Das Bourne Imperium
würde sagen, dass er dich sehr mag.«
»Mich … mag?«
»So kann man das ausdrücken. Es gibt natürlich noch deutlichere Formulierungen.«
Catherine wandte sich ab und sah zum Fenster hinaus. »Großer Gott im Himmel«, flüsterte sie.
»Was ist denn?«
»Vor einer Weile, im Mandarin, aus Gründen ohne Sinn und Verstand angefangen – bei einer albernen Frau in einer Chinchillastola – da habe ich an Owen gedacht.«
»Owen?«
»Mein ehemaliger Mann.«
»Owen Staples? Der Bankier Owen Staples?«
»Das ist mein Name, und das ist mein Mann – das war mein Mann. Damals behielt man einen angeheirateten Namen.«
»Du hast mir nie gesagt, dass du mit Owen Staples verheiratet warst.«
»Du hast mich nie danach gefragt, meine Liebe.«
»Ich habe keine Ahnung, worauf du hinauswillst, Catherine.«
»Ja, das kann ich mir denken«, meinte die und schüttelte den Kopf. »Ich musste daran denken, wie Owen und ich uns vor ein paar Jahren in Toronto begegnet sind. Wir saßen im Mayfair-Club, und ich habe Dinge über ihn erfahren, die ich früher nie geglaubt hätte. Ich war richtig froh für ihn, obwohl der Schweinehund mich fast zum Weinen gebracht hätte.«
»Catherine, was hat das um Himmels willen mit jetzt zu tun?«
»Es hat mit Teng zu tun. Wir saßen auch einmal abends bei ein paar Drinks zusammen, nicht im Mandarin natürlich, aber in einem Café am Wasser, in Kowloon. Er sagte, es wäre nicht gut für mich, wenn ich mit ihm auf der Insel gesehen würde.«
»Warum?«
»Das habe ich damals auch gefragt. Er hat mich damals wohl beschützt, so wie er mich jetzt beschützt. Und ich habe ihn vielleicht missverstanden. Ich nahm an, dass er einfach nur hinter einer zusätzlichen Einnahmequelle her sei, aber das war vielleicht schrecklich falsch.«
»In welcher Hinsicht?«
»Er hat an dem Abend etwas Seltsames gesagt. Er sagte, er wünschte, alles wäre ganz anders, er wünschte, die Unterschiede zwischen den Menschen wären nicht so auffällig und für andere Leute nicht so störend. Ich habe seine Banalitäten natürlich als einen amateurhaften Versuch zur … zur Diplomatie angesehen, wie mein ehemaliger Mann das formuliert hat. Vielleicht war es etwas ganz anderes.«
Marie sah die andere Frau an und lachte dann. »Liebe, liebe Catherine. Der Mann ist in dich verliebt.«
»Du lieber Herrgott von Calgary , das hat mir gerade noch gefehlt!«
Lin Wenzu saß auf dem Vordersitz von Wagen zwei, und sein geduldiger Blick ruhte auf dem Eingang zur Apex-Agentur am Bonham Strand East. Alles war in Ordnung; nur noch wenige Minuten, und er würde die zwei Frauen in Gewahrsam nehmen können. Einer seiner Männer war hineingegangen und hatte mit dem Disponenten gesprochen. Der Agent hatte seinen Ausweis gezeigt, worauf ihm der verängstigte Angestellte die Aufzeichnungen des Abends gezeigt hatte. Es lag tatsächlich eine Bestellung für eine Mrs. Catherine Staples vor, die dann aber wieder gestrichen worden war; der Wagen war jetzt auf den Namen eines Chauffeurs des Hotels eingetragen. Und da Mrs. Catherine Staples den Wagen nicht mehr haben wollte, hatte der Mann auch keinen Anlass gesehen, Polizeizentrale vier zu rufen. Was hätte er denn sagen sollen? Und da der Wagen vom Mandarin reserviert war, würde ihn ganz sicher auch niemand sonst abholen.
Alles war in Ordnung, dachte Lin. Die Erleichterung am Victoria Peak würde ungeheuer sein, sobald er das abgeschottete Haus mit seiner Nachricht erreicht hatte. Der Major wusste ganz genau, was er sagen würde. »Wir haben die Frauen – wir haben die Frau .«
Auf der anderen Straßenseite trat ein Mann in Hemdsärmeln durch die Tür der Agentur. Auf Lin wirkte er etwas zögernd, und da war etwas … plötzlich fuhr ein Taxi vor, und der Major schoss nach vorne, griff nach dem Türgriff – der zögernde Mann in Hemdsärmeln war vergessen.
»Jetzt gut aufpassen, Leute«, sprach Lin in das Mikrofon des Funkgerätes am Armaturenbrett. »Wir müssen schnell handeln und so unauffällig wie möglich. So etwas wie an der Arbuthnot Road darf hier nicht passieren. Und selbstverständlich keine Waffen. Achtung jetzt.«
Aber da war nichts, worauf man hätte aufpassen können; das Taxi fuhr weg, ohne dass jemand ausgestiegen wäre.
»Wagen drei !«, sagte der Major knapp. »Beschaffen Sie sich die Nummer und rufen Sie die Taxigesellschaft an! Über Funk. Ich will genau wissen, was das Taxi hier verloren
hatte! Besser noch, fahren Sie hinterher und tun Sie, was ich
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