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Das böse Spiel der Natalie Hargrove (German Edition)

Das böse Spiel der Natalie Hargrove (German Edition)

Titel: Das böse Spiel der Natalie Hargrove (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Kate
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Schotterparkplatz und genossen den Unterschied zwischen der lärmigen Bar und der ruhigen Nacht draußen. Sarah deutete auf ein Wohnmobil im dunkelsten Teil des Parkplatzes, vor dem eine schwache Petroleumlampe hing.
    »Ich mach nur mal kurz halt beim Handelsposten«, erklärte sie. »Willst du mitkommen?«
    »Handelsposten?«, fragte ich verwirrt. Es sah nicht wie ein Ort aus, an dem ich irgendetwas kaufen wollte.
    »Gott, Tal«, sagte Sarah kopfschüttelnd, »du bist echt zu lange weg gewesen. Sie haben alles. Speed, Oxy – was nimmst du heute denn so?«
    Am Camper lehnte ein Kerl mit geflochtenem dünnen Bart und Stachelhalsband und beobachtete uns. Seine Arme waren komplett tätowiert.
    »Ich glaube, ich gehe jetzt besser«, sagte ich leise. »Pass auf dich auf, ja?«
    Sarah nickte, als hätte sie schon einen ganzen Ordner mit meinen Sprüchen.
    »Klar«, meinte sie achselzuckend und küsste mich auf die Wange. »Ich ruf dich an, ja?«
    Von meinem Wagen aus sah ich, wie sie hinten in den Camper einstieg. Ich war froh, von hier fortzukommen, auch wenn es mich nervös machte, dass mein nächster Halt bei meinem Vater sein musste.
    Ich beschloss, erst einmal darüber zu schlafen, bevor ich übereilt handelte, und ließ den Wagen an. Plötzlich war ich mir der edlen Lederausstattung, der teuren Stereoanlage und der verchromten Radkappen sehr deutlich bewusst. Hier saß ich, gefangen in meiner Vergangenheit und daraus hervorstechend wegen meiner Gegenwart.
    Und da ich gerade an Gegenwart dachte, fiel mir wieder ein, dass ich Mikes Nachricht noch nicht abgehört hatte.
    »Ich weiß nicht, ob du heute an unserem Platz auf mich gewartet hast, aber wenn ja, dann tut es mir leid. Ich hab ein bisschen Zeit für mich gebraucht, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Sei mir nicht böse, ja? Ich liebe dich.«
    Seufzend warf ich das Telefon wieder in meinen Rucksack – dabei fiel mir auf, dass etwas Auffälliges fehlte. Das Rasseln des Pillenfläschchens. Schnell durchsuchte ich sämtliche Fächer. Wo war es?
    Ich wusste, dass ich die Flasche noch gehabt hatte, als ich in die Bar gekommen war, denn ich hatte sie gespürt, als ich meine Drinks bezahlt hatte. Ich ließ die letzte Stunde vor meinem geistigen Auge vorüberziehen und erinnerte mich daran, dass Sarah meine Tasche durchsucht hatte. Das kleine Miststück hatte mir die Pillen gestohlen! Und jetzt verkaufte sie sie in diesem schmierigen Wohnmobil!
    Beinahe wäre ich auf die Bremse getreten und zurückgefahren. Doch dann überkam mich plötzlich eine tiefe Ruhe. Sarah hatte mir unbeabsichtigt einen Gefallen getan und mir die Last abgenommen, von der ich nicht gewusst hatte, wie ich sie loswerden sollte.
    Sollte sie die Pillen haben. Jetzt konnte ich nur hoffen, dass sie auch tatsächlich für immer verschwunden waren.

14 Verloren und gewonnen die Schlacht
    Als ich aufwachte, war alles wieder so wie früher: Ich hatte meine dünne erbsgrüne Decke fest um mich gezogen, die Sonne schien durch das große Ostfenster, und mein Vater hing weggetreten auf dem Sessel im Wohnzimmer des Trailers, in dem ich auf dem Klappbett lag. Ich war erschöpft und schlief noch halb.
    »Dad?«, sagte ich. Meine Stimme klang so gedämpft und langsam wie unter Wasser. »Ich mach Kaffee, ja?«
    Vom Sessel her nur Schweigen. Dad hatte die Arme über den Kopf erhoben und die Hände leicht zu Fäusten geballt, seine Wangen waren stoppelig und aufgedunsen. Einen Schuh hatte er an der Tür von sich gekickt, der andere hing noch in merkwürdigem Winkel an seinem Fuß, als wäre er verdreht worden. Langsam kroch eine Spinne an der Rücken lehne des Sessels hoch. Er sah so grauenvoll aus, dass ich nicht aufhören konnte, ihn anzustarren. Es schien Ewigkeiten her, dass ich ihn das letzte Mal gesehen hatte, dabei war es nur ein einziger Tag gewesen. Oder nicht?
    Ich stand über ihm und schüttelte ihn an der Schulter.
    »Dad!«, rief ich lauter. Dann begann mein Herz heftiger zu schlagen und ich drehte mich zum hinteren Teil des Trailers um. »Mom!«
    Ich wartete darauf, dass ich im Schlafzimmer am Ende des kurzen Gangs meine Mutter stöhnen und im Bett rascheln hörte. Wir hatten eine eingespielte Routine. Wenn ich sie noch einmal rief, dann würde sie sich zur Tür vortasten und den Kopf in den Gang stecken – manchmal mit einem Blick zurück zum Bett. Es hätte jeder bei ihr da drinnen sein können – jeder, der bereit war, sich wieder rauszuschleichen, nachdem ich zur Schule gegangen und bevor

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