Das Bourne Duell
es das, was ihr hier macht? Irgendwelchen Märchen nachjagen?«
El-Arian sah ihn mit seinem geheimnisvollen Lächeln an. »Wie ich schon sagte – Sie können jederzeit gehen. Und doch werden Sie es nicht tun.«
Um ihm zu zeigen, dass das keineswegs sicher war, stand Willard auf. »Woher wollen Sie das wissen?«
»Einfach weil die Vorstellung zu faszinierend ist, auch wenn Sie noch nicht überzeugt sind.«
Willard sah ihn seinerseits mit einem geheimnisvollen Lächeln an. »Auch wenn es nur ein Märchen ist.«
El-Arian schob seinen Stuhl zurück und ging zu dem Regalteil, hinter dem er den Tee geholt hatte. Er griff in die dunkle Nische, zog etwas hervor, kam damit zurück und legte es vor Willard auf den Tisch.
Willard sah El-Arian einen Moment in die Augen, dann senkte er den Blick. Er hob die goldene Münze auf. Sie schien sehr alt zu sein und enthielt eine eigenartige Prägung – ein Pentagramm, außerdem die Buchstaben GRAM, MA, TUM, TL, TRA, jeweils in den Zwischenräumen zwischen den Zacken des Sterns. Im Zentrum des Sterns befand sich ein Symbol, das jedoch durch die Abnutzung nicht mehr richtig zu erkennen war.
»Der Pentagramm-Stern ist das Siegel König Salomos, wenngleich manche Quellen von einem sechszackigen Stern schreiben, andere von einem Kreuz mit hebräischen Buchstaben, manche sogar von einem keltischen
Knoten. Aber es war das Pentagramm, das in den Ring eingraviert war, den er immer trug und von dem es hieß, dass er magische Kräfte habe. Er war angeblich gegen Dämonen wirksam und verlieh ihm die Gabe, mit Tieren zu sprechen.«
Willard lachte. »Sie glauben diesen Unsinn doch nicht etwa?«
»Nein, natürlich nicht«, sagte El-Arian. »Andererseits stammt diese Goldmünze zweifellos aus Salomos Schatz.«
»Wie können Sie sich da so sicher sein?«, erwiderte Willard. »Es gibt keinen Experten auf der Welt, der Ihnen das bestätigen könnte.«
El-Arian sah ihn wieder mit seinem rätselhaften Lächeln an. »Erstens haben wir ihr Alter festgestellt. Aber was noch wichtiger ist – wir haben noch etwas anderes entdeckt«, fügte er hinzu. »Drehen Sie die Münze bitte um.«
Willard sah mit Staunen, dass die andere Seite der Münze ganz anders aussah.
»Wie Sie sehen, ist diese Seite nicht aus Gold«, sagte El-Arian. »Sie ist aus Blei, dem ursprünglichen Metall, bevor sie zu Gold verwandelt wurde.«
FÜNFZEHN
Moira brach am frühen Morgen von Guadalajara auf und fuhr mitten hinein in das Anbaugebiet der blauen Agave im mexikanischen Bundesstaat Jalisco. Am Himmel zogen nur einige wenige Wolken über das weite Blau. Es versprach ein heißer Tag zu werden, und gegen Mittag musste sie die Autofenster schließen und die Klimaanlage einschalten. Sie verlor immer wieder den Handy-Empfang, und ohne GPS hatte sie Mühe, Amatitán zu finden.
Sie nutzte die Zeit, um ihr Gespräch mit Roberto Corellos einzuordnen. Warum hatte er ihr gesagt, dass er Berengária die Leitung des Geschäfts ihres Bruders übertragen hatte? Es machte sie stutzig, dass er sein eigenes Geschäft von einer Frau abhängig machte. Moira hatte schon oft Männer wie Corellos getroffen, und ihre Vorstellung von Frauen war immer die gleiche. Für sie waren Frauen fürs Bumsen, Kochen und Kinderkriegen da, mehr erwarteten sie nicht von ihnen.
Stundenlang dachte sie über diese Fragen nach, bis sie schließlich Amatitán vor sich sah. Corellos hatte ein brennendes Verlangen nach Rache. Für einen heißblütigen Mann wie ihn war Rache eine Frage der Ehre. Seinem Cousin Hörner aufzusetzen würde ihm nicht
genügen. Es klang plausibel, dass er Narsico genau zu dem Leben zwingen wollte, dem sein Cousin immer hatte entfliehen wollen. Das war Rache.
Wenn Berengária wirklich das Drogengeschäft geerbt hatte, dann bedeutete das, dass ein Mann hinter den Kulissen die Fäden zog. Aber wer? Das wollte ihr Corellos nicht sagen, und sie hatte nichts, was sie gegen diese Information tauschen konnte, außer ihrem Körper, aber so weit würde sie nicht gehen.
Berengária war wieder eine andere Geschichte. Sie mochte ja ein Piranha sein, wie Corellos gesagt hatte, aber Moira hatte schon öfter mit Piranhas zu tun gehabt. Was ihr am merkwürdigsten vorkam, war, dass es Corellos überhaupt nicht zu beunruhigen schien, dass derjenige, der den Laptop gestohlen hatte, damit auch Gustavos Kundenliste bekam. Sie konnte sich das nur so erklären, dass Corellos bereits mit dem Betreffenden im Geschäft war.
Zu beiden Seiten der Straße zogen
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