Das blutige Land: Die Götterkriege 3 (German Edition)
auf ihren Lippen lag ein feines Lächeln. Außer einer fast verheilten Schramme an ihrer Wange gab es kaum noch einen Hinweis auf das, was sie durchgemacht hatte, während sie Fürstin Dereinis verfolgt hatte, um sie dann letztlich an jenem Hügel zu stellen. Sie trug eine Uniform, die ihr Meister Breckert wahrscheinlich auf den Leib geschneidert hatte, und sie wusste auch, was für ein Leib dies war. Ich hatte schon immer gefunden, dass die Uniform der Legionen den Seras mehr schmeichelte als den Sers, und Miran bildete darin keine Ausnahme. Sie war schlank, besaß dennoch eine volle Figur und lange Beine, und es war deutlich zu sehen, dass sie sich regelmäßig körperlich ertüchtigte. Selbst durch den Stoff der Uniformhose konnte ich ihre Muskeln spielen sehen. Ein Raubtier auf zwei Beinen, dachte ich, als ich meinen Blick über sie gleiten ließ, schließlich hatte sie mir die Einladung dazu mit diesem Lächeln gegeben. Zweibeinige Raubtiere waren am gefährlichsten, allein Serafines Blick, die von ihrem Schreibtisch aus alles genau sehen konnte, erinnerte mich daran.
Es war erstaunlich, dachte ich. Sie erinnerte mich kaum an die Kriegerin, die Dereinis’ Kopf so triumphierend hochgehalten hatte, oder an die gefasste Kommandeurin, die ihren letzten Kampf so sorgsam plante. Die Sera, die hier vor mir stand, war die, die in Aldane aufgewachsen war und gleichsam mit der Muttermilch gelernt hatte, wie man die Männer an der Nase führen konnte.
Wie gut sie es beherrschte, sah man an Stofisk, der Mühe hatte, sie nicht anzustarren.
Diese Sera konnte ich nicht gebrauchen.
»Wenn Ihr mich verführen wollt«, teilte ich ihr gelangweilt mit, »geht nach hinten durch zum Ruheraum. Dort steht ein Feldbett, ich komme dann nach, wenn ich hier fertig bin.«
»Ser?«, fragte sie ungläubig, während Serafines dunkle Augen mir mit einem Nachspiel drohten und Stofisk sich heftig verschluckte.
»Ach, Ihr wollt mich nicht verführen?«, fragte ich scheinbar überrascht. »Warum stellt Ihr Euch dann zur Schau wie ein Bauer sein Vieh? Oder wollt Ihr nur hören, dass Ihr schön und begehrenswert seid? Ihr seid beides. Seid Ihr nun zufrieden?«
»Nein, Ser, ich …« Sie riss sich zusammen und nahm nun wirklich militärisch Haltung an, um an mir vorbei die Wand anzustarren.
Ich nahm einen Bericht und schlug ihn auf, um einen Blick auf die Listen darin zu werfen … der Legion mangelte es an Stiefeln, ich klappte ihn zu und warf ihn mit einer verächtlichen Geste auf den Schreibtisch zurück.
»Ich hielt Euch für eine gute Soldatin, jemand, die unbeirrt ihren Weg geht, die einen Kampf nicht aufgibt, bevor sie gewonnen hat. Ihr habt mich in Dunkelschacht beeindruckt, und vor Illian habt Ihr mich überzeugt, dass Ihr das Zeug habt, auch die schwierigsten Aufgaben erfolgreich zu lösen … und jetzt stellt Ihr Euch hier hin, vor meinen Tisch, und salutiert mit einem Lächeln … und ladet mich zu einem Tanz, ohne es zu meinen.« Ich stieß meinen Stuhl zurück und ging um meinen Schreibtisch herum, bis ich neben ihr stand. »Habt Ihr tatsächlich Eure Wangen gerötet und Khol aufgetragen?«
»Nein, Ser!«, bellte sie.
Ich schaute nach. Tatsächlich nicht. Sie brauchte es nicht. Wahrscheinlich erstickte sogar Schwester Ainde fast am Neid, wenn sie Miran auch nur von Weitem sah.
»Gut, Lanzenobristin«, knurrte ich. »Dann erklärt mir doch, warum Ihr mich hofiert habt!«
»Ser, ich bitte um Erlaubnis, frei sprechen zu dürfen, Ser!«
Sie starrte noch immer auf die Wand, aber ich sah, wie ihre Augen glühten. Ich ging zurück zu meinem Platz … von dort konnte ich ihren Blick besser deuten. Ich hatte Hass erwartet, oder Zorn, zu meiner Überraschung sah ich nur Scham. Und dass ihre Augen feucht geworden waren.
Ach Götter, dachte ich, nur nicht das!
Ich setzte mich wieder, schob den Bericht über die Stiefel vor mir gerade und erlöste sie.
»Dann sprecht«, grollte ich und wies auf einen Stuhl, der seitlich stand. »Zieht den Stuhl heran und setzt Euch, Ihr seid kein grüner Rekrut.« Sie tat wie geheißen, setzte sich, strich ihre Uniform gerade … und erstarrte in der Bewegung, um ihre Hände hastig auf die Lehnen des Stuhls zu legen.
»Warum habt Ihr mich hofiert?«, wiederholte ich meine Frage, als sie zögerte. »Die Wahrheit, Lanzenobristin, ich erkenne es, wenn man mich belügt.« Meistens. Oder zumindest oftmals. Hoffte ich.
»Es war ein Fehler«, sagte sie mit belegter Stimme. »Es wird nicht wieder
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