Das Blutgericht
Strandhandtüchern aus beobachteten. Bier hatte ich keins: Ich hatte mir Mineralwasser mitgebracht und löschte meinen Durst direkt aus der Flasche.
Ich hätte daran denken sollen, Marianne zu fragen, wie weit das Motel entfernt war, von dem aus sich Bradley auf den Weg gemacht hatte. Dann hätte ich eine bessere Vorstellung davon gehabt, wie lange er unterwegs sein würde. Ich wusste ja nicht einmal, aus welcher Richtung er kommen würde. Okay, als sie letzte Nacht losgefahren waren, hatte sich Seagram Richtung Norden orientiert. Aber das Motel, in dem sie übernachtet hatten, hätte überall sein können. Mein Plan war es, ihn abzufangen, bevor er zu Hause ankam, und ihn zu Marianne zu bringen. Danach wollte ich mich dem Problem Dantalion widmen, ohne nebenbei auch noch die ganze Verantwortung für jemanden zu tragen, auf den ich aufpassen musste. Die einzige Möglichkeit, ihn zu finden, die mir einfiel, war, neben dem Haupteingang zu parken. Aber dann hätte ich innerhalb von Sekunden die Polizei am Hals gehabt. Sie hatten dort sicherlich schon die ganze Nacht Wache gehalten, im Laufe des Tages mussten noch viele weitere Polizisten gekommen und gegangen sein, und wahrscheinlich würden noch mehr dazustoßen. Ein auffälliger Wagen mit einem bewaffneten Fahrer musste jedem Polizisten, der diesen Namen verdient hatte, verdächtig erscheinen.
Ich entschied mich dafür, dort zu bleiben, wo ich war, und abzuwarten.
Ich hatte einen guten Blick auf die Straße und würde die silberne Limousine, in der Bradley und Seagram letzte Nacht geflüchtet waren, leicht wiedererkennen. Sollte ich die beiden aus irgendwelchen Gründen verpassen, würde ich alle fünfzehn Minuten unter Bradleys Büronummer anrufen. Ich hoffte, dass ich bis zum späten Vormittag den Kontakt hergestellt hatte.
Ich beobachtete den Verkehr in südlicher Richtung. Die entgegenkommenden Autos interessierten mich nicht – in keinem würde Bradley sitzen. Ein stetiger Strom von Fahrzeugen fuhr vorbei, manche davon hielten an der Parkbucht, aber ein silberner Lincoln war nicht darunter. Ich versuchte Bradley anzurufen. Keiner nahm ab. Eine Viertelstunde und ungefähr zweihundert Fahrzeuge später probierte ich es erneut. Es ging immer noch keiner dran.
Ich fragte mich, ob Seagram clever genug gewesen war, die Luxuslimousine loszuwerden und Bradley in einem weniger auffälligen Fahrzeug nach Hause zu bringen. Vielleicht in einem Kombi oder dem schwarzen Minivan mit den getönten Scheiben, den ich vorbeirasen sah. Aber dann erinnerte ich mich an seine Panik letzte Nacht und entschied, dass er nicht gerade besonders für den Beruf geeignet war, den er gewählt hatte. Er würde die Limousine behalten, denn solche Fahrzeuge waren es nun mal, die Bodyguards benutzten, wenn sie einen wichtigen Passagier zu transportieren hatten.
Ich versuchte es noch einmal mit der Telefonnummer. Dieses Mal nahm jemand ab. Eine weibliche Stimme, bemüht dienstfertig. Polizei, dachte ich und legte schnell auf.
Es überraschte mich nicht, dass die Polizei in Bradleys Büro war. Sie würden versuchen, den Vorfällen in zwei von Bradleys Häusern plus dem von Bradleys Cousin Petre auf den Grund zu gehen, und dabei sehr schnell die Geschäfte der Familie mit den Mordversuchen in Verbindung bringen. Polizeibeamte würden die Unterlagen in Bradleys Büro durchforsten, um eine Spur des Angreifers zu finden. Nun bereute ich es, dass wir vor dem Haupteingang gestanden hatten und ich in die Überwachungskameras geschimpft hatte, um die Wachmänner zu provozieren. Wahrscheinlich wertete die Polizei gerade diese Aufnahmen aus. Zwei wütende Typen, die Einlass verlangten, offensichtlich bewaffnet und stinksauer waren, würden sofort zu den Hauptverdächtigen der Polizeiuntersuchungen erklärt werden. Und wenn es noch nicht bereits geschehen war, würden die Aufnahmen von Rink und mir zum FBI-Hauptquartier nach Quantico übertragen werden, wo man versuchen würde, uns mithilfe der Verbrecherkartei zu identifizieren. Nicht dass sie uns dort finden würden, aber jemand, der ein bisschen weiter dachte, würde auf die Idee kommen, im Militärarchiv nachzuforschen, und dann kämen sie auf unsere Namen.
Hinterher ist man immer klüger.
33
Die Holzkiste im Zimmer des toten Mannes offenbarte ihre Geheimnisse.
Es wäre schön gewesen, dort ein Waffenversteck zu finden, aber stattdessen stieß er auf die Bestandteile einer Verkleidung, die es ihm möglich machen würde, sich Bradley Jorgenson zu
Weitere Kostenlose Bücher