Das blutige Land: Die Götterkriege 3 (German Edition)
der schwarzen Legionäre, fast tausend Mann, die im Gleichschritt auf unseren Hügel zumarschierte. An ihrer Spitze, auf einem weißen Pferd, gerüstet in weißes Leder, eine junge Frau, bleich und mit schwarzem Haar, deren Augen wie glühende Kohle waren, als sie mich erblickte und ihr Schwert in meine Richtung hielt.
Die Lanze setzte sich in Bewegung, fiel in schnellen Schritt und stürmte uns entgegen, während sie ihrem Pferd die Sporen gab … und ich nur hilflos starrte.
Zwei Dinge geschahen, die ich nicht verstand, während ich auf zitternden Beinen an Ragnar lehnte: die blutig zerschundene Kreatur, die aus den Ruinen an der Seite sprang und die Kriegsfürstin in ihrem Sprung aus dem Sattel riss, und die Blitze, die in die erste Reihe der Lanze fuhren und sie zurückdrängte … Ich sah verständnislos zurück, doch Leandra lag noch immer reglos da, während Zokora aus irgendwelchen Gründen mit beiden Fäusten auf sie einschlug.
Dann folgte ich der Spur der Blitze hinauf zum Himmel und sah dort etwas, das auch ich kaum glauben konnte: Dort schwebte, von einem feurigen Netz Magie getragen, Asela und ließ aus ihren Händen diese Blitze über den Feind fahren.
Für den Feind war dieser Anblick wohl umso erschreckender, denn jetzt brach die Linie, und die Formation, die eben noch zum Ansturm werden wollte, verwandelte sich in eine wilde Flucht. Und über all dem Getöse und den Donnerschlägen hörte ich einen triumphalen Schrei, als die Kreatur, welche die Kriegsfürstin Dereinis aus dem Sattel gerissen hatte, den Arm nach oben streckte … in ihrer Hand, fest am Schopf gepackt, der Kopf der Nekromantin.
Während Asela langsam hinter uns zu Boden schwebte, taumelte die blutige Kreatur uns entgegen und krabbelte wie ein Tier den Hügel hoch. Sie hielt mir Dereinis’ blutigen Kopf entgegen, spie Blut und Dreck aus und ging dann vor Erschöpfung auf die Knie, wo sie zunächst keuchend verharrte, um mit schiefem Lächeln zu mir aufzusehen, während sie mit blutigen Händen den Kopf auf ihrem Schoß fast zärtlich streichelte … und dabei blutige Spuren auf dem blassen Gesicht hinterließ.
Ungläubig erkannte ich unter dem verklebten blonden Haar, dem Blut und Dreck, den Resten ihrer Rüstung, die blauen Augen.
»Was meint Ihr, Ser Lanzengeneral«, keuchte Lanzenobristin Miran, »wird die Kaiserin mit Dereinis’ Kopf zufrieden sein, auch wenn ich keine Flagge für sie habe?«
Der Überläufer
32 »Wie geht es ihr?«, fragte ich leise, als ich mich drei Tage später durch die Tür duckte, die Serafine mir geöffnet hatte.
»Unverändert«, gab Serafine Antwort und lächelte mühsam. »Was auch ein gutes Zeichen ist.« Noch immer waren ihre Augen geschwollen, und sie schimmerte in alle Farben, doch ich war froh, dass sie wieder lächeln konnte. Ich trat an ihr vorbei und ging zum Solar, in den wir Leandras Bett gestellt hatten. Asela meinte, Licht und frische Luft würden ihr guttun, und ich hatte keinen Grund, an dem Rat der Eule zu zweifeln.
Asela stand neben dem Bett am Fenster und sah über die zerstörte Stadt heraus, jetzt wandte sie sich mir zu und begrüßte mich mit einem Nicken, um dann wieder Leandra anzusehen, die still und leblos in ihrem Bett lag, die Hände über ihrer Brust verschränkt, als wäre sie dort aufgebahrt.
Viel fehlte nicht dazu.
»Was sie getan hat«, hatte mir Asela noch an Ort und Stelle erklärt, »tut man einfach nicht. Sie zog Erdmagie aus dem Weltenstrom unter ihr und wandelte sie um zu Luft und Feuer. Ich spürte, was sie tat, noch bevor ich Euch erreichte, und wollte es nicht glauben. Abgesehen davon, dass es niemand möglich ist, die Magie einfach so zu wandeln, hätte sie bei dem, was sie aus dem Strom gezogen hat, im Fanal vergehen müssen. Dafür ist sie jetzt in der Magie gefangen.«
Sie hatte es mir so erklärt, dass es, gab man sich der Magie nur weit genug hin, eine Faszination barg, die einen vergessen lassen konnte, wer man war.
»Es ist ihr schon zuvor geschehen, als sie den Spalt schloss, den mein Tor gerissen hat. Auch da weiß ich nicht, wie sie es vollbrachte. Dank Eurer Freundin hier«, sie hatte Zokora zugenickt, »kam sie über den ersten Schock, ihr Herz schlägt, auch wenn man es kaum fühlen kann, und sie atmet. Wir müssen sie nur aus dieser Trance befreien.« Sie hatte sich auf dem Schlachtfeld umgesehen und dann genickt. »Bringen wir sie erst einmal zurück, ich habe Erfahrung mit solchen Dingen, bevor Ihr es Euch verseht, ist
Weitere Kostenlose Bücher