Das Böse im Blut: Roman (German Edition)
zerfetzten Teppich, der sich bis zu dem blaudunstigen nördlichen Rand der Welt erstreckte. Die Lichtung wurde von einer Gruppe Kiefern beschattet, und Wasser rann aus einem Spalt in der Felswand und ergoss sich in einen kleinen Teich. Er ließ die Pferde trinken, beugte sich dann vor, um seinen eigenen Durst zu stillen, und starrte kurz auf sein Spiegelbild in der Wasseroberfläche. Er merkte, dass die Erde auf der einen Seite des Teichs und am Fuß der Felswand weich genug war, um mit Messer und Händen zu graben. Er stemmte die Hände in die Hüften und überlegte. Blickte dann zurück zu dem Rappen, auf dem noch der Leichnam seines Bruders lag. Dann sah er sich eine Weile die Aussicht unter ihm an. Schließlich machte er sich mit dem Bowie und seinen bloßen Händen ans Werk und grub schnell und mühelos, bis er ein flaches Grab ausgehoben hatte. Dort hinein legte er die sterblichen Überreste seines Bruders, John Jackson Little.
Er legte seinen Hut auf Johns Gesicht, bedeckte ihn mit Erde und klopfte die weiche Erde fest. Dann suchte er schwere Steine, die er kaum mit beiden Händen heben konnte, und ächzte von der Anstrengung, sie zu dem Grab zu schleppen und sie daraufzusetzen. Als er das gesamte Grab mit Steinen bedeckt hatte, um seinen Bruder vor Aasfressern zu schützen, holte er eine Flasche aus seiner Satteltasche und nahm mehrere tiefe Schlucke Tequila. Er setzte sich an den Felsrand und blickte hinaus in das verglimmende Zwielicht, auf den unendlichen und dunstigen Horizont zum Norden, wo ihr Heimatland im Nebel lag.
Lange, niedrige Wolkenbänke brannten rötlich im Westen. Und jetzt sprach er, ohne sich zu dem Grab hinter ihm umzuwenden, zu seinem Bruder. Sagte ihm, es tue ihm leid. Für alles. Leid für ihre Mutter und ihren Daddy und ihre kleine Schwester. Leid, dass er so ein nichtsnutziger Bruder war. Leid, dass er ihn in New Orleans im Stich gelassen hatte und jetzt in Mexiko. Leid, dass er ihn nicht einmal zu dem Teil von Mexiko hatte bringen können, wo Maggie jetzt lag.
»Es ist das falsche Land, Bruder, aber wenigstens seid ihr beide im selben.« Er nahm ein weiteren tiefen Schluck. »Teufel, Junge, ich hätte mal schlafen müssen. Aber dann hätten die Wölfe dich gepackt. Die verdammten Kojoten. Du weißt, dass es so ist.«
Er blickte hinüber zu dem fernen Ende der Welt. »Mir tut alles so verdammt leid.«
In der aufkommenden Dunkelheit blickte er hinaus auf die leere Einöde und spürte, dass sich die Welt unter ihm drehte, so wie sie sich gedreht hat, bevor die Zeit gemessen wurde, und wie sie sich drehen würde, lange nachdem die Zeit aufgehört hatte zu existieren, weil kein Mensch ihr Verstreichen verzeichnet. Ein einsamer Wolf heulte im Wald.
»Verdammt, Kumpel, ich hasse es, es so direkt zu sagen, aber du hättest angefangen, ziemlich übel zu riechen, wenn ich noch länger gewartet hätte. Schätze, alle paar Meilen wär ein Stück von dir abgefallen. In diesem verdammten Mexiko in Stücken verteilt rumzuliegen – das wäre wesentlich schlimmer, als hier in einem Stück begraben zu sein. Du weißt, dass das stimmt.«
Und dann, als er einen weiteren Schluck nahm, musste er plötzlich lachen, und der Tequila kam durch seine Nase hoch in einem feurigen Erguss, und er verschluckte sich und Tränen stiegen ihm in die Augen.
Keuchend drehte er sich zum Grab und sagte: »Verflucht noch mal, Bruderherz – du wärst von Krähen und Geiern gefressen worden, und das ist weiß Gott schlimm und beschämend genug, aber das ist nicht das Schlimmste, nein, Sir. Das Schlimmste ist, dass sie dich bald wieder ausgeschissen hätten!«
Er warf den Kopf zurück und lachte mit weit aufgerissenem Mund. Trommelte mit seinen Fäusten gegen seinen Oberschenkel und taumelte und schnaubte und schniefte vor Lachen. Die Pferde wandten sich zu ihm um, um zu sehen, was in ihn gefahren war, und die Sorge, die er in ihren überschatteten Gesichtern wahrnahm, ließ ihn noch lauter lachen. Seine Kiefer schmerzten vor Lachen, sein Bauch verkrampfte sich. Seine Augen brannten.
Und dann, plötzlich, stieß er einen durchdringenden Schrei aus und weinte. Weinte hemmungslos. Geschüttelt von riesigen, heftigen Schluchzern, die ihn bis in die Knochen erschütterten.
Er zog sein heiles Knie an seine Brust, schlang fest die Arme darum und wiegte sich hin und her wie ein Kind und heulte seine Trauer hinaus aus dem Herzen, das ihm noch geblieben war.
Und seine Schreie hallten von den Felswänden hinunter in die
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