Das Bourne Imperium
Diese Dinger fallen die ganze Zeit herunter, und sie hat ihm sicher eine Ersatzplakette gegeben.
« Die Angestellte nahm die Plakette und blätterte in ihrem Buch, während sie weitersprach. »Ich sage Ihnen, die Idioten, die diese Plaketten herstellen, sind das Geld nicht wert, das man ihnen bezahlt. All diese präzisen Vorschriften, diese strengen Regeln, und wir sehen am Anfang immer so dumm aus. Wer ist wer? « Die Frau hielt inne und deutete mit dem Finger auf eine Eintragung in dem Journal. »Bei allen Geistern, die Unglück bringen«, sagte sie leise und sah zu Bourne auf. »Ich weiß nicht, ob Ihr Schaf verirrt ist, aber ich kann Ihnen sagen, dass es dauernd blökt. Er hält sich für etwas ganz Besonderes und war sehr unfreundlich. Als man ihm sagte, dass kein französisch sprechender Chauffeur zur Verfügung stehe, betrachtete er das als Beleidigung der Ehre seiner Nation und seiner eigenen – die ihm noch wichtiger war. Hier, lesen Sie den Namen. Ich kann ihn nicht aussprechen.«
»Vielen Dank«, sagte Jason.
Anschließend war er zu einem Haustelefon gegangen, das die Aufschrift English trug, und hatte die Vermittlung gebeten, ihn mit Mr. Ardissons Zimmer zu verbinden.
»Sie können selbst wählen, Sir«, sagte der Mann in der Vermittlung mit unverhohlenem Triumph über den technischen Fortschritt in der Stimme. »Es ist Zimmer eins-sieben-vier-drei. Ein sehr schönes Zimmer. Schöner Ausblick auf die Verbotene Stadt.«
»Vielen Dank.« Bourne hatte die Nummer gewählt. Niemand hatte sich gemeldet. Monsieur Ardisson war noch nicht zurückgekehrt. So wie die Dinge lagen, würde er vielleicht noch eine ganze Weile nicht zurückkehren. Trotzdem, ein Schaf, das dauernd blökte, würde nicht stumm bleiben, wenn seine Würde beeinträchtigt oder seine Geschäfte gefährdet waren. Jason beschloss zu warten. Langsam nahm ein Plan Umrisse an. Es war eine verzweifelte Strategie, die nur auf Möglichkeiten beruhte, aber es war seine letzte Chance. Er kaufte sich am Zeitungsstand ein französisches Magazin, das bereits einen Monat alt war, und setzte sich. Plötzlich fühlte er sich müde und hilflos.
Das Gesicht Maries drängte sich auf David Webbs inneren
Bildschirm, und dann erfüllte der Klang ihrer Stimme sein Bewusstsein, hallte in seinen Ohren nach, hinderte ihn am Denken und erzeugte einen bohrenden Schmerz in seiner Stirn. Jason Bourne musste seine ganze Kraft einsetzen, um das Bild loszuwerden. Der Bildschirm wurde wieder dunkel, und ein schroffer Befehl, den eine eiskalte Stimme sprach, hallte in sein inneres Ohr. Hör auf! Jetzt ist keine Zeit dafür. Konzentriere dich auf das, woran du denken musst. Sonst nichts!
Jasons Blick schweifte immer wieder ab und kehrte zum Eingang zurück. Die Gäste in der Halle des Ostflügels waren von internationaler Herkunft, ein Gemisch von Sprachen, von Kleidung aus der Fifth und der Madison Avenue, aus der Savile Row, der Rue St. Honoré und der Via Condotti und den etwas gedeckteren Farben, die für Deutschland und die skandinavischen Länder typisch waren. Die Gäste schlenderten in die hell beleuchteten Läden, wunderten sich über die Apotheke, die nur chinesische Arzneimittel verkaufte, und drängten sich um die Souvenirläden neben einer großen Reliefkarte der Welt, die eine ganze Wand bedeckte. Hier und da trat jemand mit Gefolge durch die Pendeltüren, und dann verbeugten sich beflissene Dolmetscher und übersetzten zwischen uniformierten Regierungsbeamten, die sich alle Mühe gaben, leger zu wirken, und müden Geschäftsleuten von der anderen Seite des Globus, deren Augen noch vom Jet-lag glasig waren. Dies mochte Rotchina sein, aber das Zeremoniell der Verhandlung war älter als der Kapitalismus, und die Kapitalisten, die sich ihrer Ermüdung bewusst waren, würden erst dann wieder über Geschäfte sprechen, wenn sie klar denken konnten. Bravo Adam Smith und David Hume.
Da war er! Jean Louis Ardisson wurde von nicht weniger als vier chinesischen Bürokraten durch die Tür geleitet, und alle waren sichtlich darum bemüht, ihn zu besänftigen. Einer eilte voraus, zum Spirituosengeschäft in der Halle, während die anderen ihn am Aufzug aufhielten und dauernd über den Dolmetscher auf ihn einschnatterten. Jetzt kam der Mann, der vorausgeeilt war, mit einer Plastiktüte
zurück, die unter dem Gewicht einiger Flaschen zu reißen drohte. Alle lächelten und verbeugten sich, als die Aufzugtüren sich öffneten. Jean Louis Ardisson nahm seinen Tribut entgegen
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