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Das böse Spiel der Natalie Hargrove (German Edition)

Das böse Spiel der Natalie Hargrove (German Edition)

Titel: Das böse Spiel der Natalie Hargrove (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Kate
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Dad zu sich gekommen war.
    »Mom!«, rief ich wieder. »Diesmal ist er echt hinüber!«
    Plötzlich krallten sich die Finger meines Vaters um mein Handgelenk. Ich sah hinunter und er machte die Augen auf.
    »Halt die Klappe! Niemand ist hinüber!«
    Ich schrie auf, weil er mich erschreckt hatte, weil sein Griff so hart war, weil sein Atem faulig stank und weil seine Lippen und sein Zahnfleisch blau waren.
    »Mom?«, rief ich wieder, und meine Stimme zitterte durch den kleinen Raum.
    »Deine Mutter ist nicht hier«, stieß er hervor, »sie hatte gestern keine Lust, nach Hause zu kommen.«
    »Woher willst du das wissen?«, rief ich und riss mich los, um mich in meine Bettecke zu flüchten.
    In diesem Moment sprang mein Vater aus dem Sessel hoch und stürzte sich auf mich. Ich hätte nicht gedacht, dass er es quer durch den Trailer schaffen würde, aber wenn er mir Angst machen wollte, spielte es keine Rolle, wie weggetreten er war.
    »Glaubst du, ich weiß nicht, was in meinem eigenen Haus vor sich geht?«
    Wenn er sich ganz aufrichtete, was er nur selten tat, reichte Dad mit dem Kopf bis an die Decke des Trailers. Sein kräftiger Arm griff nach einem der Fläschchen mit den Schmerzmitteln, die auf dem Tisch verstreut lagen, doch dann sah er plötzlich mich an. Ich spürte, wie meine Lippen bebten, und wünschte mir, er würde endlich seine morgendliche Handvoll Pillen schlucken.
    »Ich weiß, was deine Mutter dir erzählt«, sagte er leise. »Ich weiß, dass sie hinter meinem Rücken so tut, als sei ich ein Schlappschwanz. Glaubst du, ich brauche das hier?« Er machte ein Fläschchen auf, aber anstatt die Pillen herauszuschütteln, warf er damit nach mir. Die Flasche prallte an meinem Oberschenkel ab und die Pillen rollten über den Boden.
    »Glaubst du, ich brauche irgendeinen von euch?«, brüllte er.
    »Dad«, flehte ich und wand mich, als er mich gegen die Wand drängte. Seine Faust griff nach meinen Haaren, doch als ich mich duckte, um ihm auszuweichen, stolperte er und schlug sich das Schienbein am Bett an.
    »Verdammt noch mal, Tal!«, stöhnte er, fasste sich ans Bein und humpelte auf einem Fuß zu seinem Sessel.
    Ich nahm meinen lila Rucksack, schlüpfte schnell in Flip-Flops und stürzte aus dem Trailer. Es war mir egal, dass ich im Pyjama in die Schule gehen musste – wieder einmal. Lieber heute in Flanellhosen auftauchen als morgen voller blauer Flecken.
    »Komm sofort zurück!«, schrie Dad und jagte mir über den Hof des Trailerparks hinterher.
    Ich rannte weiter und sah mich erst um, als ich den dumpfen Aufschlag hörte.
    Mein Vater lag mit dem Gesicht im Dreck. Es war nicht das erste Mal, dass er so stürzte, aber es war das erste Mal, dass er regungslos liegen blieb und nicht versuchte, wieder aufzustehen. Von seiner Unterlippe tropfte Blut. Seine Augenlider flatterten kurz, dann verlor er endgültig das Bewusstsein. Ich lief zu ihm, griff an seinen Hals, fühlte seinen Puls, dann drehte ich mich um und hastete weiter.
    Mom kam an diesem Tag in die Schule, um mir zu sagen, dass die Cops ihn abgeholt hatten. Es war das letzte Mal gewesen, dass wir ihn gesehen hatten. Und es war das erste Mal, dass ich damit begann, mein mir selbst gegebenes Versprechen zu halten, nie wieder mit ihm zu sprechen.
    Kann sich ein Mann ändern? Ganz bestimmt nicht.
    Er öffnete die Tür, noch bevor ich richtig geklopft hatte. Er sah gebrechlich und müde aus, die Haut um seine silbrigen Augen war welk und erschlafft wie die eines alten Mannes. Doch als er seine Arme ausstreckte, wirkten sie erstaunlich sicher.
    »Tal-Püppchen!«, sagte er und erwartete eine Umarmung.
    Ich stand auf den Metallstufen des Trailers von meinem Onkel Lewey, die Arme fest vor der Brust verschränkt, und bekämpfte den Wunsch, zu ihm zu gehen und meinen Kopf an seine Brust zu legen. Stattdessen sah ich auf einen Punkt genau zwischen seinen Augen. Diesen alten Trick hatte ich im Rhetorik-Kurs gelernt – man wendet ihn an, wenn man zu nervös ist, um jemandem direkt in die Augen zu sehen, aber trotzdem zeigen will, dass man alles unter Kontrolle hat.
    »Was willst du?«, fragte ich.
    »Dir gratulieren«, antwortete er und stieß mich mit seinem knochigen Ellbogen an. »Meine Tochter, die Prinzessin. Nicht dass es mich überraschen würde.«
    »Ich brauche deine Glückwünsche nicht.«
    Er runzelte die Stirn. »Na gut, dann brauche ich es vielleicht, dass du sagst: Willkommen zu Hause . Ich bin natürlich immer noch auf Bewährung, aber bei guter

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