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Das Blutgericht

Das Blutgericht

Titel: Das Blutgericht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Hilton
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nähern. Jedes Teil war säuberlich zusammengelegt und mit mehreren Lagen Papier geschützt, wie es manche Ehepaare hielten, die ihre Hochzeitskleidung aufhoben. Nicht dass der Mann, den er in seinem Bett getötet hatte, den Anschein gemacht hatte, verheiratet zu sein. Zumindest nicht mit einer Frau – aber vielleicht mit seinem Beruf. Das sagten ihm schon der Aufwand und die Akkuratesse, mit der er seine Uniform aufbewahrt hatte – und wie er auf den vielen Fotos, die ihn alleine oder unter Kollegen zeigten, stolz in die Kamera grinste.
    Dantalion fragte sich, was im Leben des Mannes schiefgelaufen war. Vielleicht war er verwundet oder krank oder einfach irgendwann der täglichen Routine überdrüssig geworden. Jedenfalls hatte sich der Mann offenbar frühzeitig in den Ruhestand versetzen lassen. Dantalion hielt es jedenfalls für wahrscheinlich, dass er freiwillig aus dem Dienst ausgeschieden war, andernfalls hätte er wohl seine Uniform aus Protest zerstört.
    Die Uniform war vollständig. Sogar Gürtel und Zubehör waren noch vorhanden.
    Einzig die Gerätschaften, die er für seinen Dienst brauchte, fehlten, aber Dantalion war sich sicher, dass er sie bei einer gründlicheren Suche finden würde.
    Die Hosen könnten ein Problem darstellen, schließlich hatte der Mann deutlich kürzere Beine als Dantalion, aber er wusste schon, wie er sich behelfen könnte. Die Hemden mochten ein wenig zu groß ausfallen, aber auch das stellte kein größeres Hindernis dar. Es kam einzig und allein darauf an, Jorgenson so lange zu täuschen, bis er ihn aus dem Weg räumen konnte, und danach wäre es ihm egal, wie viele Leute seine Verkleidung für überzeugend hielten.
    Aber zuerst einmal musste er aus seinen nassen Klamotten raus. Und unter die Dusche. Er hatte keine Hydrocortison-Salbe bei sich, um seine juckende Haut zu behandeln, aber er hoffte, dass der Tote irgendwelche Feuchtigkeitscremes in seinem Bad hatte. Und er kannte keine Farm, auf der es nicht zumindest eine Erste-Hilfe-Grundausstattung gab. Und Waffen, sagte er sich. Auf einer Farm gab es immer Waffen.
    Er duschte lauwarm. Für eine heiße Dusche war seine Haut zu gereizt. Dann trocknete er sich mit dem weichsten Handtuch, das er auftreiben konnte, ab. Mit einer Bodylotion aus dem Besitz des Manns betupfte er die der Sonne ausgesetzten Bereiche an Händen und Gesicht. Solange er seinen restlichen Körper vor direkter Sonneneinstrahlung schützte, würde ihm nichts passieren. Er fand in der Badezimmerschublade eine antiseptische Salbe und säuberte seine Schusswunden. Die Verletzungen an Arm und Wangen waren nicht weiter der Rede wert, aber die Wunde an seinem Oberschenkel sah böse aus: Das Fleisch an den Wundrändern war rot und angeschwollen wie aufgespritzte Lippen. Er fragte sich, welche Folgen eine Infektion für ihn haben könnte. Aber dann verkniff er sich diesen Gedanken wieder. Er würde stärker sein als sein Fleisch.
    Dann rückte er seinen Haaren mit einer Schere zuleibe und trimmte die langen Strähnen auf Bürstenschnittlänge. Zwar geriet ihm der Haarschnitt so ungleichmäßig, dass sich kahle Stellen mit kräftigeren Haarbüscheln abwechselten und er damit wohl niemals einer genaueren Betrachtung standhalten würde, aber zusammen mit einer Kopfbedeckung, dachte er, würde es schon gehen.
    Mit der gleichen Schere trennte er die Hosenumschläge auf und ließ sie volle zwei Zentimeter heraus. Gar nicht so schlecht, dachte er, steckte die Hosen aber vorsichtshalber in die Stiefel. Das Hemd musste er am Rücken zusammenfalten, in den Hosenbund schieben und dort mit einem dünnen Ledergürtel fixieren. Als Nächstes kam der Ansteckschlips. Der Hemdkragen war ihm viel zu weit. Er sah aus wie jemand, der eine drastische Diät hinter sich hatte und noch nicht dazu gekommen war, seine Uniform zu ersetzen, aber alles in allem sah er nicht allzu schlecht aus. Er zog die Jacke an, stülpte sich den breitkrempigen Hut schief auf den Kopf und bewunderte sich im Badezimmerspiegel.
    Er entdeckte einen Abstellraum. Reinigungsflüssigkeiten, Bürsten und Lappen befanden sich säuberlich geordnet in Kisten. In einem Regal in Sichthöhe fand er eine Metallkassette. Der Schlüssel lag auf dem Regal daneben. Als er das Schloss öffnete, stieß er auf das, wonach er gesucht hatte.
    Es war eine Taurus 85, ein fünfschüssiger Revolver vom Kaliber .38 Special, wie ihn viele Gesetzeshüter gerne als Reservewaffe benutzten. Daneben lagen zwei Schnelllademagazine mit normalen

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