Das blutige Land: Die Götterkriege 3 (German Edition)
was sie von mir oder von Angus hält!«
Wohl besser nicht.
»Was ist jetzt dieser verrückte Plan, von dem Serafine sprach?«, fragte Varosch, und mir fiel wieder auf, dass ich fast vergessen konnte, dass er zuvor ein Mensch gewesen war.
»Halb im Nachsatz erwähnte die Kaiserin, dass dieser Kriegsfürst einen Wettkampf unter den Barbaren abhält«, erklärte Serafine. »Er ist wohl wie die meisten Generäle«, da war er wieder, dieser schnelle Blick von ihr, »er mag es, wenn alles seine Ordnung hat. Die Art, wie die Barbaren vorgehen, ist ihm zuwider. Er will eine straffe Führung, dass auch die Barbarenhorden klaren Befehlen und Linien folgen … und das ist nicht möglich, solange sie keinen haben, der für sie alle spricht. Er hat einen Wettkampf zwischen den Barbaren angeregt, in dem sie um die Führung der Stämme kämpfen.«
»Ich dachte, Mahea hätte uns erklärt, warum sie es meist vermeiden?«, fragte Varosch. »Der Sieger muss den Stamm des Verlierers ohne Vorbehalt in seinen eigenen Stamm aufnehmen«, erklärte er, als er Ragnars fragenden Blick sah.
Der nickte. »Viel anders ist es bei uns auch nicht. Wenn ich jemanden erschlage, kann es mir geschehen, dass ich mich um Frau und Kind des Mannes kümmern muss.« Er schüttelte heftig den Kopf. »Bei manchen Frauen ist es ein Grund, jeden Kampf zu meiden, allein der Gedanke, sie ertragen zu müssen, kann einen schon erschrecken!«
»Es gibt sicherlich auch Frauen, bei denen es sich lohnen würde«, lachte Serafine.
»Ja«, seufzte Ragnar. »Aber du vergisst … man muss sich auch um die Mütter der Frauen kümmern!« Er sagte es derart gequält, dass auch Serafine lachen musste.
»Nun«, nahm sie den Faden wieder auf. »Hier lockt ein ganz besonderer Gewinn. Der Preis, den Kriegsfürst Arkin für den Gewinner aussetzt, ist der Tarn.«
Ragnar nickte. »Die zerbrochene Krone, von der ihr mir erzählt habt. Hat dieser Arkin nun alle Stücke beisammen?«
»Hat er nicht. Er lässt den Verschlinger noch immer nach dem letzten Stück suchen«, erklärte Serafine. »Aber es ist nicht von Belang. Arkin hat sich bereits einen Champion ausgewählt, einen Krieger, der noch nie besiegt wurde. Wenn nötig, will Arkin dafür sorgen, dass er auch diesmal ungeschlagen bleibt.«
»Und wie?«, fragte Varosch.
»Ganz einfach«, sagte Serafine. »Er wird den Verschlinger seinen Champion fressen und dessen Rolle übernehmen lassen. So ist sichergestellt, dass der Träger des Tarn Arkins Weisung folgen wird und somit ebenso die Barbaren, die dann glauben werden, endlich einen Anführer gefunden zu haben, dem sie vertrauen können.«
»Das ist hinterhältig«, meinte Ragnar bewundernd. »Und was ist jetzt mit diesem verrückten Plan?«
»Jeder, der ein Anrecht darauf hat, einen Stamm der Kor zu führen, kann an diesem Wettstreit teilnehmen«, erklärte ich ihm. »Es ist wie bei einer Wette. Man setzt seinen eigenen Stamm. Gewinnt man, bekommt man den Einsatz des anderen als Beute. Verliert man …« Ich hob die Schultern und ließ sie wieder fallen. »Nun …«
»Und du denkst dir, dass du nicht verlieren kannst«, fasste Zokora zusammen. »Meinst du wahrhaftig, Arkin würde zulassen, dass du an diesem Wettkampf teilnimmst?«
»Ihm bleibt nichts anderes übrig«, sagte ich und hoffte im Stillen, dass es auch so war. »In diesem Spiel muss er sich an die Regeln der Barbaren halten.«
»Und was ist, wenn du an diesen Champion gerätst und er der Verschlinger ist?«, fragte Ragnar besorgt. »Dann kannst du nicht gewinnen.«
Varosch bedachte mich mit einem langen Blick. »Dessen bin ich mir nicht mehr so sicher.«
Bevor ihn jemand dazu befragen konnte, ergriff ich hastig das Wort. »Asela sieht auch dem Verschlinger über die Schulter. Wir haben eine Möglichkeit gefunden, mit der sie mich warnen kann, wenn der Verschlinger sich diesen Champion einverleibt. Aber das Ganze ist nur ein Teil meines Plans … er bringt uns in Arkins Nähe … und vielleicht ergibt sich daraus etwas.«
»Das ist der Plan?«, fragte Ragnar ungläubig. »Dass du hoffst, dass sich etwas ergibt?«
»Oh, es wird sich etwas ergeben«, meinte ich. »Dessen bin ich mir sicher.«
»Und wieso?«
»Weil wir Arkins Nachschub empfindlich stören werden.«
Ein Köder für Miran
40 »Ser, Lanzenobrist Miran, wie befohlen angetreten, Ser!«, sagte Miran und nahm Haltung vor meinem Schreibtisch an. Sie bellte es nicht heraus, vielmehr teilte sie es mir mit rauchiger Stimme mit, und
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