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Das Bourne Duell

Das Bourne Duell

Titel: Das Bourne Duell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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als würde sie nahtlos von einem Albtraum in den nächsten wechseln. Sie fragte sich, wie sie es aushalten sollte, in seiner Nähe zu sein und mit ihm
zu sprechen, nach dem, was er Moira angetan hatte. Wenn er wenigstens eine Spur von Reue gezeigt hätte. Aber alles, was er gesagt hatte, war: »Sie ist mein Feind.« Und das bedeutete natürlich, dass auch sie selbst für ihn ein Feind war und dass ihr das Gleiche oder noch Schlimmeres passieren konnte.
    Ohne dass sie ein Wort wechselten, führte er sie zu seinem Wagen, und sie fuhren zurück zum Kloster.
    »Was willst du jetzt noch von mir?«, fragte sie ihn mit düsterer Stimme.
    »Oh, ich glaube, ich kann dich noch gut gebrauchen«, antwortete er. »Du wirst meine Waffe sein.«
     
    Als sie das Kloster betraten, begann Arkadin sofort zu packen. »Während du dir Sorgen gemacht hast, hab ich schon für uns gebucht.«
    »Für uns?«
    »Ja«, sagte er, ohne zu zögern. »Wir zwei machen eine Reise nach Tineghir.«
    »Mir dreht sich der Magen um bei der Vorstellung, mit dir irgendwohin zu gehen.«
    Er wandte sich zu ihr um. »Ich glaube, dass du mir in Marokko nützlich sein wirst, darum will ich dich nicht töten. Aber ich werd’s tun, wenn du mir keine Wahl lässt.« Er machte mit dem Packen weiter. »Im Gegensatz zu dir weiß ich, wie man das Beste aus einer Situation macht.«
    In diesem Augenblick sah Soraya den Laptop, der für sie zu einem großen Mysterium geworden war. Arkadin hatte auf seine Art recht, dachte sie. Genauso wie Moira recht hatte. Es war Zeit, ihre persönlichen Gefühle beiseitezuschieben, auch wenn es noch so abscheulich war,
was er getan hatte. Es war Zeit, sich professionell zu verhalten und das Beste aus der Situation zu machen.
    »Ich wollte schon immer den Hohen Atlas sehen«, sagte sie.
    »Siehst du?« Er steckte den Laptop in eine Tasche. »War doch gar nicht so schwer, oder?«
     
    Jalal Essai saß in einem unauffälligen Auto, das er heute früh gestohlen hatte, und sah Willard aus dem Monition-Klub kommen. Er bewegte sich nicht so, als hätte ihn die Empfangsdame abgewiesen oder er vergeblich darauf gewartet, mit einem Vertreter des Klubs sprechen zu können. Er sprang vielmehr tänzelnd wie Fred Astaire die Treppe herunter, so als hätte er eine beschwingte Melodie im Kopf. Es gefiel Essai gar nicht, dass Willard so gut gelaunt wirkte, und er spürte, wie sich seine Nackenhaare aufstellten.
    Essais Leben war ständig bedroht, und er wusste als ehemaliger Angehöriger der Organisation am besten, dass es letztlich seinen Tod bedeuten würde, wenn er sich rein passiv verhielt und vielleicht versuchte zu flüchten. Sie würden ihn weiter verfolgen, bis sie es irgendwann schafften, ihn zur Strecke zu bringen. Unter diesen Umständen gab es nur einen Weg, wie er am Leben bleiben konnte.
    Willard bog um die Ecke und blieb stehen, um sich nach einem Taxi umzusehen. Essai fuhr neben ihn und ließ das Beifahrerfenster herunter.
    »Kann ich Sie mitnehmen?«, fragte er.
    Willard zuckte zurück, als wäre er beleidigt worden. »Nein, danke«, sagte er und blickte sich weiter nach einem leeren Taxi um.
    »Mr. Willard, bitte steigen Sie ein.«
    Als Willard sich wieder dem Wagen zuwandte, sah er direkt in den Lauf einer EAA-Hunter-Witness-Pistole.
    »Kommen Sie schon«, fügte der Mann hinzu, »wir wollen doch hier keine Szene machen.«
    Willard öffnete die Tür und setzte sich wortlos auf den Beifahrersitz.
    »Wie, wenn ich fragen darf, wollen Sie den Wagen lenken und mich gleichzeitig in Schach halten?«
    Wie als Antwort knallte ihm Essai den Lauf der Pistole gegen die Schläfe. Willard seufzte und verdrehte die Augen. Essai lehnte den Bewusstlosen gegen das Fenster und steckte die Waffe zurück ins Schulterholster. Dann wartete er auf eine Lücke und ordnete sich in den Verkehr ein.
    Er fuhr Richtung Süden, und als hätte er eine unsichtbare Grenzlinie überquert, sah man statt der großen Regierungsgebäude plötzlich nur noch Geschäfte, FastFood-Restaurants und Eckkneipen. Vor den Bars lungerten junge Männer in Kapuzenpullis herum und tauschten kleine Päckchen mit irgendwelchen Drogen gegen ein Bündel Geldscheine. Alte Männer saßen vor den Häusern, den Kopf in die Hände gestützt oder gegen die grauen Steinstufen gelehnt, die Augen halb geschlossen und mit dem Kopf nickend. Man sah nach und nach immer weniger Weiße, und bald gar keine mehr. Das hier war ein anderes Washington – eines, das Touristen nie zu sehen bekamen. Politiker

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