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Das Bourne Imperium

Das Bourne Imperium

Titel: Das Bourne Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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und trat in die Liftkabine, den Chinesen zunickend, als die Türen sich schlossen. Bourne blieb sitzen und sah auf die Anzeigetafel, während der Lift nach oben fuhr. Vierzehn, fünfzehn, sechzehn. Jetzt hatte die Kabine das oberste Stockwerk erreicht, auf dem Ardissons Zimmer lag. Jason stand auf und ging zu den Haustelefonen. Er sah auf den Sekundenzeiger seiner Uhr; er konnte die Zeit nur abschätzen, aber ein Mann in erregtem Zustand würde nicht langsam zu seinem Zimmer schlendern, sobald er die Liftkabine verlassen hatte. Das Zimmer verkörperte für ihn Frieden, die Erleichterung des Alleinseins nach mehreren Stunden der Anspannung und der Panik. In einem fremden Land von der Polizei verhört zu werden, war für jeden beunruhigend, und dann ganz besonders erschreckend, wenn zu dem Wissen, dass man in einem Land war, wo Leute häufig ohne Erklärung verschwanden, noch eine unverständliche Sprache und fremdartige Gesichter kamen. Nach einem solchen Schreckenserlebnis würde ein Mann sein Zimmer betreten und vor Furcht und Erschöpfung zitternd zusammenbrechen, sich eine Zigarette nach der anderen anzünden, vergessen, wo er die letzte hingelegt hatte, ein paar starke Drinks nehmen, schnell hintereinander, damit sie schneller wirkten, und dann nach dem Telefon greifen, um sein schreckliches Erlebnis einem Freund mitzuteilen, in der unbewussten Hoffnung, die Nachwirkung dadurch zu lindern, dass er sie mit jemandem teilte. Bourne durfte zulassen, dass Ardisson zusammenbrach und so viel Wein oder Whisky in sich hineinschüttete, wie er vertragen konnte, aber er durfte ihm nicht erlauben zu telefonieren. Er durfte das Schreckliche niemandem mitteilen, der Schrecken durfte nicht nachlassen. Vielmehr musste Ardissons Schrecken noch verstärkt werden, in einem Maße verstärkt, dass er paralysiert war, Angst um sein Leben hatte, wenn er das Zimmer verließ. Siebenundvierzig Sekunden waren verstrichen, jetzt war Zeit, ihn anzurufen.

    »Allo?« Die Stimme klang gequält, atemlos.
    »Ich werde schnell sprechen«, sagte Jason leise auf französisch. »Bleiben Sie, wo Sie sind, und benutzen Sie das Telefon nicht. In genau acht Minuten werde ich an Ihre Tür klopfen, zweimal schnell und dann noch einmal. Lassen Sie mich ein, aber niemanden vor mir. Ganz besonders kein Zimmermädchen und keinen Hoteldiener.«
    »Wer sind Sie?«
    »Ein Landsmann, der mit Ihnen sprechen muss. Um Ihrer eigenen Sicherheit willen. Acht Minuten.« Bourne legte auf und kehrte zu seinem Sessel zurück, zählte die Minuten ab und kalkulierte, wie viel Zeit ein Aufzug brauchen würde, um mit der üblichen Zahl von Passagieren von einem Stockwerk zum nächsten zu gelangen. Vom betreffenden Stockwerk aus reichten dreißig Sekunden, um jedes Zimmer zu erreichen. Sechs Minuten verstrichen, dann stand Jason auf, nickte einem verwirrten Fremden zu, der neben ihm saß, und ging auf die Tür eines Aufzugs zu, dessen Anzeigetafel erkennen ließ, dass er als nächster die Halle erreichen würde. Acht Minuten waren die ideale Zeit, um ein Opfer in Spannung zu versetzen; fünf waren zu knapp, nicht lang genug für das richtige Maß an Spannung. Sechs waren besser, aber sie verstrichen zu schnell. Acht andererseits schufen jene zusätzlichen Momente der Angst, die die Widerstandskraft des Opfers lähmten. Der Plan hatte in Bournes Bewusstsein noch nicht ganz Gestalt angenommen. Nur sein Ziel war kristallklar. Ihm stand sonst nichts mehr zur Wahl, und jeder Instinkt in ihm drängte ihn, den Plan auszuführen. Delta eins wusste, wie der Verstand eines Asiaten arbeitete. In einer Hinsicht hatte sich das seit Jahrhunderten nicht geändert. Geheimhaltung war zehntausend Tiger wert, wenn nicht ein Königreich.
    Er stand vor der Tür von Zimmer 1743 und sah auf die Uhr. Exakt acht Minuten. Er klopfte zweimal, hielt inne und klopfte dann noch einmal. Die Tür ging auf, und ein erschrockener Ardisson starrte ihn an.
    »C’est vous!«, schrie der Geschäftsmann und fuhr sich mit der Hand an den Mund.

    »Oui«, sagte Jason lakonisch und trat ein und schloss die Tür hinter sich. »Wir müssen miteinander sprechen«, fuhr er fort. »Ich muss wissen, was geschehen ist.«
    »Sie! Sie waren auch an diesem schrecklichen Ort. Wir haben miteinander geredet. Sie haben mir meine Plakette genommen! Sie waren schuld an allem !«
    »Haben Sie mich erwähnt?«
    »Das habe ich nicht gewagt. Das hätte so ausgesehen, als ob ich etwas Ungesetzliches getan hätte – indem ich jemand

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