Das blutige Land: Die Götterkriege 3 (German Edition)
wir ihn bestärken. Ihr erhaltet vier volle Lanzen von der Zweiten. Die eine Lanze Eurer dritten Legion, die die Schlacht bei Dunkelschacht überlebte … und die fünf Lanzen von Kelters fünfter Legion, die zum größten Teil aus Rekruten besteht. Es ist Eure Aufgabe, dafür zu sorgen, dass der Feind das nicht bemerkt.« Ich wies auf die Karte. »Irgendwo hier wird es eine Position geben, die es Euch zum einen erlaubt, den Nachschub zu stören, die zum anderen aber so gut zu verteidigen ist, dass sich der Feind die Zähne daran einrennt. Bis Ihr so weit seid, werden wir sie für Euch gefunden haben.«
»Aye, Ser!« sagte sie und stand gerade.
Ich bedachte sie mit einem bösen Blick. »Ihr habt die Ehre, als Erste seit Jahrhunderten eine volle Legion in die Schlacht zu führen. Wir werden dafür sorgen, dass es Euch an nichts mangelt, der Nachschub ungebrochen ist. Ihr hingegen werdet dafür Sorge tragen, dass wir die Legion nicht verlieren. Haben wir uns verstanden?«
»Aye, Ser!«, rief sie, als wäre sie auf dem Kasernenhof.
»Ihr habt eine Woche Zeit, die Legion hier in Askir zu sammeln, ich habe bereits Anweisung an Kelter und Kasale erteilt. Kelter ist nicht erfreut, aber er wird sich fügen.«
»Das bedeutet, wir ziehen die Fünfte von den Grenzfesten ab?«, fragte sie.
»Genau das. Ihr habt die besten Offiziere und Soldaten, die wir im Reich finden können. Mit Kasale und Rellin an Eurer Seite müsste es Euch gelingen.«
»Generalsergeantin Rellin ist bei Dunkelschacht gefallen«, teilte sie mir mit belegter Stimme mit.
Oh Götter, dachte ich. »Und ihr Sohn?«
»Er auch«, sagte sie rau. »Es erstaunt mich, dass Ihr von ihm wisst, es war Rellins größtes Geheimnis. Ich … ich bin dankbar dafür, dass Ihr mir Kasale mitgebt.«
Ich musterte sie genauer und sah den Schmerz in ihren Augen. »Es berührt Euch also doch, wenn Eure Soldaten sterben?«, fragte ich sie kalt.
»Götter!«, brach es aus ihr heraus. »Für wen haltet Ihr mich? Denkt Ihr, ich habe ein Herz aus Stein wie …« Sie schloss hastig den Mund, aber ich wusste, wie ihr Satz weitergegangen wäre. »Aye, Ser«, sagte sie dann und stand gerade. »Es berührt mich. Nur ist es manchmal unumgänglich, dass Soldaten in der Schlacht fallen. Manchmal weiß ich es schon vorher, wenn ich die Befehle gebe. Wenn es notwendig ist, schicke ich sie in ihren Tod. Aber nur, wenn ich weiß, dass ihr Opfer anderen das Leben retten oder den Sieg bringen wird.«
Ich sah sie lange an, dann nickte ich.
»Gut«, sagte ich. »Das wäre vorerst alles. Weitere Befehle werdet Ihr über Schwertobristin Helis oder Stabsobrist Orikes empfangen. Enttäuscht mich nicht.«
»Nein, Ser, das werde ich nicht!«, sagte sie und salutierte, drehte auf ihrem Absatz um, nahm im Vorbeigehen wortlos die Kartentasche an, die Serafine ihr von ihrem Schreibtisch aus reichte, und marschierte aus dem Raum, um die Tür leise hinter sich zu schließen.
»Götter«, sagte Serafine ungläubig, als die Schritte der Lanzenobristin nicht mehr zu hören waren. »Was warst du brutal zu ihr! Ich habe fast noch Mitleid mit ihr bekommen. Es wundert mich, dass sie es sich gefallen ließ.«
»Ich bat Asela darum, Miran unmissverständlich klarzumachen, dass sie ihr Kommando verlieren würde, wenn sie sich nicht gut mit mir stellte«, teilte ich ihr mit, als ich langsam zu meinem Schreibtisch zurückging und mich auf seine Kante setzte, um Serafine anzusehen.
»Ihr habt sie in die Falle laufen lassen«, stellte Stofisk fest. Es klang nicht sehr bewundernd.
»Habe ich nicht«, sagte ich und seufzte. »Sie gab sich Mühe. Eine neue Uniform, die Stiefel blank poliert … sie wollte einen guten Eindruck machen.«
»Dann verstehe ich erst recht nicht, warum sie dich hofierte«, sagte Serafine verwundert.
»Tatsächlich tat sie es nicht«, teilte ich ihr müde mit. »Sie lächelte freundlich. Das war alles.«
»Aber sie gab es doch zu«, sagte Stofisk erstaunt.
»Weil sie nicht sicher war, ob sie es nicht doch tat«, teilte ich ihm mit. »Sie ist eine Adelige aus Aldane, es gehört zu ihr dazu. Ich habe Orikes zu ihr befragt … sie hat schon mehrere Liebhaber gehabt, zweimal Untergebene.« Ich seufzte. »Auch Kelter zeigte sich nicht unempfänglich. All dies schadet ihrem Ruf. Doch sie ist eine der besten Soldaten, die ich jemals kennenlernte. Ich hoffe, dass sie jetzt versteht, dass sie es nicht nötig hat, sich zu verschenken, nur damit man sie anerkennt.«
»Woher willst du so
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