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Das blutige Land: Die Götterkriege 3 (German Edition)

Das blutige Land: Die Götterkriege 3 (German Edition)

Titel: Das blutige Land: Die Götterkriege 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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zurückbringen sollt, die fünfte Lanze hat genug Soldaten verloren.«
    Zokora und Varosch hatten wie üblich gar nicht erst in Betracht gezogen, mich nicht zu begleiten.

Die Schamanin und der Drachen
     
    44  Als Serafine soeben die Bürste zur Seite legte und anfing, sich ihr Haar hochzustecken, geriet das Lager in Aufruhr. Jemand blies auf dem Horn einen Alarm. Hastig griffen wir nach unseren Schwertern und rannten aus dem Zelt, bereit, uns dem Feind zu stellen … und blieben wie angewurzelt stehen, um wie die anderen mit offenen Mündern in den Himmel zu starren.
    Dort, in der Ferne, bot sich uns ein Anblick, den nur wenige jemals sahen: Ein riesiger Drache steuerte mit majestätisch langsam erscheinenden Flügelschlägen auf uns zu. Die frühe Morgensonne ließ seine türkisen Schuppen strahlen, als ob sie von innen leuchteten. Neben mir sah ein Soldat auf seine Armbrust herab und schüttelte nur den Kopf.
    »Die ist sinnlos«, stellte er fest.
    »Dann ist es ja umso besser, dass Ihr sie nicht brauchen werdet«, teilte ich ihm mit, während ich meine Augen mit der Hand beschattete um diesen unglaublichen Anblick besser sehen zu können. »Denn sie ist ein Freund.«
    »Ja«, sagte der Soldat unbewegt. »Ich hörte schon davon, dass Ihr ungewöhnliche Freunde haben sollt …« Er seufzte vernehmlich. »Aber das wird mir niemand glauben.«
    »Ich erinnere mich noch daran, wie ich sie das erste Mal sah«, flüsterte Serafine ergriffen. »Verkrüppelt und misshandelt … es ist schön, sie fliegen zu sehen.«
    »Komm«, forderte ich sie auf. »Sie kann nur dort vorn landen, nur dort ist Platz genug für sie. Lass uns sie begrüßen … und sicherstellen, dass keiner unserer Soldaten auf falsche Gedanken kommt.«
    Sie schien sich nur langsam durch die Lüfte zu bewegen, doch als sie die gewaltigen Flügel spreizte und mit ausgestreckten Krallen aus dem Himmel herabstieß, sah man, wie sehr das täuschte. Kurz vor der Landung schlug sie noch einmal mit den mächtigen Schwingen, und ein Windstoß trieb uns Staub und Dreck entgegen.
    »Träume ich«, hörte ich einen der Soldaten fassungslos sagen, »oder hat er tatsächlich einen Reiter?«
    Der Drache beugte und duckte sich und hob das linke Vorderbein. Fassungslos sah ich zu, wie die Schamanin Delgere geschickt die mächtigen Schuppen hinabrutschte und dann über das Bein zu Boden sprang, während sich hinter ihr das mächtige Wesen in einem goldenen Schimmer in die Kaiserin Elsine wandelte, die gelassen ihre Robe zurechtzog und uns gemessenen Schritts entgegentrat.
    Delgeres Haar war ordentlich durchgeblasen worden, doch die wahre Überraschung war das schüchterne Lächeln auf ihrem Gesicht.
    »Ich hoffe, Ihr habt etwas zu trinken da«, rief uns Elsine lächelnd entgegen. »Ein langer Flug trocknet mir immer die Kehle aus.«
    »Habt Ihr keine bessere Begrüßung für uns?«, fragte Asela.
    Doch bevor Elsine antworten konnte, geschah etwas Unerwartetes. Einer unserer standhaften Legionäre, einer von Blixens Veteranen, trat an die Kaiserin heran und kniete sich mit tränennassen Augen vor sie hin, um ehrfurchtsvoll den Saum ihres Gewands zu berühren.
    »Ich weiß nicht, wer Ihr seid«, schluchzte der Mann, der Avrin oder Avram hieß, ein bärbeißiger Soldat, von dem man hätte denken können, dass ihn nichts erschüttern konnte. »Doch ich kämpfe nun schon so lange … sah so viel Blut und Schmerz und Tod, dass ich vergaß, dass es auch Schönheit in dieser Welt gibt … und Wunder. Als ich Euch sah, wie Ihr, geschmückt wie von Perlen, durch die Lüfte zu uns geflogen seid, gabt Ihr mir mit diesem wundersamen Anblick das zurück, was ich verloren glaubte: den Glauben, dass es etwas gibt, wofür es sich zu kämpfen lohnt und auch zu leben, und dass es auch für ein altes Schlachtross wie mich in dieser Welt noch Wunder zu erblicken gibt.«
    Während sie noch mit großen Augen auf ihn herabsah, führte er den Saum ihres Gewands an seinen Mund und küsste ihn demütig.
    »Bei Borons Arsch, Avron!«, hörte ich Grenskis aufgebrachte Stimme. »Was denkst du denn, was du da tust? Zurück ins Glied mit dir!«
    Hastig sprang der Soldat auf, duckte sich noch einmal entschuldigend in Richtung der alten Kaiserin und eilte dorthin, wohin Grenskis strenger Finger wies.
    »Entschuldigt«, beeilte sich jetzt Grenski zu sagen. »Er …«
    »Er hat recht«, hörte ich Aselas Stimme, als die Eule vortrat. »Ich hatte ebenfalls vergessen, welch ein Wunder es ist, dich

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