Das Bourne Imperium
Drogerie?«
»Ich möchte nicht, dass man dich hier sieht. Deine Beschreibung ist inzwischen sicher schon überall.«
»Das verstehe ich, aber kannst du dich sehen lassen? Ich brauche ein paar Kleinigkeiten.«
»Deine Tage?«
»Nein, meine Füße ! Vaseline, Hautcreme, Sandalen – nein, keine Sandalen, Gummilatschen vielleicht, und Superoxid.«
»Ich will sehen, was sich machen lässt, aber alles kommt jetzt auf Schnelligkeit an.«
»So war das schon das ganze letzte Jahr. Eine schreckliche Tretmühle. Wird das je aufhören, Catherine?«
»Ich werd mir verdammte Mühe geben. Ich mag dich, und außerdem bist du eine Landsmännin, meine Liebe. Und ich bin eine sehr zornige Frau. Und weil wir schon von Frauen reden – wie viele Frauen hast du eigentlich in den heiligen Hallen der CIA oder bei diesen Idioten vom Außenministerium in den Consular Operations gesehen?«
Marie blinzelte, versuchte sich zu erinnern. »Eigentlich gar keine.«
»Scheiß auf die Schweine!«
»In Paris war eine Frau …«
»Eine gibt’s immer, meine Liebe. Geh jetzt auf die Toilette.«
»Ein Auto ist in Hongkong immer ein Klotz am Bein«, sagte Wenzu und sah auf die Uhr an der Wand seines Büros im Hauptquartier von MI-6. Es war 18.34 Uhr. »Wir müssen daher davon ausgehen, dass sie Webbs Frau ein Stück wegbringt und sie versteckt, weil sie ganz bestimmt nicht das
Risiko eingeht, dass ein Taxifahrer sie erkennt. Der Acht-Uhr-Termin ist aufgehoben, die Jagd beginnt jetzt. Wir müssen sie in unsere Gewalt bekommen. Ist da noch irgendetwas, woran wir nicht gedacht haben?«
»Wir könnten den Australier einlochen«, meinte der kleinwüchsige, gut gekleidete Mitarbeiter Wenzus. »In der Ummauerten Stadt haben wir auch etliches einstecken müssen, aber er hat uns in aller Öffentlichkeit blamiert. Wir wissen, wo er abgestiegen ist. Wir könnten ihn uns schnappen.«
»Unter welcher Anklage?«
»Behinderung der Staatsgewalt.«
»Und was würde das bringen?«
Der Untergebene zuckte wütend die Achseln. »Befriedigung, sonst nichts.«
»Sie haben sich Ihre Frage gerade selbst beantwortet. Ihr Stolz ist ohne Belang. Halten Sie sich an die Frau – die Frauen.«
»Sie haben natürlich Recht.«
»Die Polizei hat doch alle Garagen und alle Mietwagenagenturen hier auf der Insel und in Kowloon verständigt, ist das richtig?«
»Ja, Sir. Aber ich muss darauf hinweisen, dass die Staples sich leicht an einen ihrer Freunde – ihrer kanadischen Freunde – wenden könnte, und dann hätte sie einen Wagen, den wir nicht ausfindig machen können.«
»Wir kümmern uns nur um das, was wir kontrollieren können. Außerdem würde ich nach allem, was ich weiß und was ich über die Staples in Erfahrung gebracht habe, sagen, dass sie auf eigene Faust handelt, jedenfalls nicht offiziell sanktioniert. Für den Augenblick wird die sonst niemanden hineinziehen.«
»Wie können Sie das so sicher wissen?«
Wenzu sah seinen Mitarbeiter an; er musste seine Worte sorgfältig wählen. »Reine Vermutung.«
»Ihre Vermutungen stehen in dem Ruf, genau zuzutreffen.«
»Das ist übertrieben. Ich habe nur den gesunden Menschenverstand
auf meiner Seite.« Das Telefon klingelte. Die Hand des Majors schoss vor. »Ja?«
»Polizeizentrale vier«, dröhnte eine Männerstimme.
»Vielen Dank für Ihre Unterstützung, Zentrale vier.«
»Ein Parkhaus Ming hat auf unsere Anfrage reagiert. Für den Mitsubishi AOR ist dort ein Stellplatz gemietet. Name des Besitzers ist Staples. Catherine Staples, eine Kanadierin. Der Wagen ist vor ungefähr fünfunddreißig Minuten abgeholt worden.«
»Das ist sehr hilfreich, Zentrale vier«, sagte Lin. »Danke.« Er legte auf und warf seinem besorgten Mitarbeiter einen Blick zu. »Wir haben jetzt drei weitere Informationen. Zuerst einmal, dass die Anfrage, die wir über Polizeikanäle durchgegeben haben, auch wirklich weitergeleitet worden ist. Zweitens, dass wenigstens eine Garage die Information aufgenommen hat, und drittens, dass Mrs. Staples einen Parkplatz gemietet hat.«
»Immerhin ein Anfang, Sir.«
»Es gibt drei große und wahrscheinlich ein Dutzend kleinere Mietwagenagenturen, ohne die Hotels mitzuzählen, um die wir uns separat kümmern. Damit lässt sich leben – aber die Garagen haben wir natürlich nicht im Griff.«
»Warum nicht?«, fragte der Untergebene. »Im schlimmsten Fall gibt es vielleicht hundert. Wer würde schon in Hongkong eine Garage bauen, wo er genauso gut ein Dutzend Geschäfte
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