Das Bourne Duell
El-Arian, es kann ja sein, dass Sie ein Gelehrter sind, aber das ist gewiss nicht alles, was Sie sind.«
El-Arian betrachtete ihn einige Augenblicke schweigend. »Ich glaube nicht, Mr. Willard«, sagte er schließlich, »dass das, was ich Ihnen erzähle, für Sie wirklich nichts als ein Märchen ist.« Er nahm das Buch und blätterte um. »Und wir wollen doch bitte nicht vergessen, dass Sie es sind, der hergekommen ist, um etwas zu erfahren, so nehme ich an.« Seine Augen strahlten für einen Moment in einem fast fröhlichen Ausdruck. »Oder wollten Sie sich hier anstellen lassen, um uns zu unterwandern, so wie Sie es bei der NSA gemacht haben?«
»Es überrascht mich, dass Sie davon wissen – das ist ja nicht allgemein bekannt.«
»Mr. Willard«, sagte El-Arian, »es gibt nichts, was wir über Sie nicht wüssten. Einschließlich Ihrer Rolle bei Treadstone.«
Ah, jetzt kommen wir endlich zum Kern der Sache , dachte Willard. Er wartete und sah Benjamin El-Arian mit
einem völlig neutralen Blick an, so als wäre der Mann eine Spinne, die mitten in ihrem Netz saß.
»Ich weiß, dass Treadstone ein zentrales Thema für Sie ist«, fuhr El-Arian fort, »darum sage ich Ihnen einfach, was ich weiß. Bitte zögern Sie nicht, mich zu korrigieren, wenn ich etwas Falsches sage. Treadstone wurde von Alexander Conklin im Rahmen der Central Intelligence gestartet. Sein Programm brachte nur zwei Absolventen hervor – Leonid Danilowitsch Arkadin und Jason Bourne. Jetzt haben Sie Treadstone wieder ins Leben gerufen – mit dem Kapital, das Ihnen Oliver Liss zur Verfügung gestellt hat. Aber Liss schreibt Ihnen ganz genau vor, was Sie zu tun haben – viel mehr, als es die CI bei Ihrem Vorgänger getan hat.« Er hielt inne, um Willard Gelegenheit zu geben, ihn zu korrigieren oder etwas einzuwenden. Als sein Gast schwieg, nickte er. »Aber das ist alles nur ein Vorspiel.« Er tippte wieder mit dem Finger auf das Buch vor ihm. »Liss hat Ihnen die Anweisung gegeben, den Goldring mit dieser Inschrift zu finden – darum wird es Sie vielleicht interessieren, dass er nicht unabhängig agiert.«
Willard spannte sich an. »Für wen arbeite ich dann wirklich?«
El-Arians Lächeln hatte etwas Süffisantes. »Nun, so wie alles in dieser Sache ist auch das etwas kompliziert. Der Mann, von dem er die finanziellen Mittel und die Informationen bekommen hat, ist Jalal Essai.«
»Nie gehört.«
»Sollen Sie auch gar nicht. Jalal Essai bewegt sich nicht in Ihren Kreisen. Ja, Essai achtet, so wie ich, sehr darauf, Leuten wie Ihnen unbekannt zu bleiben. Er ist ein Mitglied des Monition-Klubs – oder vielmehr war er das. Wissen Sie, dieser Ring galt jahrelang als verloren. Er ist der einzige seiner Art, wie Sie gleich verstehen werden.«
El-Arian stand auf, ging zu den Bücherregalen hinüber und drückte auf einen verborgenen Knopf. Ein Regal schwang nach vorne und förderte ein Teeservice zutage, komplett mit einer ziselierten Messingkanne, einem Teller mit verschiedenen Kuchenstücken und sechs Gläsern, so schmal wie Schnapsgläser, aber ungefähr dreimal so hoch. Er lud alles auf ein Tablett und brachte es zum Tisch.
Fast zeremoniell schenkte er ihnen Tee ein, dann zeigte er auf den Kuchenteller, um Willard aufzufordern, sich zu bedienen. Schließlich setzte er sich und genoss seinen Tee. Es war, wie Willard feststellte, süßer Minztee, ein marokkanisches Nationalgetränk.
»Kommen wir wieder zur Sache«, sagte El-Arian, nahm sich ein kleines Kuchenstück und steckte es in den Mund. »Was uns die Gravur des Rings sagte, ist Folgendes: König Salomos Gold ist eine Tatsache, kein Märchen. Die Inschrift enthält bestimmte ugaritische Zeichen. Salomo beschäftigte eine ganze Schar von Sehern – einige von ihnen waren auch in der Alchemie bewandert. Sie hatten entdeckt, wie man Blei zu Gold machen konnte, indem man bestimmte ugaritische Worte und Sätze sprach und dazu die geheimen Verfahren anwandte, die sie selbst entwickelt hatten.«
Willard saß einen Moment lang staunend da. Er wusste nicht, ob er lachen oder weinen sollte. »Blei zu Gold?«, sagte er schließlich. »Sie meinen das so, wie Sie es sagen?«
»Genau so.« El-Arian steckte sich noch ein Stück Kuchen
in den Mund. »Das ist die Lösung des scheinbar unlösbaren Rätsels, das ich Ihnen vorhin geschildert habe, nämlich wie Salomo es geschafft haben kann, in seinem kurzen Leben solche Unmengen Gold anzuhäufen.«
Willard schien leicht ungeduldig zu werden. »Ist
Weitere Kostenlose Bücher