Das Böse in dir
Es war Pete, der immer so hilfsbereite Happy Pete. O Gott. Er grinste wie ein Kind, das ein neues Spielzeug bekommen hat. Mir wurde klar, dass er mich noch nicht gefesselt hatte, vermutlich, weil er mich für zu betäubt hielt, um mich zu wehren. Falsch. Ich blinzelte und versuchte auszusehen, als sei ich benommen und müsse erst wieder einen klaren Kopf bekommen. Er beugte sich tief hinunter und leuchtete mir mit der Laterne ins Gesicht. Ich hielt die Augen halb geschlossen und bemühte mich, meine verworrenen Gedanken zu ordnen. Ja, es war eindeutig Happy Pete, der mich nun mit einem breiten Grinsen ansah. Er lächelte und freute sich offenbar wie ein Schneekönig, weil er jetzt so viel Macht über mich hatte.
Als er ein Stück Klebeband abriss, sträubte ich mich, aber er hielt mich fest und heftete meine Unterarme an die Armlehnen und meine Waden an die Stuhlbeine. Dann richtete er sich auf und sah mich an.
»Nur eine kleine Sicherheitsmaßnahme, damit Sie auch hübsch brav sind. Ein paar schnell wirkende Schlaftabletten reichen offenbar nicht, um Sie schachmatt zu setzen, was, Detective? Sie hätten endlich Ruhe geben sollen, aber trotzdem danke, dass Sie so nett waren, mir den Schlüssel zu bringen. Sie verstehen mich doch sicher, oder? Wenn die Videoaufnahmen meiner Experimente in die falschen Hände gerieten, würde man mich wegen Verstoßes gegen die Standesregeln belangen, und mit meiner Karriere wäre es vorbei, noch ehe sie richtig angefangen hat. Und das, obwohl ich gerade dabei bin, mir einen Namen zu machen. Selbst Ihr Liebhaber ist beeindruckt von meinen Therapien. Ich habe sie nämlich entwickelt, wussten Sie das? Collins wollte mit seinem neuen Buch auf meine Kosten berühmt werden. Doch das bereut er bereits. Niemand betrügt mich ungestraft.«
Als ich etwas erwidern wollte, klang meine Stimme belegt und wie die einer Betrunkenen. »Sie sind am Ende. Leute wissen, wo ich bin. Damit kommen Sie nicht durch.«
»Na klar.« Er kauerte sich neben mich und schlug einen Plauderton an, als genehmigten wir uns bei Starbucks einen Kaffee. »Ich habe Sie gegoogelt, Detective Morgan, Sie würden nicht glauben, wie viele Zeitungsartikel über Sie im Umlauf sind. Es ist erstaunlich, wie magisch Sie Schwierigkeiten anziehen, und wissen Sie was? Heute ist es schon wieder so weit. Allerdings werden Sie diesmal nicht so glimpflich davonkommen. Jetzt ist es aus mit Ihnen. Niemand wird kommen. Niemand weiß, dass Sie hier sind. Oder sonst jemand von uns. Es ist eindeutig vorbei.«
Bis auf Black, dachte ich, während Happy Pete sich erhob. Er lachte auf. »Das haben Sie sich ganz allein selbst eingebrockt. Ich hätte Sie heute Nacht nie hierher locken können, wenn Sie nicht zufällig bei Blossom erschienen wären. Ein schwerer Fehler, Detective. Eigentlich bin ich hergekommen, um noch einige Dinge zu klären, bevor ich weiterziehe. Doch ich hätte nie daran gedacht, dass ich Gelegenheit haben würde, Sie ebenfalls loszuwerden. Offenbar Schicksal. Ich war eben schon immer ein Glückspilz.«
Rede nur weiter, du Dreckskerl. Vergeude nur recht viel Zeit, damit Black mich aufspüren kann.
»Ich habe noch eine kleine Überraschung für Sie, Detective«, sagte Happy Pete zu mir. Alle Wörter klangen in die Länge gezogen und vibrierten wie eine Pauke. »Wir sind hier, um unsere letzte Therapiesitzung abzuhalten. Und raten Sie mal, wer neu in der Gruppe ist. Ein alter Freund von Ihnen. Aber zuerst möchte ich Sie allen vorstellen.«
Happy Pete machte einen Schritt nach rechts und leuchtete den Mann an, der neben mir saß. Entsetzt erkannte ich Martin Young. Seine Miene war ausdruckslos, seine Augen waren starr. Entweder stand er unter Drogen oder war in Trance. Vielleicht auch beides.
Happy Pete sah aus, als würde er sich schadenfroh die Hände reiben. »Ich denke, den alten Marty kennen Sie bereits, richtig? Er war mein bester Freund, seit ich nach Oak Haven gekommen bin. Und jetzt dürfen Sie raten. Er war auch einer der besten Probanden in meinen Gehirnwäscheexperimenten. Auch jetzt ist er in Trance, so wie alle anderen hier in diesem Raum. Meine ganz private kleine Mörderbande, die nur auf meine Anweisung wartet, wen sie umbringen soll. Wir sind besser organisiert als die CIA.«
Mir wurde klar, dass er prahlte. Er wollte mir zeigen, wie viel Macht er über andere hatte und was für ein Genie er war. Doch das war mir nur recht, weil es mir mehr Zeit gab, um ihn aufzuhalten. Black würde kommen. Er hatte ein
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