verpasste ihm einen Kopfstoß mitten ins Gesicht. Es klang wie ein Hammer, der auf eine Wassermelone klatscht. Der Mann fiel auf seinen Hintern, die Hände an seiner eingeschlagenen Nase. Dantalion wurde schwummerig. Nicht wegen der Erschütterung, sondern aus Sauerstoffmangel. Er musste erst mal ein paar tiefe Atemzüge nehmen, bevor er sich wieder stark genug fühlte, unter sich zu greifen und den Mann an den Armen zu nehmen.
    »Aus Dankbarkeit für Ihre selbstlose Hilfe möchte ich Ihnen die Wahl überlassen«, sagte Dantalion.
    Der Mann war schwer und hing schlaff in seinen Armen. Es wurde nicht besser dadurch, dass er zwischen Bewusstlosigkeit und Aufwachen schwankte.
    »Sie können sich aussuchen, wie Sie sterben möchten«, erklärte Dantalion. »Schnell oder langsam?«
    »Fahr zur Hölle«, lallte der Mann. Er versuchte sich von Dantalion loszureißen. Seine Hände waren glitschig und voller Blut. Er rutschte weg und fiel mit den Knien aufs Deck. Dantalion fing ihn am Kragen seines T-Shirts ab. Der Kragen gab nach. So hatte er den Mann nicht unter Kontrolle, er packte ihn am Hals.
    »Dann soll es also langsam sein, ja?«, fragte Dantalion. »Okay … Kumpel.«
    Er riss den Mann auf den Knien herum und drückte seinen Kopf über die Bordwand. Der Mann versuchte sich aufzubäumen. Dantalion schlug ihm mit der Faust in die Nieren. Er hielt ihn erneut über die Bordwand und drückte mit beiden Händen seinen Kopf unter Wasser. Der Mann brüllte. Bläschen stiegen auf. Aber nicht sehr lange.
    Als er sich nicht mehr bewegte, warf Dantalion ihn ganz über Bord. Hielt ihn mit beiden Händen unter Wasser. Zählte bis hundert. Zahlen, immer wieder Zahlen.
    Dann stieß er den Mann sanft von sich weg und sah zu, wie er langsam mit dem Kopf voran unterging und auf die Stelle zutrieb, wo der Wagen versunken war. Vielleicht würde die Polizei, die bald hier auftauchen musste, ihn für den Fahrer des untergegangenen Lincoln halten und deshalb nicht so ausgiebig nach Dantalion suchen. Das würde ihm Zeit zum Nachdenken verschaffen. Dann würde er seine Mission bald beenden können.
    Aber dann sah er, dass über ihm auf der Brücke schon einige Autofahrer angehalten hatten und nun über die Absperrung lugten. Sie schauten zu ihm herunter. Er glaubte zwar nicht, dass sie mitbekommen hatten, was gerade zwischen ihm und seinem Möchtegernretter vorgefallen war, aber ein Risiko wollte er deswegen nicht eingehen.
    Das Boot war mit einem Außenbordmotor ausgestattet. Schnell machte er sich am Starterseil zu schaffen. Als der Motor stotternd angesprungen war, setzte sich Dantalion und steuerte die Küste von Neptune Island an.
    In einiger Entfernung konnte er Stimmen hören. Es hörte sich nicht so an, als ob sie ihm vorwurfsvoll hinterherbrüllten, eher wie Unfallzeugen, die auf der Suche nach Überlebenden waren. Dantalion reagierte nicht. Er hielt das Boot parallel zur Küste und entfernte sich weiter. Suchte nach dem Ort, an dem er den Minivan abgestellt hatte.
    Er war wütend.
    Wütend, dass Bradley

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