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Das Blutgericht

Das Blutgericht

Titel: Das Blutgericht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Hilton
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bestimmt noch an den ganzen Ärger nach der Operation Desert Storm. Man hat vom Golfkriegssyndrom gesprochen. Soldaten, die aus dem Krieg heimgekehrt waren, klagten über die schweren Neben- und Nachwirkungen der Impfungen, die sie erhalten hatten, bevor sie dort hingeschickt wurden. Na ja, Valentin wollte mit dem ganzen Medienrummel nichts zu tun haben. Eigentlich Schnee von gestern, aber bei den gegenwärtigen Problemen im Irak und in Afghanistan fangen die Leute wieder an, im Kongress Fragen zu stellen über den Chemiecocktail, der unseren Soldaten verabreicht wird.«
    »Und dieser Cocktail stammt von den Jorgensons?«, wollte ich wissen.
    »Genau. Die Jorgensons haben mit Sicherheit nicht das Monopol auf die Truppenbelieferung, aber sie entwickeln einige der Impfstoffe. Valentin wollte nicht noch einmal in einen Skandal hineingezogen werden, also hat er den Stecker gezogen.«
    »Und die anderen Jorgensons waren nicht gerade glücklich darüber?« Ich musste daran zurückdenken, wie Bradley in dem Zimmer auf Baker Island seinen Vater verteidigt hatte.
    Harvey sagte: »Seine moralische Entscheidung könnte sie Milliarden an Umsätzen kosten.«
    »Könnte sie kosten? Also sind die Verträge noch nicht gekündigt?«
    »Nein. Wie in den meisten Unternehmen hatte Valentin nicht das alleinige Sagen. Es muss eine Mehrheitsentscheidung getroffen werden. Vonseiten seiner Partner schlug ihm heftige Ablehnung entgegen.«
    »Wir reden hier von seinen Neffen und seinem Sohn?«
    »Ja.« Es hörte sich an, als ob Harvey in irgendwelchen Papieren wühlte. »Petre, Simon und Jack. Und sein Sohn Bradley.«
    »Ich schätze, Valentin hatte einen Mehrheitsanteil am Geschäft?«
    »Nein, er hielt nur etwas mehr als ein Viertel.«
    »Und wie kam es, dass er überstimmt wurde? Warte, jetzt kapier ich’s. Bradley?«
    »Ja, Bradley hat für seine Cousins gestimmt. Zusammen besitzen sie etwas mehr als siebzig Prozent der Stimmen. Mit Bradley auf ihrer Seite entschieden sie sich dafür, die Verträge mit der Regierung einzuhalten.«
    »Aber warum versucht dann jemand, Bradley umzubringen? Willst du damit sagen, dass unser Schütze zu einer Gruppe gehört, die etwas gegen die Lieferungen der Impfstoffe hat? Vielleicht einer Unterstützergruppe für Menschen mit Golfkriegssyndrom?«
    »Nein, überhaupt nicht.«
    Ich war erleichtert über Harveys Antwort. Ich hatte ein paar Freunde aus den alten Tagen, die nach ihrer Rückkehr von der Operation Desert Storm schwer gelitten hatten, ich konnte das nur zu gut nachvollziehen. Ich wollte mich eigentlich nicht mit jemandem anlegen, der grundsätzlich die gleiche Meinung zu dem Thema hatte wie ich. Höchstens, wenn ihre Entscheidungen den Tod für Unschuldige wie Marianne bedeuten konnten. Dann würde ich sie bis aufs Blut bekämpfen.
    Harvey fuhr fort: »Bradley hat seine Ansicht in den letzten paar Monaten geändert.«
    »Er hat sich der Meinung seines Vaters angeschlossen?«
    »Ja. Valentin wusste, dass er bald sterben würde – ihr wusstet das auch, oder? –, und hat vor kurzem seine Unternehmensanteile auf Bradley übertragen. Zusammen mit seinen eigenen Anteilen gibt das Bradley die Mehrheit. Sobald er die Firma übernimmt, wird er die Verträge kündigen, und die Firma wird Milliardenumsätze verlieren.«
    Marianne wippte hin und her und summte die gleiche traurige Melodie, die ich zuerst im Garten auf Baker Island gehört hatte. Plötzlich wusste ich, worauf Harvey hinauswollte.
    »Jemand hat Bradley ins Gewissen geredet? Ist es das, was du andeuten willst?«
    »Er hat seine Meinung ungefähr zu dem Zeitpunkt geändert, als seine neue Freundin ins Spiel kam.«
    Ich bemerkte, wie Marianne kurz zu mir hinschaute, aber sie sagte nichts. Sie widersprach jedoch auch nicht.
    »Jetzt bekommt das alles so langsam ein wenig Sinn«, sagte ich. »Bradley hat sich also gegen seine Cousins gewandt, und die sind jetzt vermutlich stinksauer. Wenn Bradley aus dem Weg geräumt wird, dann fallen seine Anteile ihnen zu. Und sie behalten damit die Milliarden, die die Regierung ihnen nur zu gerne in die Hände drückt.« Ich blickte wieder zu Marianne und sah, dass sie die Augen geschlossen hatte – wie zur Bestätigung meiner Theorie. Zu ihr sagte ich: »Und das ist der Grund, warum der Killer genauso hinter Ihnen her ist wie hinter Ihrem Freund? Sie sind der Grund, weshalb Bradley seine Meinung geändert hat.«
    Sie gab keine Antwort, aber sie versteckte ihr Gesicht tiefer unter dem Kragen der schusssicheren

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