Das Bourne-Attentat
mehr für ihn tun konnte. Er musste davon ausgehen, dass Arkadin Jens zum Museum gefolgt war und auf ihn gewartet hatte.
Bourne bog um dieselbe Ecke wie die Museumswächterin und sah, dass sie ebenfalls gezögert hatte und im Begriff war, kehrtzumachen – doch als sie sah, dass Bourne sie verfolgte, lief sie wieder los. Sie flüchtete sich in eine Gasse. Bourne folgte ihr und sah, wie sie auf einen Wellblechzaun sprang, hinter dem eine Baustelle lag, auf der verschiedene Baumaschinen herumstanden. Sie zog sich hoch und schwang sich über den Zaun.
Bourne übersprang den Zaun wenige Augenblicke später und sah gerade noch, wie die Frau sich hinter einem Bulldozer zu verstecken versuchte. Als er zu ihr lief, schwang sie sich ins Fahrerhaus und versuchte verzweifelt, den Motor zu starten.
Bourne war schon ganz nah, als plötzlich der Motor ansprang. Sie legte den Rückwärtsgang ein und rollte direkt auf ihn zu. Sie hatte sich ein sehr schwerfälliges Fahrzeug ausgesucht, und er hatte keine Mühe, zur Seite zu springen und sich auf das Fahrzeug zu schwingen. Der Bulldozer machte einen Ruck, als sie versuchte, den ersten Gang einzulegen, doch Bourne war schon bei ihr im Fahrerhaus.
Sie wollte ihre Pistole ziehen, doch gleichzeitig versuchte sie den Bulldozer zu steuern, und so fiel es Bourne nicht schwer, ihr die Waffe aus der Hand zu schlagen. Sie fiel vor ihre Füße, und er beförderte sie mit dem Fuß von ihr weg. Dann griff er hinüber und stellte den Motor ab. Im nächsten Augenblick schlug die Frau die Hände vors Gesicht und brach in Tränen aus.
»Das ist dein Schlamassel«, sagte Deron.
Soraya nickte. »Das weiß ich.«
»Du bist damit zu uns gekommen, zu Kiki und mir.«
»Ich übernehme die volle Verantwortung.«
»In diesem Fall«, sagte Deron, »denke ich, dass wir uns die Verantwortung teilen. Wir hätten auch Nein sagen können, aber wir haben es nicht getan. Jetzt sind wir alle in Gefahr, nicht nur Tyrone und Jason.«
Sie saßen in einem gemütlichen Zimmer in Derons Haus, auf einem Ecksofa gegenüber einem Steinkamin, über dem ein großer Plasmafernseher hing. Auf einem niedrigen Holztisch standen Getränke, die jedoch keiner von ihnen anrührte. Deron und Soraya saßen einander gegenüber. Kiki hatte sich in der Ecke des Sofas wie eine Katze zusammengerollt.
»Tyrone geht’s total dreckig«, sagte Soraya. »Ich habe gesehen, was sie mit ihm machen.«
»Moment«, wandte Deron ein und beugte sich vor. »Es ist ein Unterschied zwischen Wahrnehmung und Realität. Lass dich von denen nicht täuschen. Sie werden es nicht riskieren, Tyrone etwas anzutun. Er ist ihr einziges Druckmittel, um dich dazu zu bringen, sie zu Jason zu führen.«
Soraya spürte, wie die Angst aufs Neue in ihr hochkam, und sie schenkte sich einen Scotch ein. Sie schwenkte die Flüssigkeit im Glas und atmete das reiche Aroma ein, das sie an Heidekraut und Karamell erinnerte. Jason hatte ihr einmal erzählt, dass ein Anblick, ein Geruch oder der Ton einer Stimme bei ihm verschüttete Erinnerungen wachrufen konnte.
Sie nippte von dem Scotch und spürte, wie sich das Feuer bis hinunter in den Magen ausbreitete. Im Moment wünschte sie sich, sie könnte irgendwo anders sein, in einem ganz anderen Leben – aber das war nun einmal das Leben, das sie sich ausgesucht hatte, und sie musste sich mit den Entscheidungen auseinandersetzen, die sie selbst getroffen hatte. Es ließ sich nun einmal nicht ändern – sie konnte ihre Freunde nicht im Stich lassen. Sie musste dafür sorgen, dass ihnen nichts passierte. Die quälende Frage war, wie sie das erreichen konnte.
Deron hatte recht, was LaValle und Kendall betraf. Es war ein psychologischer Trick gewesen, mit ihr hinunter in die Verhörzelle zu gehen. Was sie sie hatten sehen lassen, war nicht viel. Sie setzten darauf, dass Soraya sich selbst das Schlimmste vorstellte, so dass sie schließlich nachgab und Jason an sie auslieferte, damit die NSA ihn dem Präsidenten präsentieren konnte wie eine Trophäe – der lebende Beweis, dass sie etwas geschafft hatten, was der CI nicht gelungen war, und dass LaValle es sich verdient hatte, die CI zu übernehmen.
Sie nahm noch einen Schluck von ihrem Scotch, während Deron und Kiki geduldig warteten, dass sie ihren Fehler verarbeitete, damit sie ihn hinter sich lassen und nach vorne schauen konnte. Aber sie wusste, dass die Initiative von ihr ausgehen musste, dass sie es war, die einen Plan für einen Gegenschlag finden musste. Das
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