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Das Blutgericht

Das Blutgericht

Titel: Das Blutgericht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Hilton
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mit Zagan – komischen Namen aus einer vergessenen Sprache oder einem billigen Science-Fiction-Film. Alles in allem waren es achtzehn Namen.
    »Die Namen der gefallenen Engel?«
    »Es sind nicht alle«, meinte Harvey, »gefallene Engel gibt es viel mehr. Ich habe mir diese Liste vom FBI besorgt. Das sind alles Namen der Teilnehmer an Gabe Wellborns Spiel.«
    »Also könnten wir es mit ebenso vielen Schützen zu tun haben?«, fragte ich.
    Harvey schüttelte den Kopf. »Nein, darüber brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Nur eines dieser Arschlöcher war in den letzten Monaten aktiv.«
    Mit einem manikürten Fingernagel klopfte er gegen den Bildschirm.
    »Dantalion?« Ich ließ mir den Namen auf der Zunge zergehen. Er schmeckte nach Galle tief unten in meiner Kehle. »Was wissen wir über ihn?«
    Harvey doppelklickte auf den blau unterstrichenen Namen, der Bildschirm blitzte auf. Zuerst erschienen Worte in Flammenschrift. Zu lesen war:
    Der einundsiebzigste Geist ist Dantalion.
    Er ist ein großer und mächtiger Fürst, der sechsunddreißig Legionen befehligt. Er zeigt sich als Mann von mannigfaltigem Antlitz, den Gesichtern aller Männer und Frauen. Er kennt die Gedanken sämtlicher Männer und Frauen und kann sie nach seinem Willen beeinflussen.
    Als Nächstes erschien die stilisierte Zeichnung eines Mannes in einem langen weißen Mantel. Seine Haut war weiß, und er hatte lange, wallende weiße Haare. Er hielt ein geöffnetes Buch in der einen Hand und ein Schwert in der anderen. Ich starrte auf das Gesicht. So androgyn, dass er Mann wie auch Frau sein könnte. Hübsch, aber grausam. Die Augen waren kalt wie Splitter aus arktischem Eis.
    Ich hatte diese Kreatur schon einmal gesehen. Er war nicht so hübsch gewesen, aber dafür noch viel grausamer. Mittlerweile lag er auf dem Meeresgrund mit einem Lincoln als Grabstein.
    Zumindest hoffte ich das.

29
    Zuerst kam die Schwerelosigkeit, als der Lincoln in die Tiefe stürzte.
    Dann der vernichtende Aufschlag auf die Wasseroberfläche.
    Als Nächstes kam der Schmerz.
    Hoffnungslosigkeit.
    Bläschen schäumten auf, rote Blitze zuckten vor seinen Augen.
    Wieder Schwerelosigkeit, als der Wagen sank.
    Und Dunkelheit.
    Völlige Dunkelheit.
    Dann wieder Bläschen und ein salziger Geschmack auf seiner Zunge. Kein Meersalz, sondern der salzige Geschmack seines eigenen Blutes. Metallisch und bitter, wie wenn man einen Kupferlöffel ableckt.
    Er versuchte sich zu bewegen. Aber das Gewicht der Welt lastete auf seinen Schultern wie bei Atlas in der Sage. Nein, nicht das Gewicht der Welt, das Dach des Lincoln. Aber es fühlte sich so schwer an wie die ganze Erdkugel. Und er war kein Atlas, der sie hätte tragen können.
    Er blinzelte, versuchte Ordnung in seine Gedanken zu bringen. Jetzt kam das Meersalz und brachte den Schmerz in seine schwachen Augen. Er rieb sie, bis ihm klarwurde, dass er völlig unter Wasser war, und gab es auf. Stattdessen versuchte er nach einem Gegenstand zu greifen, an dem er Halt finden konnte. Er fand eine runde Stange, die er in seiner Verwirrung kaum als das Lenkrad des Wagens erkannte, in dem er gefangen war. Es befand sich unter ihm, fast auf Höhe seiner Knie. Es dauerte einen Moment, bis ihm bewusst wurde, dass der Wagen hochkant im Wasser trieb, mit dem Kühler nach unten. Luftbläschen rasten in der Finsternis an ihm vorbei, in seiner Umgebung wurde es mit jeder Sekunde dunkler. Der Wagen war noch nicht zur Ruhe gekommen, er sank immer noch. Durch die zerstörte Frontscheibe und die offenen Fenster war das Wasser sofort hereingeströmt.
    Glück und Unglück zugleich.
    Glück, weil es bedeutete, dass er nicht gegen den Wasserdruck ankämpfen musste, um die Tür zu öffnen. Er hatte gelernt, dass in einem untergegangenen Wagen der Kampf mit dem Türöffner meistens vergeblich war. Nur wenn der Druck im Inneren dem Außendruck entsprach, konnten die Türen geöffnet werden. Es war deshalb ratsam abzuwarten. Man musste das Wasser einströmen lassen und so viel und so tief wie möglich von der im Wageninneren eingeschlossenen Luft einatmen. War die Lunge gefüllt und der Wasserdruck ausgeglichen, so war es dann ein Kinderspiel, die Türen zu öffnen und sich zu befreien.
    Ein Unglück war es deshalb, weil das Wasser direkt beim Aufschlag hereingeschossen war. Der Wagen sank mit der Schnauze nach unten immer tiefer, und die Bläschen waren die eingeschlossene Luft, die durch die zersplitterten Fenster und Einschusslöcher entwich. Es gab keine

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