Das Bourne Duell
verborgen war.
Bourne hörte Chrissie rufen, und nach der Angst in ihrer Stimme zu schließen, musste sie schon öfter gerufen haben. Er kroch ans andere Ende des Opels zurück. »Ich bin okay«, rief er. »Bleibt drinnen, bis ich euch hole.«
Er wartete noch ein paar Augenblicke, dann sprintete er aus der Deckung direkt auf die Bäume zu. Ein Kugelhagel schlug in den Opel ein. Bourne hatte vom Beginn des Angriffs an die Schüsse mitgezählt. Und wie erwartet, hörte der Schütze auf zu feuern, weil er nachladen musste. Die paar Sekunden genügten Bourne, um den Schutz der Bäume zu erreichen. Jetzt begann die Jagd.
Er tauchte in das Halbdunkel zwischen den Kiefern und Eichen ein. Da und dort funkelte das Licht wie kleine Diamanten durch das Blätterdach der Bäume, die sich im Wind wiegten. Tief geduckt huschte Bourne durchs Unterholz und achtete darauf, nicht auf einen Zweig oder einen Kiefernzapfen zu treten und sich durch das Knacken zu verraten. Er machte kein Geräusch. Alle fünf, sechs Schritte blieb er stehen, sah sich um und lauschte, so wie es ein Fuchs oder ein Hermelin machen würde, wenn er sowohl nach Beute als auch nach Feinden Ausschau hielt.
Da sah er etwas aufblitzen, schwarz und braun, aber so kurz, dass man es kaum registrierte. Er schlich auf die Stelle zu. Einen Moment überlegte er, ob er auf einen
Baum klettern sollte, um sich der Stelle von oben zu nähern, doch er fürchtete, dass er sich im Geäst durch ein Geräusch verraten würde. Schließlich änderte er die Richtung und machte einen Bogen, um sich von der Seite an den Scharfschützen heranzupirschen. Immer wieder blickte er hinter sich und nach oben, um sich zu vergewissern, dass er nicht seinerseits überrascht wurde.
Als er vor sich Metall aufblitzen sah, beschleunigte er seine Schritte. Er lugte hinter dem Stamm einer Eiche hervor und sah die rechte Schulter und die Hüfte des Schützen. Er duckte sich ins dichte Unterholz und näherte sich dann dem Mann von hinten. Durch eine schmale Lücke zwischen zwei Kiefern hatte er eine ausgezeichnete Sicht auf die Haustür und die Auffahrt. Bourne sah Ottavio Moreno in einer Blutlache am Boden liegen. Marks war hinter Morenos Opel verborgen. Der Scharfschütze wartete vermutlich darauf, dass sich irgendjemand bewegte. Er schien jeden erschießen zu wollen, der aus dem Haus kam. War er von der NSA, der CI oder ein Soldat von Severus Domna? Es gab nur einen Weg, es herauszufinden.
Bourne näherte sich langsam und vorsichtig, doch im letzten Augenblick musste der Schütze sein Kommen gespürt haben, denn er stieß ihm den Kolben seines Dragunow SVD in den Bauch. Dann wirbelte er herum und schlug ihm den Lauf des Gewehrs gegen die Schulter. Er war schlank, hatte ein flaches Gesicht, kleine schwarze Augen und eine eingedrückte Nase.
Er schlug noch einmal zu, und Bourne ging in die Knie und landete nach einem weiteren Schlag mit dem Gewehr auf dem Rücken. Der Mann drückte ihm den Lauf gegen das Herz.
»Keine Bewegung«, sagte er. »Und jetzt gib mir den Ring.«
»Welchen Ring?«
Der Scharfschütze schlug ihm mit dem Lauf gegen den Kiefer. Doch im gleichen Moment trat ihm Bourne mit aller Kraft gegen das Knie. Es bog sich nach hinten, die Knochen knackten, und der Schütze rang nach Luft. Bourne rollte sich zur Seite, als der Mann abdrückte. Die Kugel schlug in den Boden ein und spaltete ein altes, halb verrottetes Brett mit langen Nägeln.
Auf ein Knie gestützt, schwang der Schütze das Gewehr wie eine Keule, um Bourne auf Distanz zu halten, während er sich bemühte, wieder zu Atem zu kommen. Schließlich nahm er seine ganze Kraft zusammen und stand wieder auf. In diesem Moment versetzte ihm Bourne einen Stoß mit der Schulter. Sie gingen beide zu Boden, und der Mann versuchte Bourne auf das Brett mit den Nägeln zu drücken. Bourne drehte sich weg, und sie kämpften um das Gewehr, bis Bourne den Ellbogen hochriss und ihn dem Mann gegen den Kehlkopf rammte. Der Schütze begann zu würgen, und Bourne hämmerte ihm die Faust gegen die Schläfe. Der Körper des Mannes erschlaffte.
Bourne sah sich seine Hände an, fand aber keinen Ring. Dann durchsuchte er die Taschen und fand einen französischen Pass auf den Namen Farid Lever, doch der Pass konnte natürlich gefälscht sein. Lever – oder wie immer er hieß – hatte fünftausend britische Pfund, zweitausend Euro und einen Autoschlüssel bei sich.
Bourne leerte das Magazin der Waffe und warf das Scharfschützengewehr in die
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