Das Bourne Duell
ausdruckslos und wie aus weiter Ferne, aber er musste immer irgendeinen Winkel in den Büros des FSB-2 finden, von wo er anrufen konnte. »Es gibt Neuigkeiten über Arkadin.«
»Endlich!« Oserow richtete sich abrupt auf, und sein Herz begann augenblicklich schneller zu schlagen.
»Nach dem Bericht, den ich gerade hereinbekommen habe, ist er unterwegs nach Marokko«, sagte Dakajew. »Die Gegend von Ouarzazate. Genau gesagt, ein Ort namens Tineghir im Hohen Atlas.«
»Was zum Henker will er in einem Scheißkaff in Marokko?«
»Das weiß ich nicht«, antwortete Dakajew. »Wir haben nur die Information bekommen, dass er dorthin unterwegs ist.«
Das ist meine Chance , dachte Oserow und sprang auf. Wenn ich die nicht nutze, kann ich mir gleich meine Tokarew in den Mund stecken . Zum ersten Mal seit jener Nacht in Bangalore spürte er wieder seine alten Lebensgeister. Sein Misserfolg hatte ihn gelähmt und innerlich aufgefressen. Er wusste nicht mehr, was er tat, vor lauter Scham und Wut.
Er rief seinen Assistenten herein und teilte ihm mit, was er vorhatte.
»Sorg dafür, dass ich hier wegkomme«, befahl er. »Ich will den nächsten Flug, der in die richtige Richtung geht.«
»Weiß Maslow, dass du weg willst?«
»Weiß deine Frau, dass du eine Geliebte namens Ivana Istvanskaja hast?«
Sein Assistent zog sich hastig zurück.
Oserow wandte sich ab und begann sich einen Plan zurechtzulegen. Jetzt, wo er eine zweite Chance hatte, schwor er sich, dass er sie nutzen würde.
Bourne hob die Hände. Gleichzeitig versetzte er Professor Giles einen Tritt ins Kreuz. Als Giles auf die drei Bewaffneten zustolperte, wirbelte Bourne herum, machte zwei schnelle Schritte zum offenen Fenster und sprang hindurch.
Draußen sprintete er los, doch als er zum benachbarten Universitätsgebäude kam, sah er sich gezwungen, seine Schritte zu verlangsamen, um nicht aufzufallen. Rasch zog er seinen Mantel aus und stopfte ihn in eine Mülltonne. Er blickte sich um und fand eine Gruppe von Erwachsenen, wahrscheinlich Professoren, die von einem Gebäude zum nächsten gingen. Ohne zu zögern, schloss er sich ihnen an.
Wenige Augenblicke später kamen die beiden Killer von Severus Domna aus dem Centre gerannt. Sie trennten sich sofort nach militärischer Art.
Einer der Männer lief in seine Richtung, doch er hatte Bourne noch nicht gesehen, der rasch auf die andere Seite der Gruppe wechselte. Die Professoren diskutierten über den Einfluss bestimmter deutscher Philosophen wie Nietzsche auf die Nationalsozialisten und insbesondere auf Hitler.
Bourne wusste, dass er kaum noch die Gelegenheit bekommen würde, Professor Giles allein zu erwischen, deshalb wollte er sich jede weitere Begegnung mit Severus Domna ersparen. Die Organisation war wie eine Hydra; wenn man ihr einen Kopf abschlug, wuchsen sofort zwei neue nach.
Der Killer, der seine Waffe unter dem Mantel verborgen hatte, näherte sich den Gelehrten, die nichts ahnend ihre philosophische Debatte führten. Bourne drehte dem Bewaffneten den Rücken zu, der gewiss nach einem Mann im schwarzen Mantel suchte. Bourne musste jeden kleinen Vorteil nutzen, der sich ihm bot.
Die Professoren stiegen die Treppe hinauf und traten nacheinander in das Universitätsgebäude ein. Bourne diskutierte mit einem weißhaarigen Professor über die Entwicklung der deutschen Sprache, während er ebenfalls das Haus betrat.
Der Killer reagierte, als er Bournes Spiegelbild in der Glastür sah. Zwei Stufen auf einmal nehmend, versuchte er sich durch die Gruppe zu drängen, doch die Professoren zeigten für ein so rüpelhaftes Benehmen wenig Verständnis. Obwohl sie alle nicht mehr die Jüngsten waren, traten sie dem Mann wie eine Wand entgegen, in der Art einer Phalanx, wie sie die römischen Soldaten einst gebildet hatten, wenn sie gegen ihre barbarischen Feinde marschierten. Der Killer, der nicht mit einem solchen Widerstand gerechnet hatte, wich zurück.
Das gab Bourne die Zeit, die er brauchte, um sich von der Gruppe zu lösen und über den Gang zu huschen, wo die Geräusche von gemessenen Schritten und leisen Gesprächen vom Marmorboden widerhallten. Durch eine Reihe quadratischer Fenster hoch oben in der Wand fiel das Sonnenlicht auf die Köpfe der Studenten wie ein Segen von oben. Eine Holztür nach der anderen zog an Bourne vorbei, während er zum Hinterausgang eilte.
Als er um die Ecke bog, um über einen kurzen Gang zur Hintertür zu gelangen, tauchte der Killer von Severus Domna in der Tür
Weitere Kostenlose Bücher