Das Bourne Imperium
langsamer geworden. Und dann wurde der Major plötzlich wütend, als er begriff, worauf die Verkehrsstockung zurückzuführen war.
»Diese Idioten sollen doch die Wagen wegschaffen!«, brüllte er. »Schickt sie hier herüber … Nein! Schickt einen zu dem Tor an der Albany Road. Die anderen hierher. Schnell! «
Immer mehr Passanten füllten jetzt die Straßen. Männer
lockerten die Krawatten, die sie den ganzen Tag in ihren Büros getragen hatten, während die Frauen ihre hochhackigen Schuhe in der Tasche verstauten und sie durch Sandalen ersetzten. Männer schlossen sich ihren Frauen an, die mit Kinderwagen auf sie warteten; Liebespaare umarmten sich und schlenderten Arm in Arm zwischen der Blumenpracht dahin. Kinderlachen hallte durch die Gärten – und der Major behielt seinen Posten am Eingang. Marie schluckte; die Panik, die sie erfasst hatte, wuchs. Der Notarztwagen und die zwei Streifenwagen setzten sich jetzt in Bewegung; der Verkehrsfluss normalisierte sich wieder.
Ein Knall! In der Nähe des Notarztwagens hatte ein ungeduldiger Fahrer den Wagen vor sich gerammt. Jetzt konnte der Major nicht mehr anders; ein Unfall so nahe bei seinem Dienstwagen zwang ihn vorzutreten, offenbar um sich zu vergewissern, ob seine Leute in den Vorfall verwickelt waren. Gelegenheiten werden sich anbieten … nutze sie. Jetzt!
Marie rannte um das Gebüsch herum und eilte quer über das Gras, schloss sich vier Leuten an, die auf dem kiesbelegten Weg den Garten verließen. Sie blickte nach rechts, hatte Angst vor dem, was sie sehen würde, wusste aber gleichzeitig, dass sie keine andere Wahl hatte. Und dann sah sie sich in ihren schlimmsten Ängsten bestätigt; der hünenhafte Major hatte die Frauengestalt hinter sich geahnt – oder gesehen. Er hielt einen Augenblick lang unsicher inne und setzte sich dann mit langen Schritten, auf das Tor zu, in Bewegung.
Eine Hupe ertönte; vier kurze, schnelle Huptöne. Das war Catherine, sie winkte ihr durch das offene Fenster ihres kleinen japanischen Wagens zu, während Marie auf die Straße hinausrannte.
»Steig ein!«, schrie Catherine.
»Er hat mich gesehen!«
»Schnell!«
Marie sprang auf den Vordersitz, während Catherine bereits Gas gab und aus der Fahrzeugschlange ausscherte, halb auf den Bürgersteig rollte und sich dann in entgegengesetzter
Richtung in den Verkehr einreihte. Sie bog in eine Seitenstraße und fuhr schnell bis zur nächsten Kreuzung, wo eine Tafel mit einem roten Pfeil nach rechts wies. Central. Business District. Catherine bog nach rechts ab.
»Catherine!«, schrie Marie. »Er hat mich gesehen !«
»Schlimmer noch«, sagte Catherine. »Er hat den Wagen gesehen.«
»Ein zweitüriger grüner Mitsubishi!«, schrie Wenzu in das tragbare Funkgerät. »Zulassungsnummer AOR-Fünf, drei, fünf, null – die Null könnte auch eine Sechs sein, aber das glaube ich nicht. Aber das macht nichts, die ersten drei Buchstaben reichen. Ich möchte, dass das an alle Stationen durchgegeben wird, Noteinsatz, über Polizeifunk! Fahrer und Beifahrer sind festzunehmen, und keine Gespräche mit beiden. Das ist eine Angelegenheit der Regierung. Und es sollen keinerlei Erklärungen abgegeben werden. Kümmern Sie sich darum! Sofort! «
Catherine Staples bog in ein Parkhaus an der Ice House Street. Einen knappen Häuserblock entfernt konnte man die rote Leuchtschrift des Mandarin-Hotels erkennen. »Wir mieten einen Wagen«, sagte Catherine, während sie ihr Ticket von dem Mann hinter dem Schalter entgegennahm. »Ich kenne ein paar Pagen im Hotel.«
»Wir parken? Sie parken?« Der grinsende Angestellte hoffte auf Ersteres.
»Sie parken«, erwiderte Staples und zog ein paar Hongkong-Dollar aus der Handtasche. »Gehen wir«, sagte sie zu Marie gewandt. »Und halte dich rechts von mir, im Schatten, dicht an den Gebäuden. Was machen deine Füße?«
»Dazu will ich lieber nichts sagen.«
»Dann lass es. Wir können jetzt ohnehin nichts machen. Kopf hoch, altes Mädchen.«
»Catherine, hör auf, wie C. Aubrey Smith zu reden.«
»Wer ist das denn?«
»Vergiss es. Ich mag alte Filme. Gehen wir.«
Die beiden Frauen gingen die Straße hinunter, Marie
humpelnd, bis sie einen Seiteneingang des Mandarin erreicht hatten. Sie stiegen die Hoteltreppe hinauf und gingen hinein. »Rechts ist eine Damentoilette, hinter den Geschäften«, sagte Catherine.
»Ich sehe das Schild.«
»Warte dort auf mich. Ich komme, sobald ich alles geregelt habe.«
»Gibt es hier eine
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