Das Bourne Duell
essen.
»Ich fahre Sie nach Puerto Peñasco«, sagte Antonio.
Soraya steckte den letzten Bissen ihrer Chilaquiles in den Mund. »Sie haben sicher etwas Besseres zu tun. Schließlich verdienen Sie an mir kein Geld mehr.«
Antonio verzog das Gesicht. Auf der Fahrt nach Nogales
hatte er ihr verraten, dass sein richtiger Name Antonio Jardines sei. Contreras war nur der Name, unter dem er als Pollero aktiv war. »Jetzt beleidigen Sie mich aber. Behandelt man so den Mann, der einem das Leben gerettet hat?«
»Ich bin Ihnen natürlich dankbar«, sagte Soraya und sah ihn an. »Was ich nicht verstehe, ist, warum Sie ein solches Risiko eingehen, um mir zu helfen.«
»Wie soll ich es erklären?« Antonio schlürfte seinen Café de Olla. »Mein Leben spielt sich zwischen Nogales in Arizona und Nogales hier in Sonora ab. Ein verdammt langweiliges Stück Wüste, das schon viele Männer zu Trinkern gemacht hat. Der Job, den ich hier mache, ist mein einziger Lebensinhalt, und glauben Sie mir, das ist nicht viel.« Er breitete die Hände aus. »Es gibt auch noch etwas anderes. Hier in dieser Gegend verkümmert man innerlich – und so ist es in ganz Lateinamerika. Keiner kümmert sich um irgendwas oder irgendwen, außer darum, wie er zu Geld kommt.« Er trank seinen Kaffee aus. »Dann kommen Sie daher.«
Soraya dachte über seine Worte nach. Sie ließ sich Zeit, weil sie keinen Fehler machen wollte, auch wenn man sich hier nie sicher sein konnte. »Ich will nicht mit dem Auto nach Puerto Peñasco fahren«, sagte sie schließlich. Sie hatte beim Essen die ganze Zeit darüber nachgedacht. Dass Antonio herausgefunden hatte, dass Arkadin ein Schnellboot hatte, brachte sie schließlich zu einer Entscheidung. »Ich will mit dem Boot dort ankommen.«
Antonios Augen funkelten. Dann wedelte er mit dem Zeigefinger. »Das meine ich. Sie denken nicht wie eine
Frau, Sie denken wie ein Mann. Genau das würde ich auch tun.«
»Kann Ihr Freund im Jachthafen das arrangieren?«
Er lachte. »Sehen Sie, Sie brauchen meine Hilfe.«
Bourne schlug noch einmal zu. Ottavio Moreno hatte mit Platzpatronen auf ihn geschossen, und das Blut stammte aus einem Beutel mit Schweineblut, den er aufgerissen hatte. Coven steckte die Schläge weg und knallte ihm den Pistolengriff gegen die Stirn. Bourne packte ihn am Handgelenk und drehte es mit aller Kraft herum. Er erwischte einen Finger und brach ihn. Die Glock flog durch das Wohnzimmer und blieb beim Kamin liegen.
Bourne stieß Coven von sich herunter und wollte aufspringen, doch Coven trat ihm das Bein weg, und Bourne stürzte nach hinten. Im nächsten Augenblick war Coven über ihm und rammte ihm die Faust ins Gesicht, wieder und immer wieder, bis Bourne sich nicht mehr rührte. Coven stand auf und holte mit dem Fuß aus, um Bourne einen mächtigen Tritt in die Rippen zu verpassen. Mit einer unmerklichen Bewegung packte Bourne den Fuß, bevor er getroffen wurde, und drehte den Knöchel ruckartig nach links.
Coven stieß einen grunzenden Laut aus, als der Knöchel brach. Er landete hart am Boden, rollte sich ab und kroch auf Ellbogen und Knien zum Kamin hinüber, wo seine Glock lag.
Bourne schnappte sich eine Messingskulptur von einem Beistelltisch und schleuderte sie ihm nach. Die Skulptur traf Coven am Hinterkopf, sodass der Mann mit Kinn und Nase gegen den Boden krachte. Seine
Zähne klappten zusammen, und Blut strömte aus seiner Nase. Unbeirrt griff er nach der Pistole, schwang sie in einer fließenden Bewegung herum und drückte ab. Die Kugel schlug neben Bournes Kopf in den Tisch ein, sodass er umkippte und mitsamt der Lampe darauf auf Bourne fiel.
Er wollte noch einmal feuern, doch Bourne stürzte sich auf ihn und rang ihn nieder. Coven schnappte sich den Schürhaken und schlug mit aller Kraft zu. Bourne warf sich zur Seite, und der Schürhaken krachte auf den Fußboden. Coven stach damit zu, erwischte Bournes Jacke und hielt ihn so am Boden fest. Er rammte das Ende des Hakens ins Holz, dann nahm er die Ascheschaufel, setzte Bourne den langen Messinggriff an die Kehle und drückte mit seinem ganzen Gewicht zu.
Es waren knapp zweihundert Kilometer von Nogales nach Las Conchas, wo ein Kollege von Antonios Kumpel mit dem Boot wartete. Sie hatte um ein großes, auffälliges Boot gebeten, das Arkadins Aufmerksamkeit auf sich ziehen würde. Bevor sie ausliefen, hatte sie sich noch den gewagtesten Bikini gekauft, den sie finden konnte. Als sie ihn probeweise anzog, fielen Antonio fast die
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