Das Böse in dir
viele Verbrecher hinter Gitter gebracht. Du hast sie alle erwischt. Sie sind tot. Sie werden nie wieder jemanden ermorden. Charlie braucht dich. Ich brauche dich.«
Dann, lange Zeit später, wurde ich von einer anderen Stimme aus dem Schlaf gerissen. Sie sprach langsam und gedehnt. »Ich bin es, Joe McKay, Claire. Was hast du denn jetzt vor? Willst du uns zu Tode ängstigen? Beweg deinen hübschen kleinen Hintern. Lizzie ist auch hier. Sie will Hallo sagen.«
Je öfter ich die Stimmen hörte, desto näher erschienen sie mir. Sie zogen mich durch die hübschen Wolken nach unten, dorthin, wo die silberne Schnur verankert war. Aber ich wollte nicht runter. Ich wollte, dass sie das ließen. Ich wollte hier in der watteweichen Stille bleiben. Und so wehrte ich mich und versuchte zu verhindern, dass ich weiter sank. Ich schaltete die Ohren auf Durchzug. Warum gaben sie einfach keine Ruhe?
Und dann nahm ich eine Kinderstimme wahr, sehr undeutlich und ganz weit weg. Eigentlich war es nur ein Flüstern. »Ich und Jules sind traurig, weil du krank bist.«
Schlagartig stieg ein Bild in mir hoch, ein kleiner blonder Junge mit runden Wangen und pummeligen Ärmchen und einer Angelrute, an der ein kleiner Fisch hing. Ich kannte seinen Namen nicht, wusste aber, dass er mich brauchte. Ich hatte ihn so lange nicht gesehen. Ich musste zurück und ihn suchen. Irgendwo hatte ich ihn vergessen, konnte mich jedoch nicht erinnern, wo. Ich musste zu ihm. Ohne mich würde er sich fürchten, das war sicher.
Und so gelang es mir, aus dem wunderschönen, idyllischen, perlweißen und friedlichen Bett aufzustehen. Ich griff nach der silbernen Schnur und fing an, mich langsam abzuseilen. Immer tiefer nach unten. Dabei horchte ich auf die Stimme des kleinen Kindes, bis sich auch die anderen Stimmen näherten, und die Stimme namens Black sagte: »Oh, Gott sei Dank, sie kommt zu sich. Sie versucht aufzuwachen.«
Und dann schlug ich endlich die Augen auf.
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