Das blutige Land: Die Götterkriege 3 (German Edition)
einem Steinmetz aus dem Fels gehauen, nur hier und da gab es noch kleine Risse.
Asela stand da, die Hände auf den Hüften, und beschaute sich mit offensichtlichem Stolz ihr Werk. In diesem einen Moment erschien sie mir glücklich.
Der Rest des Tages verging damit, die schweren Wagen diese steile Rampe hinaufzuziehen. Es war beschwerlich, und Blix sollte recht behalten, wir setzten auch die Bullen ein, deren Fluchen fast lauter war als das Muhen der Ochsen. Einmal riss ein Seil, der Wagen löste sich, rollte zurück, während die Ochsen laut vor Angst brüllten, doch Asela tat eine Geste, als ob sie sich mit der Hand gegen den Wagen stemmen würde.
Es war, als ob der schwere Wagen gegen eine unsichtbare Mauer laufen würde. Während die Ochsen noch immer angstvoll muhten, standen alle nur da und schauten Asela bewundernd an.
»Es wäre nett«, keuchte sie, die Anstrengung in ihrem Gesicht jetzt deutlich sichtbar, »wenn jemand auf die Idee käme, einen Stein vor die Räder zu legen und ein neues Seil anzubringen!«
Sie war es auch, die über der Rampe ein paar leuchtende Steine in die Luft hängte, sodass wir die Nacht durcharbeiten konnten, doch es dauerte noch fast bis zum nächsten Mittag, bis wir alle Wagen oben hatten.
Das war der zwölfte Tag, fünf Tage mehr, als wir veranschlagt hatten. Und noch stand das Tor nicht.
Dafür rief mich Blix zu sich. Er stand auf einem Hügel, und als ich mich zu ihm an den südlichen Rand des Plateaus gesellte, reichte er sein Sehrohr wortlos an mich weiter und wies in die Ferne.
»Es ist ein Nachschubzug«, teilte ich den anderen kurz darauf mit. Irgendjemand hatte in der Zwischenzeit ein großes Zelt aufgestellt und sogar einen Tisch und ein paar Stühle aufgetrieben, dort hatten wir uns versammelt und hielten Kriegsrat. »Fast vierzig große Handelswagen, ähnlich den unsrigen, so wie die Ochsen kämpfen müssen, auch schwer beladen. Bewacht werden sie von hundert Mann Reiterei, zwei Tenet mit je hundert Mann Infanterie und etwa dreihundert Barbarenkriegern, die sich wohl dem Zug auf dem Weg zur Festung der Titanen angeschlossen haben.«
»Wissen sie, dass wir hier sind?«, fragte Ragnar.
Lanzenmajor Blix schüttelte den Kopf. »Ich wüsste nicht wie. Wir sahen sie nur mit unseren Sehrohren. Selbst wenn sie ebenfalls Sehrohre besitzen würden, hätten sie nicht viel mehr als ein paar dürre Sträucher sehen können.«
»Nun«, sagte Serafine. »Wenigstens wissen wir, dass wir am richtigen Ort sind. Nur etwas zu spät. Wie lange brauchst du noch für das Tor, Asela?«
»Das lässt sich nur schwer sagen. Es kann sein, dass ich es auf Anhieb öffnen kann, oder es braucht ein bis zwei Tage, bis ich es justiert und eingestellt habe«, antwortete die Eule. »Das lässt sich auch nicht beschleunigen, es braucht so lange, wie es braucht.«
»Der Zug bewegt sich weg von uns, in ein, zwei Tagen ist er außerhalb unserer Reichweite«, stellte Serafine fest. »Und so schnell bekommen wir die Legion auch nicht durch das Tor.«
»Es ist eine große Menge Nachschub«, meinte Ragnar. »Wenn der Nachschub die Festung der Titanen erreicht, ist es vielleicht genug, um die Feindlegionen kampfbereit zu machen.«
»Es sind vierzig Wagen, Ragnar«, sagte Serafine mit einem Lächeln. »Für zwanzigtausend Mann braucht man mehr als das. Dennoch, du hast recht, es wäre besser, wenn wir diesen Nachschub auch schon aufhalten könnten.«
»Sie werden am Abend lagern«, stellte Zokora fest. »Das Gelände ist zu unwegsam, um nachts zu fahren.«
Blix schaute zu mir hinüber. »Wenn wir den Wagenzug angreifen, dann heute Nacht. Es ist die einzige Gelegenheit.«
»Gegen eine dreifache Übermacht?«, fragte Serafine.
»Seitdem die fünfte Lanze in diesen Krieg gezogen ist, haben wir beständig nur in der Unterzahl gekämpft«, meinte Blix. »Tatsächlich ist das Verhältnis hier schon fast zu unserem Vorteil. Auch wenn ich manchmal das Gefühl erhalte, als würden wir diesen Krieg allein bestreiten. Es kommt darauf an, wie sie ihr Lager errichten. Ist es offen genug, können wir im Galopp hineinreiten, absitzen und formieren und dann den Feind auf unsere Schilde nehmen.«
»Hineinreiten und absitzen?«, fragte ich, und Blix nickte grimmig.
»Eine Taktik, die Grenski und ich uns überlegt haben. Wir sind keine Reiterei, nicht für den Kampf zu Pferd ausgebildet. Aber zu Fuß, auf dem Boden, sind wird ungeschlagen. Also verbinden wir es, die Beweglichkeit der Pferde mit unserem Vorteil.
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