Das Bourne Duell
Büsche, dann schlug er dem Mann einige Male ins Gesicht, um ihn aufzuwecken.
»Wer bist du?«, fragte Bourne. »Für wen arbeitest du?«
Die schwarzen Augen blickten ausdruckslos zu ihm auf. Bourne beugte sich hinunter, packte das lädierte Knie des Scharfschützen und drückte zu. Der Mann riss die Augen weit auf und hielt den Atem an, aber es kam kein Laut aus seinem Mund. Doch das würde sich ändern, schwor sich Bourne. Dieser Mann hatte einen Menschen erschossen und einen schwer verletzt. Er zwang seinen Mund auf und drückte ihm die Faust hinein. Der Mann würgte und versuchte sich wegzudrehen, doch Bourne hatte ihn fest im Griff. Verzweifelt riss er die Hände hoch, doch Bourne schlug sie zur Seite und drückte ihm die Faust noch tiefer hinein.
Tränen traten dem Mann in die Augen, er hustete und würgte, dann hob sich sein Magen und er wollte sich erbrechen, doch es konnte nichts heraus. Er drohte zu ersticken. In seiner Todesangst nickte er, so gut er konnte.
Als Bourne seine Faust herauszog, drehte sich der Mann auf die Seite und erbrach sich mit tränenden Augen und laufender Nase. Er zitterte am ganzen Körper. Bourne fasste ihn an den Schultern und drehte ihn wieder auf den Rücken. Das Gesicht des Mannes war ein Bild des Elends; er sah aus wie ein junger Kerl, der bei einer Schlägerei einiges abbekommen hatte.
»Also«, begann Bourne. »Wer bist du und für wen arbeitest du?«
»Fa… Fa… Farid Lever.« Er hatte verständlicherweise Mühe zu sprechen.
Bourne hielt den französischen Pass hoch. »Noch eine Lüge, und ich stopfe dir den hier in die Kehle, und ich schwöre dir, ich zieh ihn nicht wieder heraus.«
Der Scharfschütze schluckte und zuckte zusammen, als er den säuerlichen Geschmack in seinem Mund spürte. »Farid Kazmi. Ich arbeite für Jalal Essai.«
Bourne versuchte es mit einem Schuss ins Blaue. »Severus Domna?«
»Das war früher.« Kazmi musste innehalten, um zu Atem zu kommen oder seinen trockenen Mund zu befeuchten. »Ich brauche Wasser. Hast du Wasser?«
»Diese zwei Männer, die du niedergeschossen hast, haben auch kein Wasser. Der eine braucht keines mehr – er ist tot, der andere lebt noch, aber Wasser gibt ihm auch keiner«, sagte Bourne. »Also, sprich weiter. Jalal Essai …«
»Jalal war bei Severus Domna. Er hat mit ihnen gebrochen.«
»Das ist sicher gefährlich. Er muss einen verdammt guten Grund haben.«
»Den Ring.«
»Warum?«
Kazmis Zunge kam heraus, um seine trockenen Lippen zu befeuchten. »Er gehört ihm. Jahrelang dachte er, der Ring wäre verloren gegangen, aber jetzt weiß er, dass ihn sein Bruder gestohlen hat. Sie haben ihn.«
Dann ist Jalal Essai also Hollys verhasster Onkel , dachte Bourne. Das Puzzle nahm langsam Gestalt an. Auf der einen Seite Holly, die einfach nur das Leben genießen wollte, auf der anderen Seite ihr Onkel Jalal, der religiöse Extremist. Konnte es sein, dass Hollys Vater Marokko verlassen hatte, um sie vor seinem Bruder zu schützen? Und wer hatte sich später, nach seinem Tod, zwischen Holly und ihren Onkel gestellt? Eine kurze Erinnerung blitzte in ihm auf, und er wusste, dass er es
war. Holly hatte ihn irgendwie dazu gebracht, sie vor Jalal Essai zu beschützen. Das hatte er auch getan, aber es war letztlich die bizarre Beziehung zwischen Holly, Tracy, Perlis und Diego Herrera, die sie zugrunde richtete – eine Beziehung, von der sie ihm nichts erzählt hatte. Perlis erfuhr irgendwann von dem Ring und tötete sie, um ihn zu bekommen.
»Ich sollte den Ring um jeden Preis beschaffen«, sagte Kazmi und holte Bourne damit in die Gegenwart zurück.
»Egal wie viele Menschenleben es kostet.«
Kazmi nickte und zuckte vor Schmerz zusammen. Doch in seinen schwarzen Augen war ein seltsames Funkeln. »Und Jalal wird ihn auch bekommen.«
»Wie kommst du darauf?«
Ein gelassener Ausdruck erschien in Kazmis Gesicht, und Bourne griff rasch nach seinem Mund, doch es war schon zu spät. Kazmi hatte einen falschen Zahn aufgebissen, und das Zyanid darin begann schon zu wirken.
Bourne setzte sich auf den Boden. Als Kazmi seinen letzten Atemzug gemacht hatte, stand er auf und ging zum Haus zurück.
Peter Marks lag am Boden, ohne sich zu rühren. Durch jede Bewegung hätte er noch mehr Blut verloren. Er war noch nie im Einsatz verwundet worden – ja, er hatte auch sonst nie einen Unfall erlitten. Er war noch nie von der Leiter gefallen oder auf der Treppe gestürzt. Wie tot lag er da, lauschte seinen eigenen
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