Das Bourne Imperium
offenkundig, dass er darauf hoffte, einer seiner Vorgesetzten unter den Bögen des Großen Roten Tores werde seine Aufmerksamkeit bemerken. Und einer tat das auch.
»Gibt es ein Problem?«, fragte ein Soldat und kam mit schnellen Schritten auf den Bus zu, indem er sich seinen Weg durch die Touristenschar hinter Bourne bahnte.
Gelegenheiten werden sich anbieten …
»Es gibt kein Problem«, sagte Jason schroff, beinahe arrogant, auf chinesisch, zog den Zettel von seiner Führerin hervor und drückte ihn dem jungen Offizier in die Hand. »Es sei denn, Sie wollen die Verantwortung dafür übernehmen, dass ich eine wichtige Besprechung mit einer Delegation der Handelskommission versäume, deren militärischer Leiter ein General Liang Soundso ist.«
»Sie sprechen die chinesische Sprache.« Verblüfft blickte der Soldat von dem Zettel auf.
»Ich würde sagen, das ist offenkundig. General Liang sagt das auch.«
»Ich verstehe Ihren Zorn nicht.«
»Vielleicht werden Sie General Liang besser verstehen«, unterbrach Bourne.
»Ich kenne keinen General Liang, Sir, aber es gibt ja schließlich so viele Generäle. Haben Sie sich über die Tour geärgert?«
»Ich ärgere mich über die Idioten, die mir gesagt haben, es handle sich um einen dreistündigen Ausflug, wo sich jetzt herausstellt, dass es fünf Stunden sind! Wenn ich diese Besprechung wegen der Unfähigkeit dieser Leute verpasse, wird es ein paar sehr erregte Mitglieder der Kommission geben, darunter auch einen mächtigen General der Volksarmee, der großes Interesse daran hat, gewisse Käufe in Frankreich zu tätigen.« Jason hielt inne, hob die Hand und fuhr dann schnell mit verbindlicher Stimme fort: »Wenn ich andererseits rechtzeitig hinkomme, werde ich ganz bestimmt jeden – namentlich – lobend erwähnen, der mir dabei behilflich ist.«
»Ich werde Ihnen helfen, Herr!«, sagte der junge Offizier mit leuchtenden Augen. »Dieser kranke Walfisch von einem Bus würde mehr als eine Stunde brauchen, und auch das nur, wenn dieser armselige Fahrer nicht von der Straße abkommt. Ich habe ein viel schnelleres Fahrzeug zur Verfügung, und einen sehr guten Fahrer, der Sie geleiten wird. Ich würde es selbst tun, aber ich darf meinen Posten nicht verlassen.«
»Ich werde Ihren Diensteifer bei dem General zu rühmen wissen.«
»Das ist mir angeboren, Sir. Mein Name ist …«
»Ja, geben Sie mir Ihren Namen. Schreiben Sie ihn auf diesen Zettel.«
Bourne saß in der von geschäftigem Treiben erfüllten Halle im Ostflügel des Beijing-Hotels. Eine halb zusammengefaltete
Zeitung bedeckte sein Gesicht, die er so hielt, dass er selbst die Eingangstüren sehen konnte. Er wartete, hielt nach Jean Louis Ardisson aus Paris Ausschau. Es war für Jason nicht schwierig gewesen, seinen Namen zu erfahren. Vor zwanzig Minuten war er an den Touristenschalter gegangen und hatte in seinem besten Mandarin zur Angestellten dort gesagt: »Tut mir Leid, Sie belästigen zu müssen, aber ich bin der Chefdolmetscher für sämtliche französischen Delegationen, die hier mit Ihrer Regierung verhandeln, und fürchte, dass ich eines meiner verirrten Schafe verloren habe.«
»Sie müssen ein guter Dolmetscher sein. Sie sprechen ausgezeichnet Chinesisch. Was ist mit Ihrem … verirrten Schaf passiert?« Die Frau gestattete sich ein leichtes Kichern über seine Formulierung.
»Das weiß ich nicht genau. Wir saßen in der Cafeteria beim Kaffee und wollten uns gerade seinen Terminplan ansehen, als er plötzlich auf die Uhr sah und sagte, er würde mich später anrufen. Er wollte einen der Fünf-Stunden-Ausflüge mitmachen und hatte sich offenbar bereits verspätet. Für mich war das etwas unerfreulich, aber ich weiß ja schließlich, wie es ist, wenn die Touristen in Peking ankommen. Sie sind überwältigt.«
»Ja, ich glaube schon«, nickte die Angestellte. »Aber was können wir für Sie tun?«
»Ich muss wissen, wie sein Name geschrieben wird, ob er einen Vornamen hat oder zwei – alle Einzelheiten eben, die auf den Regierungspapieren enthalten sein müssen, die ich für ihn ausfüllen werde.«
»Aber wie können wir Ihnen helfen?«
»Er hat das in der Cafeteria liegen lassen.« Jason hielt ihr die Plakette des französischen Geschäftsmannes hin. »Ich weiß nicht, wie er es überhaupt geschafft hat, mit der Gruppe mitzukommen.«
Die Frau lachte und griff unter ihren Tresen nach dem Journal. »Man hat ihm gesagt, wo die Busse abfahren, und die Führerin hat eine Liste.
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