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Das Böse unter der Sonne

Das Böse unter der Sonne

Titel: Das Böse unter der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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vermutlich mit ein paar roten Haaren von Arlena aus, um der Figur mehr Zauberkraft zu geben, dann stach sie ihr eine Nadel ins Herz und hielt sie schließlich ins Feuer, das sie mit etwas Papier anzündete. Sie handelte dumm, kindisch, abergläubisch, aber es verrät doch eines: den Wunsch zu töten.»
    «Steckt denn mehr dahinter, als der Wunsch zu töten? Kann Linda Marshall ihre Stiefmutter wirklich umgebracht haben?»
    «Auf den ersten Blick scheint sie ein perfektes Alibi zu haben, aber in Wahrheit ist es so, dass Linda die Zeitangaben selbst gemacht hat, wie ich eben schon sagte. Sie hätte leicht behaupten können, dass es schon Viertel vor zwölf sei, obwohl es noch eine Viertelstunde früher war.
    Es ist sehr gut möglich, dass Linda, nachdem Mrs Redfern gegangen war, den kurzen Weg bis zu der Leiter lief, hinunterkletterte, ihre Stiefmutter erwürgte und wieder hinaufkletterte, ehe das Boot mit Miss Brewster und Patrick Redfern in Sicht war. Dann hätte sie zur Möwenbucht zurückkehren können, wäre geschwommen und ins Hotel gegangen, ohne jede Eile.
    Doch dabei muss man zwei Punkte in Erwägung ziehen. Linda hätte wissen müssen, dass Arlena Marshall in der Feenbucht war, und sie musste körperlich in der Lage sein, das Verbrechen auszuführen.
    Nun, es wäre möglich, dass Linda wusste, wo Mrs Marshall sich aufhielt – wenn sie selbst ihr unter falschem Namen geschrieben und sie in die Bucht bestellt hatte. Und was den zweiten Punkt betrifft: Linda hat sehr große, kräftige Hände. Sie sind so groß wie die eines Mannes. Und was ihre Kraft angeht – sie ist in einem Alter, wo Kopf und Herz nicht immer wissen, was sie wollen. Geistige Verwirrungen gehen häufig mit ungewöhnlicher Körperkraft zusammen. Und da ist noch etwas anderes – Lindas Mutter wurde des Mordes angeklagt und auch vor Gericht gestellt.»
    Kenneth Marshall hob den Kopf. «Und freigesprochen.»
    «Sie wurde freigesprochen», bestätigte Poirot.
    «Und ich sage Ihnen noch etwas, Monsieur Poirot», fuhr Marshall fort. «Ruth – meine Frau – war unschuldig. Das weiß ich mit absoluter Sicherheit. Wir waren sehr vertraut miteinander. Sie hätte mich nicht täuschen können. Sie war das unschuldige Opfer der Umstände.» Er schwieg einen Augenblick. «Und», fuhr er fort, «ich glaube auch nicht, dass Linda Arlena umbrachte. Es ist lächerlich – verrückt!»
    «Glauben Sie also», fragte Poirot, «dass dieser Brief eine Fälschung ist?»
    Marshall streckte die Hand aus. Weston reichte ihm den Zettel. Marshall betrachtete ihn noch einmal lange. Dann schüttelte er den Kopf. «Nein», antwortete er unwillig. «Er ist echt. Ich glaube, Linda hat das geschrieben.»
    «Wenn sie ihn also tatsächlich geschrieben hat, so gibt es zwei Erklärungen: Entweder weil sie Arlena tatsächlich umbrachte oder – oder sie schrieb ihn, um jemand andern zu schützen, jemand, der in Verdacht geraten war.»
    «Sie meinen mich?», fragte Marshall.
    «Es wäre doch möglich, oder etwa nicht?»
    Marshall überlegte einen Augenblick, dann antwortete er ruhig: «Nein, mir scheint dieser Gedanke völlig absurd zu sein. Vielleicht merkte Linda, dass ich anfangs unter Verdacht stand, den Mord begangen zu haben. Aber später wusste sie ganz genau, dass das vorbei war – dass die Polizei mein Alibi glaubte und in einer anderen Richtung suchte.»
    «Vielleicht», sagte Poirot, «ging es gar nicht darum, dass Sie verdächtigt wurden. Vielleicht glaubte sie, dass Sie schuldig sind.»
    Marshall starrte ihn entgeistert an. «Das ist doch absurd!» Er lachte rau auf.
    «Ich weiß nicht recht. Es gibt, wie Sie wissen, verschiedene Theorien über Mrs Marshalls Tod. Da ist einmal die Möglichkeit, dass sie erpresst wurde, dass sie an jenem Morgen mit dem Erpresser verabredet war, der sie dann tötete. Dann gibt es die Annahme, dass die Feenbucht und die Feenhöhle von einem Rauschgiftring als Stützpunkt benutzt wird. Und dass Ihre Frau ermordet wurde, weil sie das zufällig entdeckte. Und es besteht noch eine dritte Möglichkeit – dass sie von einem religiösen Fanatiker umgebracht wurde. Und die vierte Möglichkeit? Sie werden von Ihrer Frau viel Geld erben, Captain Marshall!»
    «Ich habe Ihnen doch eben erklärt, dass…»
    «Ja, ja, ich weiß, es ist unmöglich, dass Sie Ihre Frau getötet haben – aber angenommen, jemand hat Ihnen geholfen?»
    «Was, zum Teufel, meinen Sie damit?» Zum ersten Mal zeigte Marshall, wie erregt er war. Er erhob sich halb aus

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